China kontert erneut US-Zölle – Wie geht es weiter?

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Der Zollstreit zwischen den USA und China spitzt sich weiter zu – die zwei grössten Volkswirtschaften liefern sich einen Showdown.

China will auf Trumps Einfuhrzölle mit Gegenmassnahmen reagieren. (Archivbild)
China will auf Trumps Einfuhrzölle mit Gegenmassnahmen reagieren. (Archivbild) - Lian Zhen/XinHua/dpa

China zieht im Handelsstreit mit den USA nach: Die Gegenzölle auf US-Waren sollen auf 125 Prozent steigen, wie die Zollkommission des Staatsrates am Freitag mitteilte. Der Zollstreit zwischen den beiden Ländern spitzt sich somit weiter zu – die zwei grössten Volkswirtschaften liefern sich einen Showdown.

Die USA seien «Erpresser», erklärte die chinesische Seite, und wenn es sein müsse, werde man «bis zum Ende kämpfen». «Mangelnden Respekt» warf US-Präsident Donald Trump den Chinesen vor, obwohl diese lediglich mit Gegenzöllen auf die US-Massnahmen reagiert haben.

Während Trump am Mittwoch gegenüber den meisten Staaten zunächst zurückrudert und Teile seiner Zusatzzölle zumindest für 90 Tage ausgesetzt hatte, ging er umso härter gegen Peking vor. Inklusive «Fentanyl-Zuschlag» verlangen die USA nun Zusatzzölle in Höhe von 145 Prozent auf Einfuhren aus China.

Für die ohnehin schwächelnde chinesische Wirtschaft ist die Eskalation im Handelsstreit eine weitere schwere Belastung. Chinesischen Unternehmen drohen Absatzverluste in Milliardenhöhe. Viele exportorientierte Fabriken könnten gezwungen sein, Aufträge zu streichen und ihre Produktion zu drosseln. Die USA sind trotz jahrelanger Spannungen nach wie vor ein zentraler Handelspartner.

«Der Verlust des US-Marktes wird beträchtlich mehr Druck auf chinesische Exporteure ausüben, alternative Märkte zu finden», sagt Wirtschaftsexperte Jacob Gunter vom in Berliner Institut für China-Forschung Merics. In diesen Ländern werde allerdings auch der Druck steigen, abwehrende Handelsmassnahmen zu ergreifen.

Ein herber Schlag sind die neuen Zölle etwa für chinesische Unternehmen wie Temu und Shein, die mit dem Verkauf billiger Produkte in die USA ein erfolgreiches Geschäftsmodell aufgebaut haben. Das Parteiorgan «Volkszeitung» deutete vor wenigen Tagen bereits an, dass Peking die wirtschaftlichen Stützungsmassnahmen ausweiten werde, um die Folgen der Strafzölle abzufedern.

China könnte als Produktionsstandort an Attraktivität verlieren

Nicht nur chinesische Firmen liefern in die USA. Auch US-Konzerne wie Apple lassen ihre Produkte für den Heimatmarkt in chinesischen Fabriken fertigen. Infolge der Zölle könnten auch in China Arbeitsplätze gefährdet sein. Die massiv erhöhten US-Zusatzzölle dürften viele chinesische Waren in den USA so stark verteuern, dass China als Produktionsstandort deutlich an Attraktivität verliert.

Auch für US-Exporteure sind Chinas Gegenmassnahmen schmerzhaft. Besonders hart trifft es die US-Landwirtschaft, die bislang grosse Mengen an Soja, Mais und Fleisch nach China lieferte. Diese Produkte sind mit den neuen Zöllen kaum noch wettbewerbsfähig.

Die chinesische Zollkommission selbst räumt ein, dass Waren mit derart hohen Abgaben keine Marktakzeptanz mehr haben. Faktisch bedeutet das: Der Import lohnt sich wirtschaftlich nicht mehr. Sollten die USA ihre Zölle noch weiter erhöhen, will Peking nicht mehr darauf reagieren – nach dem Motto: Schlimmer geht es ohnehin nicht mehr.

Druck kommt ausserdem aus Brüssel: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zieht Abgaben für Tech-Riesen wie Google und Meta in Betracht. Falls die Verhandlungen im Handelskonflikt mit Trump nicht zufriedenstellend verliefen, gebe es viele mögliche Gegenmassnahmen, sagte die Deutsche der «Financial Times». «Man könnte zum Beispiel eine Abgabe auf die Werbeeinnahmen digitaler Dienste erheben», sagte sie.

Zwar trüben sich die Konjunkturaussichten in China ein. Doch Peking wittert auch, eine geopolitische Dividende einfahren zu können. Mit Charmeoffensiven positioniert sich die Volksrepublik als verantwortungsvolle Grossmacht und will mit anderen Handelspartnern bessere Beziehungen.

Bei einem Treffen mit dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez warb Peking für eine Zusammenarbeit mit der EU im globalen Handelskonflikt. Zuvor hatten auch EU-Handelskommissar Maros Sefcovic und der chinesische Handelsminister Wang Wentao telefonisch über mehr wirtschaftlichen Austausch beider Seiten gesprochen.

Kommentare

User #1869 (nicht angemeldet)

1000% meinte ich, nicht 100% ;-) Autokorrektur…

User #1869 (nicht angemeldet)

Ich frage mich, warum nicht gleich beide Seiten auf jeweils 100% Zölle gehen. Wenn schon, denn schon, nicht? ;-) Auch frage ich mich, wie lange es braucht, bis die Seite, welche damit begonnen hat, auf den Trichter kommt, dass man doch besser nicht damit begonnen hätte..

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