Bayerns Antisemitismusbeauftragter: Absage von Olympia-Attentat-Gedenken prüfen
Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle hat eine Absage der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Olympia-Attentats 1972 ins Spiel gebracht.
Das Wichtigste in Kürze
- Spaenle: Gedenkfeier «darf nicht zur Groteske verkommen».
«Man muss ernsthaft prüfen, ob die Gedenkfeier nach der Absage der Hinterbliebenen noch stattfinden kann», sagte Spaenle dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstagsausgaben). «Sie darf nicht zur Groteske verkommen.» Die Sprecherinnen der Opferfamilien hatten ein Entschädigungsangebot des Bundes als «Beleidigung» zurückgewiesen, worüber sich Spaenle nicht überrascht zeigte.
«Ich mahne seit vielen Wochen, dass man auf gleicher Augenhöhe mit den Angehörigen spricht und ihre Klagen ernst nimmt», sagte er. «Der Umgang mit den Familien in der Entschädigungsfrage ist beschämend, man kann das nicht anders nennen.»
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, bedauerte die Absage der Hinterbliebenen. «Die Bemühungen der deutschen Seite sind in meinen Augen anzuerkennen», sagte er den RND-Zeitungen. «Ich hatte gehofft, dass es zur einer Einigung kommen würde.»
In den vergangenen Wochen war der Streit über die Höhe von Entschädigungszahlungen eskaliert; die Angehörigen der israelischen Opfer sagten schliesslich ihre Teilnahme an der Gedenkfeier in München am 5. September ab. In einem Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) schreiben die Hinterbliebenen, «50 Jahre Schmähung, Lügen, Erniedrigung und Abweisung durch die deutsche Regierung und insbesondere bayerische Behörden» seien «wirklich mehr als genug für uns».
Bei dem Attentat vor 50 Jahren war ein palästinensisches Terrorkommando in das Münchner Olympiagelände eingedrungen und hatte dort Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln genommen. Bei der Geiselnahme und einer fehlgeschlagenen Befreiungsaktion starben elf israelische Sportler sowie ein deutscher Polizist.