WM 2022: Iranischen Hymnen-Verweigerern drohen harte Strafen
An der WM 2022 blieben die iranischen Spieler bei ihrer Hymne ganz still. In der Heimat drohen ihnen deswegen sogar Anklage und Gefängnis.
Das Wichtigste in Kürze
- Der stille Protest der iranischen Fussballer an der WM hat hohe Wellen geschlagen.
- Wie genau die Führung in Teheran darauf reagieren wird, ist schwer abzuschätzen.
- Weniger bekannte Fussballer erhielten wegen Solidaritätsbekundungen harte Strafen.
Diese Bilder von der WM 2022 gingen um die Welt: Die iranischen Fussballer blieben beim Abspielen der Hymne im Vorfeld ihres Auftaktspiels am Sonntag komplett stumm! Auch verzichteten sie bei ihren Toren bei der 2:6-Niederlage gegen England auf jeglichen Jubel.
Es war eine klare Geste zur Unterstützung der landesweiten Proteste gegen das Regime in Teheran. Aktivisten hatten vor der Partie auf eine Solidaritätsbekundung der Spieler gehofft und diese bekommen.
Den Demonstrierenden im Land könnte diese Aktion der Fussballer nun neuen Mut machen. Doch dem Team an der WM 2022 selbst drohen jetzt harte Strafen. Wie genau die Führung in Teheran auf das Schweigen bei der Nationalhymne reagieren wird, ist aber schwer zu sagen.
Wie der «Spiegel» erwähnt soll dem Team bereits vor Turnierstart gesagt worden sein, dass sie bei Protest kein Geld bekämen. Es ist gut möglich, dass ihnen erst nach der Rückkehr in die Heimat Konsequenzen drohen. Möglich sind Zeitsperren oder sogar das Ende ihrer Nationalmannschaftskarriere.
Kehren Iran-Stars nach WM 2022 gar nicht in die Heimat zurück
Weniger bedeutende Spieler sollen wegen ihren Solidaritätsbekundungen zuletzt vorgeladen, suspendiert oder sogar inhaftiert worden sein. Aber auch prominenten Fussballer werden vom Regime nicht geschützt: Legende Ali Karimi wurde in Abwesenheit wegen angeblicher Anstiftung zu Unruhen angeklagt.
Denkbar ist auch, dass einige Stars aus der iranischen Nati nach dem Protest gar nicht in die Heimat zurückkehren. Die Hälfte der Spieler steht nämlich im Ausland unter Vertrag. Bekannteste Beispiele: Doppeltorschütze Taremi bei Porto, Azmoun bei Leverkusen oder Ghoddos bei Brentford.
Ein sofortiger Ausschluss der beteiligten Spieler ist hingegen kaum vorstellbar. Schliesslich möchte Iran seine weiteren WM-Spiele noch bestreiten. Aus Sicht Teherans hat die Aktion international jetzt schon zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Sichtbare Sanktionen würden die Blamage für das Regime nur noch schlimmer machen, schreibt der «Spiegel».