WM 2022: Gastarbeiter schufteten in Katar für 130 Franken im Monat
Ein Gastarbeiter für die WM 2022 in Katar berichtet von falschen Versprechen. Mit dem geringen Lohn konnte er nicht mal die Schulden zurückzahlen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein nepalesischer Gastarbeiter berichtet von falschen Versprechen von Katar.
- Statt rund 225 erhielt er nur 130 Franken – zu wenig, um die Schulden zu begleichen.
- Um die Stelle zu bekommen, musste er eine Vermittlungsgebühr von 1000 Dollar bezahlen.
Wegen der WM 2022 steht Katars Umgang mit Arbeitsmigranten aus meist ärmeren Ländern im Fokus. Unzählige Arbeiter haben beim Bau der Stadien und Infrastruktur für die Weltmeisterschaft ihr Leben verloren. Viele berichten von unmenschlichen Arbeitsbedingungen und geringem Lohn.
Adhik Adhikari arbeitete auch in Katar und erzählt gegenüber SRF von seinen Erfahrungen. Als der Nepalese den Arbeitsvertrag aus Katar erhalten habe, habe er sich sehr gefreut. Er habe gehofft, dass Lionel Messi in dem Stadion spielen werde, das von ihm mitgebaut worden sei.
900 Riyal (rund 225 Franken) wurden ihm als Monatsgehalt versprochen, erzählt der heute 27-Jährige. Doch «es war alles anders als versprochen». Das Unternehmen bezahlte ihm 650 Riyal und zog 150 Riyal ab für Unterkunft und Verpflegung. Die umgerechnet 130 Franken reichten kaum für etwas – nicht, um die Familie zu unterstützen, nicht, um die Schulden zurückzuzahlen.
Denn Adhik Adhikari musste, wie praktisch alle Arbeitsmigranten, eine Vermittlungsgebühr bezahlen. Für diese 1000 US-Dollar musste er einen Kredit aufnehmen. Das Geld bekam er nicht vom katarischen Arbeitgeber zurück, obwohl die Vermittlungsagentur es versprochen hatte. Auch die Reise nach Katar musste der Nepalese selbst bezahlen.
WM 2022: Arbeitsmigranten brauchten Erlaubnis für Jobwechsel
Mit Schulden kam er in Katar an und konnte diese mit seinem geringen Lohn nicht begleichen. Deshalb wollte Adhik Adhikari den Job wechseln. Der Arbeitgeber muss in Katar sein Einverständnis dafür geben. Jener des Nepalesen tat dies zuerst nicht und entliess ihn dann.
«Ich hatte kein Geld, niemand half mir», sagt Adhik Adhikari, «ich war total verloren.» Er reiste dann zurück nach Nepal. Bis heute wartet er auf den zurückbehaltenen Lohn für die 33 Monate Arbeit, die er geleistet hatte.
400'000 Gastarbeiter aus Nepal arbeiteten an den Stadien für die WM 2022. Viele machten ähnliche Erfahrungen wie Adhikari. Gemäss der nepalesischen Menschenrechtsorganisation Equidem mussten fast alle eine hohe Vermittlungsgebühr bezahlen. In den meisten Fällen musste dafür ein Kredit mit bis zu 60 Prozent Zinsen aufgenommen werden.
Die Gebühr sei illegal, sagt Equidem-Chef Rameshwar Nepal gegenüber SRF. Der Arbeitgeber in Katar müsste auch die Kosten für die Migration übernehmen. Doch alle würden beide Augen zudrücken und die Not der Gastarbeiter ausnutzen. «Die finanzielle Ausnutzung ist das grösste Problem.»