30 Jahre nach der Einheit sind viele Regionen im Osten noch immer abgehängt

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Deutschland,

30 Jahre nach der Wiedervereinigung liegen die meisten ostdeutschen Regionen noch in vielen Bereichen zurück.

Verfallene Fassade in Brandenburg an der Havel
Verfallene Fassade in Brandenburg an der Havel - dpa/dpa/picture-alliance/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Studie zeigt aber auch geringe Teilhabechancen mancherorts im Westen.

Das zeigt der am Donnerstag vorgestellte «Teilhabeatlas» des Berlin-Instituts und der Wüstenrot Stiftung. In fast allen ländlichen Kreisen, aber auch in den meisten ostdeutschen Städten haben die Menschen demnach mit weniger Einkaufsmöglichkeiten, weiteren Wegen zum Arzt oder langsamerem Internet zu kämpfen als anderswo.

Dieses Schicksal teilten sie aber mit den Bewohnern einiger westdeutscher Städte, vor allem im Ruhrgebiet, aber auch im Südwesten von Rheinland-Pfalz, im Saarland sowie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. In der Studie wurde untersucht, welche gesellschaftlichen Teilhabechancen die 401 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte ihren Bewohnern bieten.

Gemessen wurde die Teilhabe anhand einer Reihe von Indikatoren wie der Quote von Sozialleistungsempfängern, der Höhe der Einkommen, der Verfügbarkeit schneller Internetzugänge und der Erreichbarkeit von Ärzten, Supermärkten und weiteren alltäglichen Dienstleistungen. Das Ergebnis zeigt, dass die Teilhabechancen in ländlichen Regionen des Südens oft besser sind als in manchem Ballungsraum im Norden - wie etwa Berlin.

«Deutlich erkennbar wird, wie wichtig eine differenzierte, diese Unterschiede aufgreifende Handlungsstrategie ist, gerade auch in der Politik», erklärte der stellvertretende Geschäftsführer der Wüstenrot Stiftung, Stefan Krämer.

Die Macher der Studie besuchten auch ausgewählte Regionen, um die gefühlten Teilhabechancen mit den erhobenen Daten abzugleichen. «In den Gesprächen zeigte sich, dass die Menschen ihre Lebensbedingungen weitgehend realistisch einschätzen», sagte Manuel Slupina, Mitautor der Studie. «Mit den Unterschieden bei den Teilhabechancen gingen sie recht nüchtern und pragmatisch um.»

Je nach Wohnort hätten die Menschen auch andere Erwartungen an ihr Umfeld, fügte Slupina hinzu. Die befragten Landbewohner seien sich meist des Nachteils bewusst, dass sie zum Arbeiten pendeln müssten und für manche Erledigungen auf die nächste grössere Stadt angewiesen seien. «Trotzdem äusserten sie, dass sie gern dort leben.»

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch sprach angesichts der Studienergebnisse von einem «dramatischen Politikversagen» und einem «Trauerspiel». Er forderte die Bundesregierung zu entschlossenem Handeln auf: So müssten Themen wie Überschuldung von Kommunen, Netzabdeckung oder Bahnanbindung konsequent angegangen werden.

Die Sprecherin der Grünen-Fraktion für Kommunalpolitik, Britta Hasselmann, kritisierte die Arbeit der Kommission Gleichwertige Lebensverhältnisse. Seit deren Start sei "mehr als ein Jahr ins Land gezogen, ohne dass die Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern und Kommunen Vorschläge zur Linderung dieser Krise auf den Tisch gelegt haben", erklärte Hasselmann in Berlin. Gebraucht würden schnelles Internet, vernetzte Mobilität, bessere Gesundheitsdienste und eine regionale Grundversorgung auch in strukturschwachen Regionen". Es müsse "endlich gehandelt" werden.

Der Grünen-Experte für Kommunalfinanzen, Stefan Schmidt, nannte die Studie einen «weiteren erschütternden Fingerzeig auf die immensen regionalen Ungleichheiten, die unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt immer mehr bedrohen». Er forderte eine «substanzielle» Beteiligung des Bundes am Abbau der Kassenkredite, um die Kommunen aus der Schuldenfalle zu befreien.

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