Angeklagte haben im «Charlie Hebdo»-Prozess das letzte Wort
In Frankreich geht der historische Prozess um den islamistischen Terroranschlag auf das französische Satiremagazin «Charlie Hebdo» zu Ende. Die Angeklagten hatten am Montag im Pariser Justizpalast das letzte Wort und beteuerten Berichten nach mehrheitlich ihre Unschuld. Er könne sich nicht für etwas entschuldigen, was er nicht getan habe, zitierte eine Journalistin des Senders Franceinfo den Hauptbeschuldigten, Ali Riza Polat. Viele der Angeklagten sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus, bestritten aber von Terrorplänen der Attentäter gewusst zu haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Prozess um die Terrorserie vom Januar 2015 mit 17 Toten sind 14 Menschen angeklagt - drei von ihnen sind aber flüchtig.
Vor einem besonders zusammengesetzten Gericht für Terrorfälle wird seit Anfang September nicht nur der Anschlag auf die Redaktion von «Charlie Hebdo» verhandelt, sondern auch die anschliessende Attacke auf einen koscheren Supermarkt im Süden von Paris. Die drei Täter - die Brüder Chérif und Said Kouachi sowie Amédy Coulibaly - wurden damals von Sicherheitskräften erschossen.
Die Anklage hatte in der vergangenen Woche lange Haftstrafen für die Angeklagten gefordert - Polat soll lebenslang ins Gefängnis. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft spielte er bei der Vorbereitung der Attacken eine Schlüsselrolle. Er soll insbesondere dem Attentäter Coulibaly nahegestanden haben, der eine Polizistin erschoss und vier Geiseln in einem Supermarkt tötete. Polat betonte nun, dass er während des Prozesses wirklich krank gewesen sei und seine Symptome nicht vorgetäuscht habe.
Der Prozess war rund einen Monat unterbrochen worden, weil sich mehrere Angeklagte mit dem Coronavirus infiziert hatten. Zuletzt hatte Polats Gesundheitszustand die Wiederaufnahme verzögert. Er klagte unter anderem über andauernde Übelkeit. Ein Gutachten kam jedoch zu dem Schluss, dass er verhandlungsfähig ist. Polat erregte daraufhin mit seinem Verhalten im Gericht grosse Aufmerksamkeit - er spuckte in eine Schüssel oder legte sich auf seine Bank. Das Urteil soll nun am Mittwoch fallen.