Der chinesische Film «Upstream» handelt von einem gebeutelten Programmierer, der Essen ausliefern muss. Ein Schicksal, das viele chinesische Zuschauer aufwühlt.
Lieferant in Paris
Lieferant in Paris - AFP/Archiv

In China sorgt ein ungewöhnlich kritischer Film über das harte Leben von Essenslieferanten für Gesprächsstoff. «Upstream», inszeniert von Starregisseur und Schauspieler Xu Zheng, erzählt die Geschichte von Gao Zhilei, einem Programmierer, der seinen Job verliert.

Der Film trifft einen Nerv, weil er viele der derzeitigen wirtschaftlichen Probleme Chinas kompakt im Schicksal von Gao verpackt: Selbst mit Mitte 40 ist es ihm unmöglich, noch einen neuen Job zu finden, weil er als zu alt angesehen wird. Der Druck ist gross, da er zudem die Hypothek auf die teure Wohnung abbezahlen muss, die während des Immobilien-Crashes massiv an Wert verloren hat.

Die Tochter geht auf eine teure Privatschule. Auch die hohe Arztrechnung für seinen Vater muss Gao irgendwie begleichen. Verzweifelt tritt er daher den Job als Essenslieferant an.

Gig-Arbeiter sind in China auf dem Vormarsch

Lieferdienste haben in China in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt, besonders in den städtischen Zentren. Plattformen wie Meituan und Ele.me dominieren den Markt, wobei Millionen von Gig-Arbeitern für diese Unternehmen arbeiten. Gig-Arbeiter sind Personen, die in einem flexiblen, oft kurzfristigen Arbeitsverhältnis stehen und in der Regel ohne feste Anstellung arbeiten. In China gibt es davon immer mehr.

Die Dienste setzen auf hochgradig algorithmisierte Systeme, die Lieferzeiten minutiös berechnen und optimieren. Schnell lernt Gao im Film die erbarmungslosen Arbeitsbedingungen kennen. Er muss 14-Stunden-Tage bewältigen und dabei lebensgefährliche Risiken im Strassenverkehr eingehen, um ein halbwegs akzeptables Einkommen zu erzielen.

Kino-Besucher von Geschichte bewegt

«Für einen Moment wollte ich nicht weiterschauen. Nicht, weil der Film schlecht war, sondern weil er zu bitter ist», lautet einer von vielen Kommentaren im sozialen Netzwerk Weibo. «Der Film hat mich nicht erwähnt, aber ich hatte das Gefühl, dass jedes Wort über mich war», schreibt ein anderer Nutzer, dessen Beitrag vielfach geteilt wurde.

«Die hilflose Situation von Gao Zhilei, der in ein Parallelleben fällt, ist eine wahre Darstellung von zu vielen Gleichaltrigen», so ein weiterer Nutzer. «Upstream» löste jedoch auch Kontroversen aus. So kritisierten einige Kinobesucher das – ihrer Ansicht nach unrealistische – optimistische Ende.

Protagonist Gao schafft es durch harte Arbeit, sich von seinen finanziellen Problemen zu befreien. Er entwickelt eine Navigations-App, die die geheimen Abkürzungen eines erfahrenen Kollegen integriert. So wird er zum besten Fahrer seines Teams und erhält eine Prämie. Die App weckt schliesslich das Interesse von Investoren.

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