Bitcoin wird anonymer und schneller durch «Taproot»-Update

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Deutschland,

Bitcoin ist der Dino unter den Kryptowährungen. Nach vier Jahren wagt die Szene erneut ein umfassendes Update. Dabei spielt ein deutscher Wissenschaftler eine entscheidende Rolle.

Zwei Bitcoin-Münzen liegen auf einem Tisch. Nach vier Jahren wagt die Krypto-Szene erneut ein umfassendes Update, bei dem die Verschlüsslungstechnik eines deutschen Wissenschaftlers eine entscheidende Rolle spielt. Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Zentralbild/dpa
Zwei Bitcoin-Münzen liegen auf einem Tisch. Nach vier Jahren wagt die Krypto-Szene erneut ein umfassendes Update, bei dem die Verschlüsslungstechnik eines deutschen Wissenschaftlers eine entscheidende Rolle spielt. Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr Privatsphäre, weniger Speicherbedarf und sinkende Kosten: Die Szene rund um die Digitalwährung Bitcoin hat sich mit dem ersten grossen Upgrade seit 2017 viel vorgenommen.

Die umfassende Änderung mit dem Namen «Taproot» (Pfahlwurzel) war bereits im Januar 2018 vorgeschlagen worden.

Schon damals war das Ziel mehr Anonymität und Effizienz. Nun wird das neue Protokoll am Ende eines komplizierten Abstimmungsprozesses tatsächlich eingeführt.

Schnorr-Signaturen für mehr Privatsphäre

Ein wichtiger Bestandteil von Taproot ist die Einführung der sogenannten Schnorr-Signaturen. Diese wurden vom Frankfurter Mathematikprofessor und Verschlüsselungsexperten Claus Peter Schnorr (78) entwickelt und sollen beim Bitcoin für mehr Privatsphäre sorgen.

Bislang sei das Bitcoin-Netzwerk so aufgesetzt, dass quasi alle Transaktionen in dem Hauptbuch der Blockchain öffentlich angeschaut werden könnten, erläutert Philipp Sandner, Bitcoin-Expterte und Professor an der Frankfurt School of Finance & Management. «Durch diese Schnorr-Transaktionen wird ein Bündel von Transaktionen mit einer einzelnen Signatur freigegeben. Dadurch kann man teilweise nicht immer sehen, wer eine einzelne Transaktion oder ein Bündel davon autorisiert hat.»

2017 in schlechter Erinnerung

Das bringe Effizienzvorteile, sorge aber auch dafür, dass vielleicht eine Transaktion laufe, bei der man nicht immer sofort wisse, wer dahinterstecke. «Das ist ein Nachteil bei der Transparenz. Auf der anderen Seite ermöglicht es aber auch einen höheren Transaktionsdurchsatz, neuartige Transaktionsansätze und auch einen geringeren Speicherplatz.»

Taproot wurde am frühen Sonntagmorgen aktiviert. Die Bitcoin-Szene bewältigte mit diesem Prozess auch ein Trauma aus dem Jahr 2017. Damals ging es darum, das Upgrade «Segregated Witness» (SegWit) einzuspielen. Doch statt sich auf das neue Protokoll zu einigen, verzettelte sich die Szene in einem «Blocksize-War». Oberflächlich betrachtet ging es bei dem Streit um die Datenmenge, die in jedem Bitcoin-Block erlaubt ist. Diskutiert wurde aber auch darüber, wer die Regeln des Bitcoin-Protokolls kontrolliert. Am Ende stand die Abspaltung von Bitcoin Cash vom Bitcoin.

«Die Szene hat dadurch gelernt, weil die Abspaltung von Bitcoin Cash am Ende des Tages nichts gebracht hat», sagt Experte Sandner. «Es gibt den Bitcoin. Und Bitcoin Cash ist über die Zeit hinweg Monat für Monat ein paar Positionen runtergerutscht. Eigentlich interessiert sich heute niemand mehr für Bitcoin Cash.»

Sandner: Flippige Leute mit innovativen Ideen

Taproot sei «ein Beweis für die funktionierende Governance des Systems», sagt der Frankfurter Wirtschaftsprofessor. «Wir haben ein paar flippige Leute, die haben neue innovative Ideen. Dann haben wir diesen Überprüfungs-Prozess (Review), der sehr lange dauert, bis die hohe Qualität garantiert vorhanden ist. Und dann wird das Update ausgerollt.» An diesem Punkt müssten auch noch die Betreiber der vielen Schürf-Anlagen und die Administratoren der Netzknoten im Bitcoin-Netzwerk zustimmen. «Eine Governance ist dann gut, wenn die Gewaltenteilung in Sinne von "Checks and Balances" funktioniert.» So könne «niemand einfach den Durchmarsch machen».

Widersprüchliche Einschätzungen gibt es zur Frage, ob ein erfolgreiches Taproot-Update Auswirkungen auf den Bitcoin-Kurs haben wird. Der Kurs der Digitalwährung hatte am Montag mit über 67 000 Dollar ein Allzeithoch erreicht. «Das Upgrade wird nur minimale Auswirkungen auf den Bitcoin-Preis haben», sagte Edward Moya, leitender Marktanalyst beim Online-Devisenmakler Oanda dem Portal Coindesk.

Unsicherheiten rund um Tether

Sandner glaubt hingegen, dass Taproot zwar in der Vorbereitungsphase kaum eine Rolle gespielt habe. «Wenn das ganze Update gut funktioniert und es keine Probleme gibt, dann werden viele Leute sicherlich erleichtert sein. Potenziell kann der Kurs dann steigen. Wenn aber was schiefgeht und das Netzwerk sich spaltet, dann ist die Verunsicherung wieder gross. Und dann schlägt es negativ auf den Kurs durch.»

Als grösstes Risiko auch für den Bitcoin sieht Sandner derzeit die Unsicherheiten rund um die Kyptowährung Tether. Der Tether ist der grösste und beliebteste «Stablecoin» der Welt und angeblich fest an den Dollar gekoppelt. Nun steht aber der Verdacht im Raum, dass man sehr bald für einen Tether nicht mehr einen Dollar tauschen kann, weil der Anbieter dafür gar nicht genügend Reserven beiseite gelegt hat.

Verbraucherschützer warnen vor Bitcoin

Das grösste Risiko für den Bitcoin seien bislang die Entwicklungen in China gewesen, sagt der Experte. Nun sei in dieser Hinsicht der grösste anzunehmende Unfall bereits eingetreten. China habe zuerst das Bitcoin-Mining und dann den Umgang mit Bitcoin verboten. «Dem Preis hat das aber nicht wirklich geschadet.» Wenn nun aber der Tether implodiere, werde auch wieder eine Verunsicherung einsetzen, ist sich Sandner sicher. «Das würde auch den Wert des Bitcoin deutlich ins Minus drücken.» Das könne auch einige Kryptobörsen mit in den Abgrund ziehen. «Langfristig wird der Bitcoin einfach weiterlaufen. Kurzfristig kann das schon ein signifikantes Risiko sein.»

Verbraucherschützer warnen trotz des Höhenflugs des Bitcoin die Menschen davor, ihr Geld in Kryptowährungen anzulegen, auch weil sie hohen Kursschwankungen unterliegen. Ein Totalverlust sei nicht auszuschliessen.

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