Zivilgesellschaft: 121 Tote in zwei Tagen bei Unruhen in Mosambik
Bei den schweren Unruhen nach der Verkündung des Wahlergebnisses in Mosambik steigen die Opferzahlen weiter an.
Nach Angaben der zivilgesellschaftlichen Organisation Plataforma Decide wurden 121 Menschen binnen 47 Stunden bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften getötet. Stunden zuvor hatte die Organisation noch von 56 Toten und 380 Verletzten gesprochen. Mosambiks Innenminister hatte am Abend zuvor 21 Tote genannt.
Die Unruhen begannen, nachdem der Verfassungsrat am Montag die Wahl von Daniel Chapo, Kandidat der seit 49 Jahren regierenden Frelimo-Partei, mit 65 Prozent der Stimmen zum neuen Präsidenten bestätigte. Oppositionsführer Venâncio Mondlane, der demnach auf 24 Prozent der Stimmen kam, wies das Ergebnis als manipuliert zurück. Der unabhängige Kandidat kündigte in einer Rede via Facebook an, sich am 15. Januar zum Präsidenten zu erklären.
Chaos in der Hauptstadt Maputo und anderen Städten
In der Hauptstadt Maputo herrscht eine angespannte Lage. Demonstranten errichteten Strassensperren und plünderten Geschäfte sowie Banken. Viele Bewohner der Hauptstadt blieben aus Angst vor Übergriffen am Weihnachtstag zu Hause. Auch in anderen Teilen des Landes kam es zu Ausschreitungen. Polizeistationen, Fahrzeuge und öffentliche Gebäude, aber auch Funk- und Strommasten sowie eine Erdgas-Anlage wurden angegriffen.
Nach Angaben der Sicherheitsbehörden stürmten Demonstranten fünf Gefängnisse und befreiten mehr als 1.600 Häftlinge. Mindestens 33 von ihnen seien bei Kämpfen mit der Polizei getötet worden, teilte diese mit. Die Angreifer erbeuteten demnach auch Waffen. Die Regierung setzt neben der Polizei auch Spezialkräfte des Militärs und des Grenzschutzes ein.
Südafrika bietet Vermittlung an
Mondlane war ins Ausland geflohen, nachdem sein Anwalt und der Sprecher einer anderen Oppositionspartei kurz nach der Wahl im Oktober erschossen worden waren. Er forderte seine Anhänger auf, friedlich zu protestieren. Das Aussenministerium des Nachbarlands Südafrika rief die Konfliktparteien zu einem politischen Dialog auf und bot Unterstützung bei einer Vermittlung an.
In Mosambik leben rund 35 Millionen Menschen, von denen viele unter Armut und Misswirtschaft sowie den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Die Partei Frelimo regiert die frühere portugiesische Kolonie seit 1975. Seit 1994 finden regelmässige Wahlen statt.