WM 2022: Katar-Securitys gehen verstärkt gegen iranische Fans vor

Simon Binz
Simon Binz

Qatar,

Sicherheitskräfte bei der WM 2022 sollen verstärkt gegen Irans Protestbefürworter vorgegangen sein. Reicht der Einfluss Teherans bis nach Katar?

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Unterstützer der Proteste im Iran bei einem Spiel in Katar an der WM 2022. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • In den WM-Stadien sind iranische Protestbefürworter von Katar-Securitys attackiert worden.
  • Es gibt Berichte, nach denen die Sicherheitskräfte Shirts oder auch Fahnen einzogen.
  • Geleakte Aussagen eines Iran-Generals lassen auf ein systematisches Vorgehen schliessen.

Katarische Sicherheitskräfte sollen bei der WM 2022 verstärkt gegen Irans Protestbefürworter vorgegangen sein. Ein Mann erzählt dem «Spiegel» etwa, dass er und seine Frau sich wegen eines schwarzen T-Shirt mit dem Schriftzug «Women.Life.Freedom» vor dem Spiel umziehen mussten.

Dabei trugen die beiden das schwarze Teil eigentlich unter einem neutralen Shirt. Sie wurden aber bei der Ticketkontrolle im Stadion aufgefordert, dieses hochzuziehen. In der Umkleide hätten sei die Protest-Shirts schliesslich ausziehen müssen. «Ich habe meins dann in der Hose reingeschmuggelt und trotzdem angezogen», sagt der Mann weiter.

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Katar ist ab der zweiten Gruppenspielrunde an der WM 2022 härter gegen iranische Protestbefürworter vorgegangen. - Twitter

Nach dem Spiel gegen Wales (2:0) hätten Sicherheitskräfte sie dann ohne Erklärung fast vier Stunden festgehalten. Erst nach der Aufnahme ihrer Personalien auf der Polizeistation habe man sie gehen lassen. «Das T-Shirt eines Freundes haben sie einbehalten. Sie haben ihn sogar Papiere unterschreiben lassen, er würde so etwas nicht wieder machen.»

Das beschriebene Erlebnis konnte laut dem «Spiegel» nicht überprüft werden, doch ähnelt Berichten anderer Betroffener auf sozialen Medien. Auch Nachrichtenagenturen wie etwa «Reuters» schilderten solche Vorfälle.

Besonders beim zweiten Gruppenspiel gegen Wales schien die katarische Toleranz für die Solidaritätsbekundungen mit Iran ihre Grenze erreicht zu haben. Bilder von der Tribüne zeigten etwa eine Frau mit einem Masha-Amini-Trikot, die von Sicherheitskräften bedrängt wurde.

Ein Video zeigte einen anderen Fan mit Iran-Flagge und dem Schriftzug «Woman. Life. Freedom», der offenbar aufgefordert wird, diese wegzupacken. Andere Aufnahmen zeigen einen Mann der angeblich wegen einer nicht konformen Iran-Flagge von mehreren Sicherheitskräften gewaltsam zu Boden gebracht wird.

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Ein Iraner wurde an der WM 2022 wegen einer nicht konformen Iran-Flagge von katarischen Sicherheitskräften zu Boden gebracht. - Twitter

Berichte gibt es auch über Fans mit Solidaritätsbekundungen, die aus dem Stadion geleitet oder schon vorab überhaupt nicht hineingelassen wurden. Reicht der Einfluss des Regimes in Teheran also tatsächlich bis an die WM 2022?

WM 2022: Geleakte Aussagen lassen auf systematisches Vorgehen schliessen

Katar und Iran sind in der Region wirtschaftlich miteinander verbunden. Beide teilen sich das weltweit grösste Erdgasfeld und sind schon deshalb auf gute bilaterale Beziehungen angewiesen. Katar bietet sich international auch immer wieder als Vermittler zwischen Iran und anderen Staaten an.

Diese Rolle ist laut dem «Spiegel» ein essenzieller Teil der aussenpolitischen Strategie des kleinen Landes. Es gehe dabei auch um die Sicherung der eigenen Existenz bedeutend zu halten. Entsprechend gering dürfte demnach Katars Interesse an einem politischen Wandel im Iran sein. «Ein kleiner Freundschaftsdienst bei der WM 2022 scheint da zumindest plausibel», heisst es in dem Bericht.

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Dass diese Theorie nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigen ausserdem geleakte Aussagen eines Generals der iranischen Revolutionswächter. Dieser soll sich am 15. November – also kurz vor der WM 2022 –mit regimetreuen Medien getroffen haben. Darüber berichtet das in London ansässige Nachrichtenportal «Iran International», dem Verbindungen nach Saudi-Arabien nachgesagt werden.

Die geleakte Tonbandaufnahme stammt demnach von der iranischen Hackergruppe «Black Reward». In dem Bericht wird aus dem sechsminütigen Audiomittschnitt zitiert, bei dem General soll es sich um Ghasem Ghoreyshi handeln. Dieser sagte gegenüber den Medienvertretern unter anderem, man habe die Listen der Ticketinhaber überprüft.

«Antirevolutionäre haben 5330 Tickets für das Turnier gekauft. Mindestens 500 Personen sind bekannte Gegner des iranischen Regimes gewesen.» Ein Reporter wollte wissen, ob es wahr sei, dass der iranische Geheimdienst Katar um die Stornierung der Tickets gebeten habe. Der General antwortete: «Sie sagten uns: Gegen Sie uns die Namen, und wir werden das Problem lösen.»

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