Brexit verstärkt Unabhängigkeits Streben der Schotten
Unabhängigkeit trendet. Schauplatz ist erneut die britische Insel: Die Abspaltung von Europa droht die eigene Gemeinschaft zu teilen.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf Unabhängigkeit pochende Schotten sind in der Mehrheit.
- Einen Gegentrend gibt es in Irland.
- Zudem sprechen sich viele Nordiren für ein geeintes Irland aus.
Der Brexit befördert Umfragen zufolge Bestrebungen nach einer Unabhängigkeit Schottlands und einer Vereinigung Irlands. 47 Prozent der Schotten würden die Loslösung ihres Landesteils von Grossbritannien in einem Referendum unterstützen, 43 Prozent wären dagegen und 10 Prozent unentschlossen, wie eine am Montag veröffentlichte Umfrage der proeuropäischen Gruppe «Best for Britain» mit 1022 Teilnehmern ergab. Ohne den Brexit fänden die Unabhängigkeitsbestrebungen den Angaben zufolge keine Mehrheit.
55 Prozent der schottischen Wähler hatten sich 2014 in einem Referendum gegen eine Loslösung von Grossbritannien entschieden. Ein zweites Referendum stellte die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon nach Verlusten bei der Parlamentswahl zurück; sie wollte zunächst Klarheit über die künftigen Beziehungen Grossbritanniens zur Europäischen Union. London will Ende März 2019 die EU verlassen.
Nordiren wollen Irland einigen
Nach einer weiteren Umfrage von Deltapoll im Auftrag von «Best for Britain» würden sich die meisten Nordiren (52 Prozent) in einem Referendum nach dem Brexit für ein vereinigtes Irland aussprechen. Sollte Grossbritannien in der EU bleiben, wären es nur 35 Prozent. Befragt wurden 1199 Nordiren. Die Ausgestaltung der künftigen Grenze zwischen dem britischen Nordirland und der zur EU gehörenden Republik Irland ist ein grosser Streitpunkt zwischen London und Brüssel.
Erst am Sonntag hatte Premierministerin Theresa May den immer lauter werdenden Forderungen nach einem zweiten landesweiten Brexit-Referendum eine klare Absage erteilt. Sie musste wegen ihrer etwas weicheren Brexit-Variante bei Hardlinern in den vergangenen Wochen viel Kritik einstecken; unter anderem trat Aussenminister Boris Johnson zurück. Er kritisierte Mays Kurs am Montag im «Daily Telegraph» erneut in scharfer Form und sprach von einem Wrestling-Kampf. Der Sieg der EU sei unvermeidlich, schrieb Johnson.