Angriffe auf ukrainische Häfen - Deutsches Schiff legt in Odessa ab
Die Häfen der ukrainischen Stadt Odessa wurden in der Nacht heftig bombardiert – doch gleichzeitig konnte auch ein deutsches Schiff nach 1,5 Jahren aufbrechen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das deutsche Containerschiff «Joseph Schulte» durfte aus dem Hafen von Odessa aufbrechen.
- Es lag 1,5 Jahre in der Ukraine, da es kriegsbedingt nicht losfahren konnte.
Im Krieg gegen die Ukraine zielt Russland weiter auf die Zerstörung der für den Getreideexport wichtigen Infrastruktur ab. Kampfdrohnen flogen Angriffe auf Ziele an der Donaumündung und beschädigten in einem Hafen Lagerhäuser und Getreidesilos. Das berichtete die Verwaltung des Gebiets Odessa.
Die Regierung im nahe gelegenen Rumänien verurteilte die nächtlichen Angriffe am Mittwoch scharf. Der schwierigen Sicherheitslage zum Trotz verliess ein deutsches Containerschiff nach fast anderthalb Jahren kriegsbedingter Wartezeit den südukrainischen Hafen Odessa. Unterdessen veröffentlichte die Ukraine erstmals offizielle Videos der gegen russische Ziele eingesetzten Sprengstoffboote.
Ukrainische Donau-Häfen mit Kampfdrohnen angegriffen
Russland blockiert seit Mitte Juli wieder ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer. Auch die Häfen an der Donau, die eine wichtige Ausweichroute sind, wurden mehrmals aus der Luft angegriffen. Die Angriffe finden oft nur wenige hundert Meter von Nato-Gebiet entfernt statt, weil am anderen Ufer der Donau Rumänien liegt.
Die Verwaltung des Gebiets Odessa nannte den genauen Ort der nächtlichen Angriffe am Mittwoch nicht. Videos in sozialen Netzwerken zeigten allerdings, wie der Hafen Reni angegriffen wurde.
Entstandene Brände seien von der Feuerwehr gelöscht worden, schrieb Gouverneur Oleh Kniper auf Telegram. Es habe keine Toten oder Verletzten gegeben. Auch aus dem Gebiet Mykolajiw sowie der Region Charkiw im Osten wurden nächtliche Drohnenangriffe gemeldet.
Russland setzt nach Einschätzung britischer Geheimdienste inzwischen auch selbst hergestellte Angriffsdrohnen ein. Die unbemannten Fluggeräte basierten auf iranischen «Kamikaze»-Drohnen vom Typ Shahed. Diese soll Russland seit Monaten importieren, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.
Deutsches Containerschiff verlässt südukrainischen Hafen Odessa
Das deutsche Containerschiff «Joseph Schulte» fahre auf dem für zivile Schiffe eingerichteten temporären Korridor. Das teilte der ukrainische Vizeregierungschef Olexander Kubrakow am Mittwoch bei Facebook mit. Der Frachter nehme Kurs auf den Bosporus. Die Hamburger Reederei Bernhard Schulte bestätigte auf Anfrage, dass das Schiff unterwegs sei.
Das Schiff unter der Flagge von Hongkong transportiert ukrainischen Angaben zufolge mehr als 2100 Container mit etwa 30'000 Tonnen Fracht. Es sass in Odessa seit dem russischen Einmarsch im Februar 2022 fest. Der Besatzung gehe es gut, teilte die Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) in Hamburg mit.
Die «Joseph Schulte» werde durch Hoheitsgewässer der Ukraine, Rumäniens und der Türkei fahren. Dem Auslaufen waren offenbar Vereinbarungen mit vielen Seiten vorangegangen.
Häfen von Odessa weiterhin blockiert
Die ukrainischen Schwarzmeerhäfen werden von der russischen Flotte blockiert. Eine internationale Vereinbarung für ukrainische Agrarexporte aus drei Häfen um Odessa war im Juli nicht verlängert worden. Seitdem steuerte kein Frachter mehr die Häfen um Odessa an. Russland sieht alle Schiffe auf dem Weg in ukrainische Häfen als potenzielle Transporteure von Nachschub für die ukrainische Armee an.