Im Stadtteil Yizhuang in Peking kann man mittlerweile autonom fahrende Taxis ohne Fahrer bestellen.
Autobahn in Beijing
Ein Taxi auf der Autobahn in Beijing. Mittlerweile erobern autonom fahrende Taxis ohne Fahrer China. (Archivbild) - keystone

Als der Linienbus plötzlich auf der rechten Spur anfährt, gerät der Autopilot kurz ins Trudeln. Auf freier Fahrbahn bremst das Robotaxi abrupt ab. Ein Laster dahinter zieht deshalb links vorbei – der Autopilot muss schnell gegenlenken. Wer im von Fabriken und hohen Bürotürmen geprägten Stadtteil Yizhuang in Chinas Hauptstadt Peking von A nach B will, kann sich mittlerweile ein autonom fahrendes Taxi ohne Fahrer bestellen.

Preislich lohnt es sich allemal. Die rund 8,4 Kilometer lange Fahrt gibt es für etwas mehr als elf Yuan, also umgerechnet rund 1.30 Franken. Robotaxi-Anbieter unterbieten die Preise im ohnehin günstigen Fahrdienst-Geschäft und wollen so die Nase vorn haben.

Robotaxi hält sich an vorgegebene Geschwindigkeit

Etwas gewöhnungsbedürftig ist das sich wie von Geisterhand drehende Lenkrad in dem Elektroauto allerdings schon. Der Wagen hält sich – anders als die übrigen Verkehrsteilnehmer – stoisch an die vorgegebene Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometer. Bei geringster Gefahr bremst der Computer im wahrsten Sinne des Wortes unmenschlich schnell ab.

Mehr als 30 Städte in China haben Test-Lizenzen für autonomes Fahren verteilt. Die Robotaxis sind eher in den Megacities unterwegs. In Peking sitzt jedoch noch ein Mensch auf dem Fahrersitz, der im Notfall zum Lenkrad greifen kann.

Taxi per Handy-App rufen

Wuhan in Zentralchina, das durch die Coronapandemie traurige Bekanntheit erlangte, ist da schon weiter. Dort fahren die etwa 100 Taxis von Apollo Go bereits ohne Hilfe. Hinter dem Anbieter steckt der Techriese Baidu, Chinas Pendant zu Google.

Per Handy-App ruft man das Taxi. Um die Hintertür zu öffnen, scannt der Fahrgast einen Code. Innen gibt man auf einem Bildschirm eine zuvor per SMS erhaltenen Pin ein – und dann geht es los.

In Peking mit seinen sechs Autobahnringen und oft verstopften Strassen dürfen Robotaxis bislang nur in bestimmten Bereichen fernab des Zentrums fahren. Doch Taxifahrer sind bereits genervt. Wenn einer der Lieferfahrer mit dem Roller nicht auf der normalen Spur fahre, könne das Robotaxi nicht damit umgehen.

«Peking ist voll von Menschen, die in Eile sind»

Dies sagt Herr Li, der für einen der vielen chinesischen Fahrdienste ähnlich wie Uber arbeitet. «Die Strassenverhältnisse sind einfach sehr komplex.» Die Robotaxis fahren deshalb oft langsamer oder bremsen aus Vorsicht ab.

Unweit des Testgebiets lädt Taxifahrer Hao gerade sein Elektroauto. Grossen Wettbewerb sieht er durch die autonom fahrende Konkurrenz nicht. «Peking ist voll von Menschen, die in Eile sind», sagt er.

Die Robotaxis seien nicht so flexibel wie echte Fahrer, die die Route für ihre Passagiere, die schnell zum Bahnhof oder zur Arbeit wollten, anpassen, sagt er während er das Ladekabel aus dem typisch orange-blauen Taxi zieht. Sorgen um die Zukunft macht er sich deshalb nicht. «Wenn das hier kein Geld mehr einbringt, kann ich auf einen anderen Job wechseln», sagt er.

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