Britische Regierung sucht Auswege aus Verkehrschaos
Das Wichtigste in Kürze
- Corona-Tests als mögliche Lösung zur Wiederöffnung des Frachtverkehrs.
Denkbar seien Corona-Tests für gestrandete Lkw-Fahrer, um den Warenverkehr mit Frankreich wieder aufnehmen zu können, sagte Innenministerin Priti Patel. Eine wichtige Rolle könnte nun dem Eisenbahnverkehr in Grossbritannien zukommen.
Corona-Nachweise seien «absolut Teil der Diskussionen», sagte Patel dem Sender Sky News. «Wir müssen alles tun, was wir können.» Derzeit liefen die Gespräche mit den französischen Behörden über eine Wiederaufnahme des Warenverkehrs und es werde «eine Lösung gefunden».
In Grossbritannien war kürzlich eine offenbar besonders ansteckende Mutation des Coronavirus aufgetaucht, woraufhin zahlreiche Staaten, darunter auch Deutschland, den Reiseverkehr mit Grossbritannien beschränkten. Frankreich schloss auch die Grenzen für den Frachtverkehr.
Nach Angaben der britischen Innenministerin sind derzeit rund 650 Lkw auf der Autobahn zwischen London und dem Hafen von Dover gestrandet, weil von dort aus der Verkehr nach Frankreich eingestellt wurde. Auf einem stillgelegten Flughafen warten noch einmal etwa 800 Laster.
Bereits zuvor war es zu Staus bei den Importen aus der EU nach Grossbritannien gekommen, weil viele Unternehmen wegen des drohenden Scheiterns der Post-Brexit-Gespräche ihre Bestände auffüllen wollten.
Zwar sagte Premierminister Boris Johnson am Montagabend, er sehe die Versorgung seines Landes mit Gütern des täglichen Bedarfs gesichert, denn die Lieferketten seien «stark und robust». Allerdings warnten Experten nun vor Engpässen bei frischen Lebensmitteln während der Weihnachtstage.
Andrew Opie vom britischen Einzelhandelsverband sagte, es sei wichtig, dass der Grenzverkehr ab Mittwoch wieder «einigermassen reibungslos» laufe, sonst könne es zu Problemen bei der Belieferung der Geschäfte kommen. Vor allem an Dingen wie Salat, Gemüse und Obst könne es «direkt nach Weihnachten» fehlen, sagte er der BBC.
Die Interessenvertretung der Fernfahrbranche verwies zudem auf die missliche Lage der Lkw-Fahrer, die feststeckten. Nicht nur gehe ihnen die eigene Versorgung aus, sondern sie hätten auch angesichts des fehlenden Zugangs zu vernünftigen Toiletten und Sanitäranlagen «riesige Probleme».
Eine wichtige Rolle könnte nun dem wenn auch weitaus kleineren Eisenbahnverkehr auf der Insel zukommen. So rechnet etwa der Chef der Gesellschaft Freightliner Group, Peter Graham, mit einer Verlagerung der Versorgungsrouten. Das Unternehmen nimmt Ware in anderen regionalen Häfen Grossbritanniens an und bringt sie auf der Schiene durch das Land. So könnte Dover vorerst umgangen werden.