Belarus spricht nach Raketenfund von möglicher Provokation Kiews
Eine Flugabwehrrakete wurde auf belarussischem Staatsgebiet gefunden. Das Verteidigungsministerium in Minsk macht Andeutungen auf eine Provokation Kiews.
Das Wichtigste in Kürze
- In Belarus wurde eine Flugabwehrrakete gefunden.
- Das dortige Verteidigungsministerium sagt, dies könnte eine Provokation Kiews sein.
- Die Ukraine hat bestätigt, bei der Aufklärung des Falls kooperieren zu wollen.
Das Verteidigungsministerium in Minsk hat nach dem Fund einer Flugabwehrrakete auf belarussischem Staatsgebiet von einer möglichen Provokation Kiews gesprochen.
«Entweder wurde die ungelenkte Flugabwehrrakete wegen der schlechten Ausbildung der Mannschaft unabsichtlich abgefeuert oder die Rakete war defekt. Oder aber es handelt sich um absichtliche Provokation der ukrainischen Streitkräfte.» So der Chef der belarussischen Flugabwehr, Kirill Kasanzew, in einer am Freitag im Nachrichtenkanal Telegram verbreiteten Stellungnahme des Ministeriums.
Staatsmedien in Belarus hatten berichtet, dass eine vom Flugabwehrsystem S-300 abgeschossene Rakete am Donnerstagvormittag auf belarussisches Staatsgebiet gefallen sei. Kasanzews Angaben nach wurde sie über dem Landkreis Iwanawa im westbelarussischen Gebiet Brest abgefangen.
Wegen des Vorfalls wurde in Minsk bereits der ukrainische Botschafter einberufen. Kiew seinerseits hat die Bereitschaft erklärt, an der Aufklärung des Vorfalls mitzuarbeiten. Am Donnerstag hat die Ukraine einen massiven russischen Raketenangriff abgewehrt. Ein Teil der russischen Raketen traf dabei auch Objekte im westukrainischen Gebiet Lwiw.
Ukraine wittert Provokation Russlands
In einer Erklärung des ukrainischen Verteidigungsministeriums heisst es: «Daher ist auch eine Provokation vonseiten des Terroristen-Staats Russland nicht auszuschliessen.» Die Erklärung sagt, Russland könnte die Flugroute seiner Marschflugkörper so ausgewählt haben, «um einen Abschuss über Belarus zu provozieren». Das wäre ein ähnlicher Vorfall wie im November, als polnisches Gebiet getroffen wurde.
In der Ukraine sind die Sorgen gross, dass Russland von Belarus aus einen neuen Angriff starten könnte. Dieser Vorfall könnte von Belarus und Russland daher als Vorwand genutzt werden, um von dort aus wieder aktiv zu werden.
Russland äusserte sich indes «äusserst besorgt» wegen der Rakete. Das russische und das belarussische Militär stünden in ständigem Kontakt miteinander, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Ein vertrauensvoller Dialog beider Seiten gewährleiste den Austausch sensibelster Informationen, sagte er, ohne Details zu nennen. Russland hat in Belarus Tausende von Soldaten und viel Militärtechnik stationiert.