Alle Bundesländer unter Inzidenz-Schwelle von 50

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Deutschland,

Die Zahlen zur Corona-Lage sehen zur Zeit richtig gut aus. Bleibt zu hoffen, dass das auch so bleibt. Denn es gibt Risiken.

Der Domplatz in Erfurt: Thüringen weist jetzt eine 7-Tage-Inzidenz von 47,5 auf. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa
Der Domplatz in Erfurt: Thüringen weist jetzt eine 7-Tage-Inzidenz von 47,5 auf. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Zahlen in Deutschland sehen von Tag zu Tag entspannter aus - auch wenn es weiterhin Unwägbarkeiten mit Blick auf Varianten und Lockerungen gibt.

Das Robert Koch-Institut gab die bundesweite 7-Tage-Inzidenz am Sonntag mit 35,2 an (Vortag: 37,5; Vorwoche: 64,5). Das ist der niedrigste Wert seit Mitte Oktober.

Mittlerweile sind alle Bundesländer in Deutschland unter den politisch bedeutsamen Inzidenz-Wert von 50 gerutscht. Auf den Intensivstationen lagen laut DIVI-Intensivregister zuletzt so wenige Corona-Patienten wie seit Anfang November nicht mehr.

Auch Thürigen rutscht unter die 50er-Marke

Aus den RKI-Zahlen von Sonntag geht hervor, dass nun auch Thüringen als letztes Bundesland unter der 50er-Marke liegt. Die dortige 7-Tage-Inzidenz war demnach zuletzt bei 47,5. Besonders gut ist die Lage in den nördlicheren Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (14,7), Schleswig Holstein (17,9), Brandenburg (20,0), Hamburg (22,4) und Niedersachsen (23,1).

Allerdings ist denkbar, dass die Inzidenzen wegen eines verminderten Testgeschehens an Pfingsten etwas zu niedrig ausfallen. Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag zuletzt mit 0,75 deutlich unter 1 - das bedeutet sinkende Fallzahlen.

Der Rückgang wird von Experten unter anderem mit Immunschutz durch Impfungen und durchgemachte Infektionen, wärmeren Temperaturen und Schnelltests bei Schule, Arbeit und Freizeit in Verbindung gebracht. Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass aggressive Virus-Varianten die Situation in Deutschland nochmal brenzliger machen. Breitet sich die Variante aus Indien auch hierzulande aus - ähnlich wie das in Grossbritannien bereits geschieht? Das ist bislang kaum vorherzusagen.

Weiter Lockerungen in Sicht

In mehreren Bundesländern sind weitere Lockerungen vorgesehen, sobald die Sieben-Tage-Inzidenz in einer Region über mehrere Tage hinweg unter 50 liegt. In den Landkreisen und kreisfreien Städten in Bayern entfällt beispielsweise bei einem stabilen Wert von unter 50 bei Sportveranstaltungen, in Theatervorstellungen, Freibädern oder Fitnessstudios die Pflicht zur Vorlage eines negativen Corona-Tests. Nach den Pfingstferien Anfang Juni kommt es bei einer Inzidenz unter 50 auch in den bayerischen Schulen zu weiteren Lockerungen.

Auch in den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern ist in Regionen mit einem solchen Inzidenzwert mehr möglich. In hessischen Landkreisen gilt bei einem Wert unter 50 die zweite Öffnungsstufe des Landes: Dann können sich wieder mehr Menschen im privaten Kreis treffen. Cafés und Restaurants dürfen Gäste - unter Auflagen - auch drinnen empfangen, und Schüler aller Jahrgangsstufen können zum Unterricht zurück in die Klassenräume, allerdings mit Corona-Tests.

Vorsicht ist weiter geboten

Trotz der guten Entwicklung gilt es aber weiter auf der Hut zu sein. «Ich glaube schon, dass es noch eine Welle geben kann. Aber sie mag kleiner ausfallen. Und das Gesundheitssystem würde deutlich weniger belastet sein als in der dritten Welle», sagte Thorsten Lehr, ein Saarbrücker Experte für Corona-Prognosen, der Deutschen Presse-Agentur. Ob und wie stark die Zahlen noch mal hochgehen könnten, hinge von mehreren Faktoren ab.

Zum einen von den Lockerungen: «Da ist die Frage: Haben wir ganz schnell wieder ganz viele Kontakte?» Punkt zwei: Der Reiseverkehr werde auch zu weiteren Fallzahlen führen. «Was passiert, wenn alle zurückkommen und natürlich auch Infektionen mitbringen?» Man dürfe nicht vergessen, dass die nicht-geimpfte Bevölkerung «ein grosser Infektionspool» sei. Und dann gebe es noch «eine gewisse Gefahr», dass im Herbst die Impfbereitschaft sinke.

Im Moment übersteige die Impfbereitschaft das Impfangebot noch bei weiten. «Das wird sich aber irgendwann drehen», sagte Lehr. Wenn die Inzidenz so weit absinke, werde die Gefahr einer möglichen Infektion nicht mehr so stark wahrgenommen. Und wenn dann gleichzeitig auch für Nicht-Geimpfte die Normalität zurückkehre, gebe es weniger Gründe, sich impfen zu lassen. Zudem hätten die Menschen nach dem Sommer auch den Anreiz zum Impfen wegen des Urlaubs nicht mehr. Bislang haben mehr als 40 Prozent der Menschen in Deutschland eine erste Impfdosis erhalten.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wies darauf hin, dass Deutschland sein Impfziel in der Corona-Krise nur mit einer konsequenten Impfung von Kindern und Jugendlichen erreiche. «Unser Impfziel von 80 Prozent schaffen wir nicht, ohne auch die 12- bis 18-Jährigen zu impfen», sagte Lauterbach der «Bild am Sonntag».

Bei den Jugendlichen sei eine Impfquote von 65 Prozent anzustreben. «Dafür sollte auch in den Schulen geimpft werden, um es den Familien möglichst leicht zu machen», schlug der SPD-Politiker vor. Er warnte, Kinder und Jugendliche würden unter einer vierten Corona-Welle besonders leiden.

Aus Sicht von Lehr von der Universität des Saarlandes ist Deutschland insgesamt «auf einem sehr, sehr guten Weg»: Die Inzidenzen, die Todeszahlen und die Patientenzahlen in den Krankenhäusern gingen zurück. «Wir sehen den Erfolg der Impfungen», sagte er. Vor allem bei den vulnerablen Gruppen, die dem Risiko ausgesetzt sind, schwer zu erkranken.

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