Wahlen: Erlangt Grönland bald Unabhängigkeit?
Die aktuellen Wahlen könnten Grönland Unabhängigkeit bringen. Die Inselbewohner träumen von Souveränität, doch die Herausforderungen sind gewaltig.

Grönland steht vor einer richtungsweisenden Wahl, die die Zukunft des Landes massgeblich prägen könnte. Vier von sechs Parteien sprechen sich für Unabhängigkeit aus, wie auch die «Zeit» berichtet.
Premierminister Múte B. Egede sieht die Unabhängigkeit als langfristiges Ziel und fordert Reformen im Verhältnis zu Dänemark. Die Oppositionspartei Naleraq setzt derweil auf einen konkreten Zeitplan und will laut «Euronews» bis 2035 unabhängig sein.
Die Debatte wird durch geopolitische Interessen angeheizt, insbesondere durch die USA. Donald Trump hatte bereits 2019 Interesse am Kauf Grönlands geäussert und zuletzt weitere derartige Vorstösse formuliert.
Zeitplan für Unabhängigkeit
Trumps Aussagen haben die Unabhängigkeitsbewegung gemäss «Zeit» deutlich befeuert, die Inselbewohner fühlen sich von Dänemark und den USA gleichermassen bedrängt. Sie fordern laut «Euronews» mehr Kontrolle über ihre Ressourcen und eine stärkere Eigenständigkeit.

Die Regierungspartei Inuit Ataqatigiit verfolgt eine vorsichtige Strategie in Richtung Unabhängigkeit. Sie lehnt riskante Schritte ab und setzt laut «Zeit» auf langfristige Stabilität.
Die Oppositionspartei Naleraq hingegen sieht in der Erschliessung von Rohstoffen eine Chance für wirtschaftliche Autonomie. Sie befürwortet ausländische Investitionen, auch aus den USA und China.
Wirtschaftliche Abhängigkeit
Grönlands wirtschaftliche Abhängigkeit von Dänemark bleibt derweil ein zentraler Streitpunkt. Vor allem der jährliche Zuschuss von 3,9 Milliarden dänischen Kronen (rund 500 Millionen Franken) stellt eine Herausforderung dar.

Viele Grönländer möchten diese Abhängigkeit reduzieren, ohne ihre soziale Sicherheit zu gefährden. Die Parteien sind sich jedoch uneinig, wie dies erreicht werden soll.
Internationale Reaktionen
Die EU beobachtet die Entwicklungen in Grönland mit Sorge, Vertreter betonen die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und warnen vor Isolation.
Die USA sehen in Grönland strategisches Potenzial und zeigen verstärkt Interesse an den reichen Rohstoffvorkommen der Insel.
Dänemark betont weiterhin seine Unterstützung für Grönlands Autonomiebestrebungen. Eine vollständige Abspaltung möchte das Land laut «Euronews» jedoch vermeiden.
Bewegte Geschichte
Grönland wurde vor etwa 4'400 Jahren von Inuit besiedelt. Im 10. Jahrhundert kamen Wikinger unter Erik dem Roten hinzu.
Seit dem 18. Jahrhundert ist die Insel Teil des dänischen Königreichs, 1979 erhielt sie Autonomie, 2009 folgte eine erweiterte Selbstverwaltung. Heute ist Grönland wirtschaftlich stark von Dänemark abhängig.