Mit dem ersten Infektionsfall in Ägypten hat das neuartige Coronavirus nun auch den afrikanischen Kontinent erreicht.
Mann mit Atemschutzmaske in Hongkong
Mann mit Atemschutzmaske in Hongkong - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • WHO nimmt chinesische Behörden nach Kritik aus Washington in Schutz.
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Das ägyptische Gesundheitsministerium meldete am Freitag die erste Infektion mit dem Virus, an dem in China mittlerweile knapp 64.000 Menschen erkrankt sind und fast 1400 starben. Unter den Opfern sind zunehmend Ärzte und Pfleger, denen die richtige Schutzausrüstung fehlt. Die WHO nahm China angesichts von Kritik aus Washington in Schutz.

Der aus dem Ausland stammende Patient habe keine Symptome der Atemwegserkrankung, sei aber in einem Krankenhaus isoliert worden, hiess es aus Kairo. Die ägyptischen Behörden benachrichtigten demnach die Weltgesundheitsorganisation WHO, machten aber keine Angaben über die Nationalität des Erkrankten. In den vergangenen Wochen hatten Experten wiederholt vor einer Ausbreitung des Virus nach Afrika gewarnt, weil die Gesundheitsversorgung dort oftmals mangelhaft ist.

Nach Kritik aus Washington nahm die WHO die chinesischen Behörden in Schutz. «Aus unserer Sicht haben wir dort eine Regierung, die mit uns kooperiert», sagte WHO-Experte Michael Ryan in Genf und betonte die gute Zusammenarbeit Chinas mit internationalen Behörden. Es sei «nicht der richtige Moment» für «öffentliche Beschuldigungen».

US-Präsidentenberater Larry Kudlow hatte China angesichts ständig steigender Infektions- und Todeszahlen zuvor «mangelnde Transparenz» vorgeworfen. Es stelle sich die Frage, ob «das Politbüro wirklich ehrlich uns gegenüber ist», sagte er. Die von Kudlow geäusserten Zweifel standen im Kontrast zu Äusserungen von US-Präsident Donald Trump, der zuletzt wiederholt die Zusammenarbeit mit China gelobt und der Regierung in Peking einen «professionellen» Umgang mit der Epidemie bescheinigt hatte.

In der Diskussion um eine mögliche Absage der Olympischen Sommerspiele in Tokio weigerte sich die WHO, Stellung zu beziehen und eine Empfehlung abzugeben. Es sei «nicht die Rolle der WHO, Veranstaltungen abzusagen oder nicht abzusagen», sagte Ryan. Die WHO sei aber bereit, den Organisatoren fachliche Beratung zum Umgang mit möglichen Risiken zu geben.

In der Volksrepublik sind zunehmend gegen das Virus kämpfende Ärzte und Pfleger betroffen. Es seien mehr als 1700 Angehörige des medizinischen Personals an der Atemwegserkrankung Covid-19 erkrankt, teilte der Vize-Chef der staatlichen Gesundheitskommission, Zeng Yixin, mit. Sechs von ihnen seien gestorben. Zeng hob die grossen Risiken hervor, denen Ärzte und Krankenpfleger wegen Engpässen bei Schutzanzügen und Atemschutzmasken ausgesetzt seien.

Angesichts der Entwicklungen setzt die Lufthansa nun alle Flüge nach Festlandchina bis zum Ende des Winterflugplans am 28. März aus. Bis dahin werden nach Unternehmensangaben die Flüge von Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines von und nach Peking und Shanghai gestrichen. Zuvor waren die Flüge bis zum 29. Februar gestrichen worden.

Nach Angaben der Internationalen Luftverkehrsvereinigung (ICAO) haben derzeit 70 Airlines ihre Flüge von und nach China eingestellt; 50 weitere Fluggesellschaften reduzierten ihren Flugverkehr mit der Volksrepublik. Die UN-Organisation erwartet Umsatzeinbussen von bis zu fünf Milliarden Dollar (4,6 Milliarden Euro) für Fluggesellschaften weltweit.

Gute Nachrichten gab es dagegen für die Passagiere des US-Kreuzfahrtschiffs «Westerdam». Nach tagelanger Irrfahrt und Zurückweisungen durch mehrere asiatische Länder lief das Schiff im kambodschanischen Hafen Sihanoukville ein. Die ersten der mehr als 2000 Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden von Regierungschef Hun Sen persönlich begrüsst, mit Blumen und traditionellen Schals behängt.

Auch von dem vom Virus betroffenen Riesen-Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» durften erste Passagiere an Land. Die japanische Regierung erlaubte das Verlassen des Schiffes allerdings nur schwachen oder älteren Passagieren über 80 Jahren, die negativ getestet wurden. Auf dem Schiff sind 218 Menschen an Covid-19 erkrankt; insgesamt sitzen etwa 3500 Menschen an Bord fest.

Wie der Hessische Rundfunk berichtete, wurden derweil zwei weitere Coronavirus-Patienten aus dem Uniklinikum in Frankfurt am Main gesund entlassen. Am Donnerstag war in Bayern bereits der erste der in Deutschland erkrankten Menschen entlassen worden.

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