BER startet - Probleme bleiben

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Deutschland,

Am Wochenende landen die ersten Flugzeuge am BER. Doch der langersehnte Start des neuen Hauptstadtflughafens lässt nur kurz die aktuellen Probleme vergessen: Corona-Krise und finanzielle Schwierigkeiten machen der Flughafengesellschaft weiter zu schaffen.

Der Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg «Willy Brandt» (BER) wird am 31.10.2020 eröffnet. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Der Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg «Willy Brandt» (BER) wird am 31.10.2020 eröffnet. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Party soll es nicht geben für den neuen Hauptstadtflughafen BER - dennoch wird es feierlich zugehen, wenn am Wochenende dort mit neun Jahren Verspätung die ersten Flugzeuge aufsetzen werden.

Für Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup dürfte der lang erwartete Start zunächst nur ein kurzer Lichtblick bleiben. Sowohl die Corona-Krise als auch die angespannte Finanzlage haben die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg fest im Griff. So werden auch in den ersten Betriebstagen nur wenige tausend Fluggäste am neuen Standort erwartet. Mit einem entsprechend verringerten Angebot stellen sich die Fluggesellschaften darauf ein.

Der bislang grösste Anbieter in Berlin etwa, das britische Luftfahrtunternehmen Easyjet, hat sich mit den Gewerkschaften darauf geeinigt, die in Berlin im vergangenen Jahr stationierte Flotte von 34 Flugzeugen auf 18 zu reduzieren. Die Fluggesellschaft bietet zum Auftakt 23 Strecken zu internationalen Zielen an, wie sie mitteilte. Im kommenden Jahr sollen es dann 70 Verbindungen sein. «Sollte die Nachfrage steigen, werden wir unser Flugangebot entsprechend ausweiten», hiess es. Damit plant Easyjet für die Betriebsaufnahme am BER mit rund 180 Flügen in der ersten Woche. Im Jahr 2019 waren es demnach von den Berliner Airports Tegel und Schönefeld aus rund 250 Flüge am Tag.

Die Lufthansa hat keine eigenen Flugzeuge am BER stationiert. Sie nutzt den Flughafen vor allem als Ausgangspunkt für Langstreckenflüge mit einmaligem Umstieg an den Drehkreuzen Frankfurt oder München. Für den Start am BER plant die grösste deutsche Fluggesellschaft mit lediglich 30 Flügen täglich - etwa halb so viele wie vor der Krise.

Die Lufthansa-Tochter Eurowings wiederum startet am 4. November erstmals vom BER, wie das Unternehmen mitteilte. 70 Flüge pro Woche will die Fluggesellschaft dann zunächst anbieten. Bei einem Grossteil davon handelt es sich demnach um innerdeutsche Verbindungen. Von rund 300 geplanten Abflügen im Monat November gehen lediglich rund 16 ins Ausland. «Hier zeigt sich überdeutlich das Bild der Reiserestriktionen für die meisten Urlaubsländer Europas», teilte ein Sprecher mit.

Auch die Billigfluggesellschaft Ryanair wird ihre Kapazitäten am BER für den Winterflugplan reduzieren, auf 40 Prozent des Vorjahres, wie das irische Unternehmen auf Anfrage mitteilte. Rund 27 internationale Strecken will Ryanair dann noch bedienen.

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hatte zuletzt mit insgesamt rund 5000 Fluggästen am Eröffnungstag des Flughafens am Hauptterminal T1 gerechnet. Mit der Tegel-Schliessung eine Woche später würden am T1 dann rund 16.000 Passagiere abgefertigt. Weitere 8000 Fluggäste würden dann über den Flughafen Schönefeld reisen, der als Terminal 5 des BER dient. Das bereits fertiggestellte Terminal 2 wird angesichts dieser niedrigen Zahlen zunächst nicht gebraucht und soll deshalb erst im Frühjahr eröffnet werden.

Die hohen Baukosten des Flughafens sowie der Einbruch der Passagierzahlen während der Krise haben die Flughafengesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Mit 300 Millionen Euro springen die Eigentümer - der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg - in diesem Jahr bereits in die Bresche. Für kommendes Jahr ist ein Darlehen von rund 550 Millionen Euro zugesagt.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) ist jedoch zuversichtlich, dass das kein Dauerzustand bleiben wird. «Wir haben mit Tegel und Schönefeld gesehen, dass ein Flughafen Geld verdient», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. «Wir haben eine Sondersituation mit dem BER, weil die Baukosten wieder reinkommen müssen.» Und das ganze System müsse erst anfangen zu laufen, auch das jenseits des Flugverkehrs.

«Aber jetzt erleben wir eine Pandemie. Wir haben weniger Passagiere und weniger Unternehmen, die das ganze Umfeld in Tegel und Schönefeld nutzen. Wenn wir die Krise überwunden haben, wird man mit dem neuen Flughafen Geld verdienen, genauso wie mit dem alten», sagte Müller.

Zur Eröffnung am Wochenende sind in Schönefeld Protestaktionen angekündigt. Die Polizei rechnet mit insgesamt rund 3000 Teilnehmern an den Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen. Allein bei einer Taxi-Sternfahrt vom Flughafen Tegel bis zum BER wollen nach Angaben der Organisatoren gut 1000 Taxifahrer dabei sein.

Die Gruppe «Am Boden bleiben» kündigte an, sie wolle die Eröffnung mit einer Aktion zivilen Ungehorsams «massiv stören». Ihr Protest richtet sich gegen die Eröffnung des Flughafens als falsches Signal in der Klimakrise.

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