Verwirrung und Unsicherheit nach Wahlen in Brasilien
Das Wichtigste in Kürze
- Drei Wochen nach den Wahlen in Brasilien sorgt Jair Bolsonaro für Unruhe und Verwirrung.
- Mehrere Wähler sind nach den ersten Ankündigungen bereits enttäuscht.
- Offiziell tritt der Rechtskonservative sein Amt erst am 1. Januar 2019 an.
Nach einem von Skandalen und Gewalt geprägten Wahlkampf machte vor drei Wochen der rechtskonservative Jair Bolsonaro das Rennen um das Amt des Präsidenten in Brasilien. Obwohl seine Amtszeit erst am 1. Januar 2019 beginnt, scheint es, als wäre er bereits im Dienst.
Bolsonaro verliert Rückhalt
Kaum ein Tag vergeht ohne die Ankündigung einer weiteren umstrittenen Massnahme. Während ein Teil seiner Anhänger immer noch überzeugt ist von den Qualitäten ihres Präsidenten, reagieren andere schockiert auf die von Bolsonaro angekündigten Reformen. Die mediale Aufmerksamkeit ist ihm sicher: Auch drei Wochen nach den Wahlen beherrscht sein Konterfei die Titelseiten der Tageszeitungen in Brasilien.
Eine der Ankündigungen Bolsonaros, die für Aufruhr sorgten, war die Aussage, das Ministerium für Arbeit abschaffen und in «irgendein anderes Ministerium» integrieren zu wollen. Nachdem es zu Protesten der Angestellten des Ministeriums und breiter Kritik in der Öffentlichkeit kam, nahm er eine Woche später das Gesagte zurück und versprach das weitere Bestehen des Ministeriums.
Umstrittene Minister
Auch die Bekanntgabe einiger Personen, die unter der Regierung Bolsonaro Ministerposten erhalten sollen, hat für Gesprächsstoff gesorgt. Darunter Sergio Moro als Justizminister – der Richter, der Ex-Präsident Lula zu acht Jahren Haft verurteilt hat. Dieser Schritt wurde insbesondere von der Linken als «Belohnung» Moros für die Verurteilung Lulas betrachtet. Ob die bereits bekannt gegebenen Personen am Ende tatsächlich alle ihre Posten antreten, ist angesichts Bolsonaros häufigen Meinungsänderungen noch alles andere als sicher.
Viele Reaktionen im Internet
Viele Gegner Bolsonaros machen ihrer Besorgnis und ihrem Frust in den Sozialen Medien Luft. Einige lachen sich aber auch ins Fäustchen. So erscheinen täglich unzählige Memes und andere Beiträge mit Hashtags wie #euavisei (ich habe euch gewarnt). Die enttäuschten Bolsonaro-Fans haben sich bis jetzt noch nicht offiziell in Gruppen zusammengeschlossen, kommentieren aber die Ankündigungen Bolsonaros ebenfalls auf Social Media.
Diese Posts werden dann wiederum feixend von der Gegenseite aufgenommen und in Gruppen wie «Bolsominions arrependidos» (reuige Bolsonaro-Fans) auf Instagram oder auf dem Twitter-Account @bolsoregrets geteilt. Es bleibt abzuwarten, ob Bolsonaro bei seinem Amtsantritt immer noch eine Mehrheit der brasilianischen Wählerschaft hinter sich hat.