36 Länder sind am Brics-Gipfel in Russland vertreten. Für Wladimir Putin eine weitere Möglichkeit, zu zeigen, dass er international nicht isoliert ist.
Wladimir Putin Brics
Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt am 18. Oktober 2024 am Brics-Wirtschaftsforum in Moskau, Russland, teil. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im russischen Kasan findet bis am Donnerstag der Brics-Gipfel statt.
  • Beim Gipfel geht es aber für Putin nicht nur um ein Zeichen an den Westen.
  • Ziel sei etwa die Schaffung von internationalen und US-unabhängigen Handelsplattformen.
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Zweieinhalb Jahre nach seinem Befehl zum Angriff auf die Ukraine präsentiert sich Russlands Präsident Wladimir Putin als Gastgeber: Für verbündete und neutrale Staaten beim Gipfeltreffen der sogenannten Brics-Gruppe.

In Kasan werden bis Donnerstag 24 ausländische Staats- und Regierungschefs erwartet.

Die Abkürzung Brics steht für die Anfangsbuchstaben der ersten fünf Mitglieder der Staatengruppe aufstrebender Industrienationen: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Wichtigster Gast in Kasan ist der chinesische Staatschef Xi Jinping, mit dem Putin heute noch bilateral sprechen wird.

Wladimir Putin kann zeigen, «dass er international nicht isoliert ist»

36 Länder sind nach Angaben von Putins Berater Juri Uschakow vertreten. In den Unterredungen des Kremlchefs mit Gästen wie UN-Generalsekretär António Guterres werde auch die Ukraine Thema sein, kündigte Uschakow an.

Doch wie wichtig ist dieser Gipfel für Wladimir Putin und was will er dabei erreichen?

Der Brics-Gipfel habe eine wichtige symbolische Bedeutung, erklärt Osteuropa-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen. «Putin kann damit zeigen, dass er international nicht isoliert ist.»

Wladimir Putin Brics
Der Brics-Gipfel findet bis am Donnerstag in der russischen Stadt Kasan statt.
Wladimir Putin Brics-Gipfel
Laut Osteuropa-Experten zeige Wladimir Putin mit dem Gipfel, dass ihn der Westen nicht isolieren könne.
Wladimir Putin Brics-Gipfel
Damit könne er auch zeigen, dass eine alternative Weltordnung zum Westen am Entstehen sei.
Wladimir Putin Brics-Gipfel Xi
Während etwa China auf eine Beendigung des Ukraine-Krieges drängen würde, werde Putin weiter für Verständnis für den Krieg werben.
Wladimir Putin Brics-Gipfel
Man sollte die Einheit der Brics-Staaten nicht überschätzen, erklärt Osteuropa-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen.

Das sieht auch Nicolas Hayoz, Osteuropa-Experte von der Universität Freiburg, so. Und ergänzt: «Wladimir Putin ist in diesem Klub, in dem die meisten Länder Autokratien sind, unter seinesgleichen. Damit kann er auch zeigen, dass eine alternative Weltordnung zum Westen am Entstehen ist.»

Wladimir Putin wirbt für Verständnis für Krieg

Bei dem Gipfel gehe es laut Schmid um die Schaffung von internationalen Handelsplattformen, die unabhängig von den USA seien: «Russland arbeitet an einer Dedollarisierung des internationalen Handels. Und will Mechanismen schaffen, mit denen es die Sanktionen des Westens umgehen kann», sagt der Experte.

Gemäss Hayoz werde sich Putin sicher erhoffen, in wirtschaftlicher Hinsicht stärkere Unterstützung zu erhalten, um die westlichen Sanktionen zu kompensieren. «Da läuft ja einiges beispielsweise mit Indien, China und so weiter.»

Wladimir Putin Brics-Gipfel
Wladimir Putin wird laut Osteuropa-Experte Nicolas Hayoz aber auch militärische Unterstützung bei einigen Ländern suchen, sagt Osteuropa-Experte Nicolas Hayoz. - keystone

Ausserdem gehe es Putin auch darum, die distanzierte Haltung des globalen Südens gegenüber dem Ukraine-Krieg zu bewahren, wie Schmid erläutert. «Russland arbeitet nicht darauf hin, die Brics-Staaten auf seine Seite zu bringen. Es reicht, wenn sie nicht die Sanktionen des Westens gegen Russland übernehmen.»

Dennoch glaubt Hayoz, dass der russische Präsident bei einigen Ländern auch militärische Unterstützung suchen wird. Das gehe wahrscheinlich nur bei einigen Ländern, wie beispielsweise dem Iran.

Einheit der Brics-Staaten «sollte man nicht überschätzen»

Andere grosse «Player des Brics-Klubs» wie Indien und China würden zur Beendigung des Ukraine-Krieges drängen. Gleichzeitig wolle Putin weiter für Verständnis für den Krieg werben. «Wie das zusammengeht, weiss man nicht. Da wird wahrscheinlich vieles hinter den offiziellen Verlautbarungen ablaufen.»

Glaubst du, dass Wladimir Putin sich noch lange an der Macht halten kann?

Dass die Staatsoberhäupter der Brics-Staaten nach Russland reisen, solle dem Westen zeigen, dass es eine multipolare Weltordnung gebe, so Schmid. «Allerdings sollte man die Einheit der Brics-Staaten nicht überschätzen: China und Indien sind offene Rivalen und mit Iran hat man ein hochproblematisches Mitglied in der Organisation.»

Hayoz fügt hinzu: «Die Länder der Brics-Staaten, die zum ‹Global East› gehören, versuchen eine gegen die westlichen Demokratien gerichtete Politik zu entwickeln.

Insgesamt gesehen, ist das aber ein Klub von sehr heterogenen Ländern mit ganz unterschiedlichen Interessen.» Da könne man nicht sehen, wie sie gemeinsame Strukturen beziehungsweise Interessen entwickeln könnten.

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