Medikamentenrückstände in der Umwelt können gravierende Folgen für Tiere haben – und das schon in geringen Dosierungen.
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Der Star ist einer der häufigsten Vögel der Welt. (Symbolbild) - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Britischer Forscher haben den Einfluss von Medikamentenrückständen auf Tiere untersucht.
  • Schon in kleinen Dosierungen können sie beispielsweise das Verhalten von Staren verändern.
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Sollte der Trend anhalten, könnte die Gewässerbelastung vor 2050 um zwei Drittel zunehmen, heisst es in der Studie weiter. Allein in Grossbritannien seien 2016 knapp 65 Millionen Antidepressiva verschrieben worden. Wie andere humanmedizinische Stoffe gelangten Rückstände davon ins Abwasser und vergifteten unter anderem Vögel. Die Forscher aus York wählten Stare als Objekte, weil diese Vögel zur Nahrungssuche oft bei Kläranlagen anzutreffen seien.

Vor allem Flüsse belastet

Angesichts eines Rückgangs zahlreicher Wildtier-Populationen sei daher zu überlegen, wie chemische Stoffe und Medikamente aus der Umwelt ferngehalten werden könnten. Vor allem Flüsse seien immer stärker mit chemischen Stoffen belastet.

«Gesang ist ein wesentlicher Teil des Balzverhaltens von Vögeln», sagte Wissenschaftlerin Sophia Whitlock. Männchen würden so um Weibchen werben, Weibchen sängen, um den besten Partner anzulocken. Starenmännchen flöteten der Studie zufolge doppelt so oft und lange für jene Weibchen, die keine Antidepressiva erhalten hatten. In den anderen Fällen jagten, hackten und krallten sie häufiger. Offenbar verringerten Antidepressiva die Attraktivität der Weibchen, heisst es dazu in der Studie.

Starenmännchen zeigten demnach ein deutlich aggressiveres Verhalten gegenüber Weibchen, denen geringe Dosen des weitverbreiteten Antidepressivums Prozac verabreicht worden waren. Auch sangen die männlichen Stare weniger. Die Drei-Jahres-Studie der Forscher der University of York erscheint in der Zeitschrift «Chemosphere».

Das sei der «erste Beleg» dafür, dass geringe Mengen eines Antidepressivums das Balzverhalten von Singvögeln stören könne, sagte Kathryn Arnold vom Umweltinstitut der Universität. «Das ist wichtig, weil Tiere, die bei der Partnersuche langsam sind, oft keine Brut haben.»

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