Japan und Südkorea gehen aufeinander zu
Das Verhältnis von Südkorea und Japan ist historisch stark belastet. Jetzt haben sich erstmals seit 12 Jahren die Aussenminister getroffen. Die USA freuts.
Das Wichtigste in Kürze
- Japan und Südkorea haben erstmals seit 12 Jahren ein bilaterales Treffen abgehalten.
- Hintergrund sind die anhaltenden Raketentests in Nordkorea und der Aufstieg Chinas.
- Die beiden Staaten waren in der Vergangenheit erbitterte Feinde.
Die US-Verbündeten Japan und Südkorea haben sich angesichts der wachsenden Bedrohung durch Nordkoreas Raketentests sowie Chinas Machtstreben auf einen Neubeginn in ihren historisch belasteten Beziehungen geeinigt.
Bei einem Gipfeltreffen in Tokio verständigten sich der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida und der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol am Donnerstag auf eine Wiederaufnahme gegenseitiger Besuche und eines bilateralen Sicherheitsdialogs.
Zudem wurde ein Handelsstreit beigelegt. Eine Stärkung der bilateralen Beziehungen sei «dringlich», sagte Kishida. Wenige Stunden zuvor hatte Nordkorea erneut eine atomwaffenfähige Rakete mit einer Reichweite von Tausenden Kilometern getestet.
Erstes Treffen seit 12 Jahren
Es ist das erste Mal seit zwölf Jahren, dass mit Yoon ein südkoreanisches Staatsoberhaupt Japan für bilaterale Gespräche besuchte. «Ich freue mich, dass sich für uns die Chance ergibt, gemeinsam ein neues Kapitel der Beziehungen zwischen Japan und Südkorea aufzuschlagen», sagte Kishida zum Auftakt.
Südkoreas konservative Regierung hatte wenige Tage vor Yoons Reise eigene Pläne zur Beilegung des jahrzehntelangen Streits um die Entschädigung ehemaliger koreanischer Zwangsarbeiter unter der Kolonialherrschaft Japans (1910 bis 1945) verkündet. Tokio begrüsste Seouls Vorstoss.
Annäherung spielt USA in die Hände
Sein Treffen mit Kishida habe «eine besondere Bedeutung, da es den Menschen beider Länder zeigt, dass die Beziehungen zwischen Südkorea und Japan vor einem Neuanfang stehen, nachdem sie sich aufgrund verschiedener Probleme in einer schwierigen Situation befanden», sagte Yoon. Beide konservativen Politiker riefen zudem zu einer engeren Sicherheitskooperation ihrer Länder mit den USA auf.
Die Annäherung zwischen Tokio und Seoul liegt im grossen Interesse ihres gemeinsamen Sicherheitspartners Washington, der seine Allianzen in Asien mit Blick auf das mächtiger werdende China stärken will.
Die eskalierende Bedrohung durch Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm stelle eine Bedrohung für Frieden und Stabilität dar, nicht nur in Ostasien, sondern für die internationale Gemeinschaft, sagte Yoon. Südkorea und Japan müssten eng und solidarisch zusammenarbeiten, um der Bedrohung «klug entgegenzutreten».