Eine aktuelle Spielkonsole zu kaufen, ist zurzeit eine eher frustrierende Angelegenheit. Zu gross ist die Nachfrage, zu knapp das Angebot. Besserung ist keine in Sicht - zumindest nicht zu Weihnachten.
Beim Kauf der neuen Spielkonsolen braucht man einen langen Atem, Geduld und viel Glück. Foto: Fabian Sommer/dpa
Beim Kauf der neuen Spielkonsolen braucht man einen langen Atem, Geduld und viel Glück. Foto: Fabian Sommer/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Warteschlangen, überforderte Online-Shops, frustrierte Kunden: Beim Verkaufsstart von heiss begehrtem neuem Spielzeug gehört das fast dazu.
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Bei der Playstation 5 von Sony und Microsofts Xbox Series X ist das jedoch inzwischen ein Dauerzustand. Seit dem Verkaufsstart vor knapp einem Jahr ist es quasi unmöglich, die Geräte einfach so zu kaufen - und das wird sich wohl bis Weihnachten nicht ändern.

Die Gründe für die anhaltenden Lieferprobleme sind die gleichen, die zum Beispiel die Autoindustrie plagen: Ein Rohstoff- und damit verbundener Teilemangel, dazu Störungen im internationalen Warenverkehr. «Spielekonsolen sind sehr komplexe Produkte aus vielen Hundert Teilen - und es reicht schon, dass eins fehlt, um etwas nicht bauen zu können», sagt Willy Shih, Professor an der Harvard Business School und Experte für das Management internationaler Lieferketten.

Sekundenschnell ausverkauft

Für die Kunden bedeutet das vor allem Frust. Denn neue Geräte kommen meist nur sporadisch und in sehr geringen Stückzahlen in den Handel, die oft in Sekundenschnelle ausverkauft sind. Besser sieht es nur bei der Xbox Series S aus, dem kleineren und etwas leistungsschwächeren Schwestermodell der Series X, und bei manchen älteren Modellen von Nintendos Switch.

Besonders schlimm war die Lage zum Verkaufsstart, erzählt Petra Fröhlich, Chefredakteurin des Fachportals «Gameswirtschaft.de», die das Drama um die neuen Konsolen von Beginn an beobachtet hat: Manche Kunden, die lange vor Erscheinen bestellt und bezahlt hatten, mussten damals Monate auf ihre Ware warten. Ganz so dramatisch sei die Lage nicht mehr, aber weiter sehr angespannt. «Wenn der weltweite Handel stillsteht, so wie im Frühjahr nach dem 'Ever Given'-Unglück im Suezkanal, dann gibt es auch keine Konsolen - das konnten wir quasi in Echtzeit verfolgen.»

Anders als etwa Apple haben Sony und Microsoft kaum eigene Vertriebskanäle für ihre Produkte, der Verkauf läuft fast ausschliesslich über den Elektronik- und Spielwarenhandel. «Dadurch ist es komplett unvorhersehbar, wann es wo neue Konsolen gibt, und es wird auch nicht angekündigt - was häufig auch nur daran liegt, dass die Händler selbst es nur mit sehr geringem Vorlauf wissen», sagt Fröhlich. Bei den wenigen angekündigten Verkaufsaktionen brachen - und brechen - zudem immer wieder die Server selbst grosser Onlinehändler zusammen, zu gross ist der Ansturm.

Bots und Reseller

Rund um die knappen, aber heiss begehrten Geräte ist eine ganze kleine Industrie von Helfern entstanden, die verzweifelten Kundinnen und Kunden beim Kauf helfen sollen. Das sind etwa Bots auf Twitter, die automatisch verfügbare Geräte melden. Und natürlich gibt es auf einem solchen Markt auch diejenigen, die mit der Knappheit gutes Geld verdienen - sogenannte Reseller, die neue Xbox- und Playstation-Konsolen mit Aufschlag weiterverkaufen.

Für die Konsolenhersteller ist der anhaltende Hype um die knappen Geräte kaum ein Grund zur Freude, schliesslich geht ihnen viel Geld durch die Lappen. «Konsolenhersteller verdienen mit der Hardware nicht viel Geld, das ist einfach das Geschäftsmodell», sagt Willy Shih. Gewinne machen die Unternehmen erst mit dem Verkauf von Spielen oder Abos für Spiele-Flatrates wie Microsofts Game Pass. Doch wer keine Konsole hat, kauft auch nichts dafür.

Oft werden Spielkonsolen sogar unter dem Produktionspreis verkauft - spätere Einnahmen machen den Verlust dann wieder wett. Das führt allerdings dazu, dass die Hersteller bei ihren Nachfrageprognosen oft eher vorsichtig agieren, wie Shih erklärt. «Nachfrage korrekt vorherzusagen, ist sehr schwer», sagt er - das sei selbst in «normalen Zeiten» so, also ohne Pandemie. Die habe die Nachfrage aber in die Höhe getrieben, weil viele Menschen mehr zu Hause waren und zusätzliches Geld zur Verfügung hatten. «Wenn dann noch die Chipkrise hinzukommt ist klar, dass es noch länger dauern wird, bis das Problem gelöst ist.»

Anhaltende Versorgungsprobleme

Die Hersteller selbst geben sich kaum optimistischer: Sony konnte bei der Vorstellung seiner Quartalszahlen zwar ein Plus an verkauften Konsolen melden. Die Verkaufsprognose für das laufende Geschäftsjahr bis März 2022 bleibe aber unverändert, sagte Finanzchef Hiroki Totoki bei der Präsentation der Zahlen: «Es gibt weiter mehrere Faktoren, die die Versorgung mit Playstation-5-Konsolen massiv einschränken. Wir versuchen aber weiter alles, um die Nachfrage der Kunden zu decken.»

Nintendo musste erst am Donnerstag wegen anhaltender Versorgungsprobleme die Absatzprognose für seine Switch nach unten korrigieren. Und auch Microsofts Xbox-Chef Phil Spencer rechnet nicht mit einer schnellen Entspannung der Lage. «Das Problem wird uns noch Monate und Monate begleiten», sagte er Ende September im Interview mit dem US-Medium «The Wrap». «Auf jeden Fall bis Ende des Kalenderjahres und bis ins kommende Jahr hinein.»

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