Chinas Aussenminister seit drei Wochen nicht mehr gesehen
Eine ungewöhnlich lange Abwesenheit von öffentlichen Auftritten hat Spekulationen über den chinesischen Aussenminister Qin Gang ausgelöst.
Das Wichtigste in Kürze
- Chinas Aussenminister wurde seit drei Wochen nicht mehr gesehen.
- Der erst im März angetretene Qin Gang ist zuletzt am 25. Juni in Erscheinung getreten.
- Ein für den 10. Juli geplantes Treffen mit EU-Borrell in Peking wurde kurzerhand abgesagt.
Der 57-jährige Qin Gang, der sein Amt erst im März angetreten hatte, war zuletzt bei Terminen am 25. Juni öffentlich in Erscheinung getreten, als er in Peking den russischen Vizeaussenminister Andrej Rudenko empfangen hatte. Das Pekinger Aussenministerium veröffentlichte ein Foto des Treffens. Seitdem wurde Qin Gang nicht mehr gesehen.
Nur wenige Tage vor einem für den 10. Juli geplanten Treffen des Ministers mit dem EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell in Peking sagte China das Treffen ab. Eine Begründung wurde nicht genannt. Auch an einem Gipfeltreffen der Aussenminister der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean in der vergangenen Woche nahm Qin Gang nicht teil. Stattdessen reiste Chinas Spitzendiplomat Wang Yi an, der in der Machthierarchie noch über Qin Gang steht.
Auf die Frage, warum Qin Gang nicht am Asean-Treffen teilnehme, antwortete ein Sprecher des Pekinger Aussenministeriums vergangenen Donnerstag, dies sei aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich. Am Montag erneut auf die lange Abwesenheit angesprochen, sagte eine Sprecherin des Ministeriums lediglich, dass sie «keine Informationen» zum Thema habe.
Qin Gang war vor seiner Ernennung zum Aussenminister Botschafter in Washington. Zuvor war er Vizeaussenminister und von 2014 bis 2017 Protokollchef von Staats- und Parteichef Xi Jinping. Er gilt als nationalistischer Hardliner, auch wenn er als Botschafter in den USA weniger konfrontativ auftrat als zuvor in Peking.