Kein Witz! Pony regiert jetzt ein englisches Dorf
Wenn Bürgermeister Patrick aus Cockington seine Runden dreht, hört man das Hufgeklapper schon von Weitem. Denn Patrick ist ein Pony. Das gefällt nicht allen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das englische Dorf Cockington wird von einem Pony regiert.
- Patrick hat allerdings nur symbolische Macht. Entscheidungen trifft der örtliche Stadtrat.
- Aber nicht alle im Dorf stehen hinter dem tierischen Volksvertreter.
In roter Robe, eine goldene Kette samt Dorf-Orden um den Hals und in blitzenden Stiefelchen trottet Patrick durch den Park. Ein Spaziergänger zieht im Vorbeilaufen den Hut und grüsst. «Wie geht es dem Bürgermeister heute? Lang möge er leben!»
Dieser scheint unbeeindruckt und sagt kein Wort. Was nicht ungewöhnlich ist – denn Patrick ist ein Pferd. Seit rund einem halben Jahr darf sich das Shetland-Pony Bürgermeister des Dorfes Cockington in der englischen Grafschaft Devon nennen.
«Irgendjemand hat gesagt, Patrick sollte Bürgermeister sein», erinnern sich Kirk und Hannah Petrakis. Sie betrieben lange einen Pferde- und Kutschenbetrieb und das Pony ist bei ihnen zu Hause. Im Dorf-Pub «The Drum Inn» war Pony Patrick damals schon eine Berühmtheit. In einem kleinen Gehege im Garten empfing er Kinder, Menschen mit Behinderungen und alle, die sich nach Gesellschaft sehnten.
Bei einer Spendenaktion wurde die Idee für sein Amt geboren. 220 Unterstützer unterschrieben eine Petition, es folgte eine feierliche Zeremonie samt Segnung. Sogar der örtliche Abgeordnete liess sich blicken. Der frühere Bürgermeister von Cockington war einige Jahre zuvor gestorben, seitdem war der eher repräsentative Posten unbesetzt.
Der tierische Volksvertreter bringt die Dinge im Dorf in Schwung. Drei Dorfbewohner belegen derzeit einen Tourismus-Kurs, um eine virtuelle Stadtführung mit Patrick zu erarbeiten. Der Betreiber des «Weavers Cottage» wird ständig von seinen Gästen nach Patrick gefragt. Kein Wunder, verfolgen doch mehr als 22'000 Menschen seine politische Karriere auf Facebook.
Nicht alle im Dorf würden Patrick wählen
Doch wie wohl alle Vertreter auf der politischen Bühne hat auch Patrick nicht nur Fans. Nur wenige Wochen nach Amtsantritt musste er seinen Amtssitz im «Drum Inn» räumen. Sein Gehege hatte nicht die notwendige bauliche Genehmigung und jemand reichte eine offizielle Beschwerde ein.
«Überall hat man engstirnige Menschen, die einfach nicht aus ihrer Haut können», meint Kirk Petrakis. 99 Prozent der Dorfbewohner würden Patrick lieben, aber einige störten sich daran, dass er Bürgermeister sei.
Dabei ist die Macht des Ponys so gut wie nicht existent. «Patrick taucht bei Eröffnungen auf und beisst Bänder durch», so Petrakis. Für die Entscheidungen ist der örtliche Stadtrat zuständig.
Auch ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt ist der Pub für Patrick noch Sperrgebiet. Die Betreiber wollen sich auf Anfrage nicht dazu äussern. Das Pony lässt sich davon aber nicht stören und waltet seines Amtes nun aus dem Exil. Im wenige Kilometer entfernten Rowcroft-Hospiz können seitdem unheilbar Kranke seine Wuschelmähne streicheln.
Patrick, ein Politiker von Weltformat
Die meisten Dorfbewohner dürften über Patricks Amt eher schmunzeln oder ihn als Touristenmagnet begrüssen. Kirk und Hannah Petrakis sind derweilen fest von seinen inhaltlichen Stärken überzeugt. Die Menschen hätten genug von der Politik, von Abgeordneten, die nur für Fotos vorbeischauten. «Wenn Patrick kommt, ist überall Freude, keine politischen Spielchen.»
Politische Ambitionen soll Patrick trotzdem besitzen: «Weltfrieden», meint Kirk Petrakis. «Wir stecken dich in einen Raum mit Putin und den anderen Mächtigen, und du regelst das», sagt er zu Patrick. Cottage-Betreiber Gordon hofft gar auf einen «Geniestreich» des Ponys, mit dem es den Brexit rückgängig macht.
Patrick selbst bringen diese Erwartungen nicht aus der Ruhe. An seiner mobilen, hellblauen «Patrick's Bar» mampft er nach seinem Dorfspaziergang eine Karotte und nimmt einen tiefen Schluck Guinness. In Massen sei das gesund für Ponys, sind die Petrakis überzeugt.