Ukraine stoppt Gastransit - EU sieht sich vorbereitet
Ab morgen wird die Ukraine kein russisches Gas mehr nach Europa leiten. Auf den Transit-Stopp sei man gut vorbereitet, heisst es aus Brüssel.
Ab Januar 2025 wird kein russisches Gas durch die ukrainischen Pipelines mehr nach Europa fliessen. Bereits im Sommer hatte die Ukraine verlauten lassen, das Abkommen mit Russland nicht zu verlängern.
Der Transitvertrag zwischen den Ländern läuft somit zum Jahreswechsel aus. Im vergangenen Jahr liefen laut «ZDF» noch 15 Milliarden Kubikmeter russisches Gas durch die Pipelines.
Die Europäische Kommission zeigt sich zuversichtlich: Auf den Transit-Stopp der Ukraine sei man vorbereitet.
Slowakei verurteilt Lieferstopp der Ukraine
Es stünden genügend alternative Routen zur Verfügung, um Gas aus anderen Ländern als Russland nach Mittel- und Osteuropa zu leiten. Die Auswirkungen des Transit-Stopps auf Europa seien demnach begrenzt, betont eine Sprecherin.
Kritik an der Liefereinstellung war bislang vor allem durch Robert Fico, den Ministerpräsidenten der Slowakei, geäussert worden. In einem Schreiben an die EU-Kommission bezeichnete er das Vorgehen gemäss der «Rheineischen Post» als falsch und irrational.
Fico spricht von «verstärkten Spannungen» und einem höheren Schaden für die EU als für Russland. Am Freitag drohte er an, seinerseits die Stromlieferung an die Ukraine zu stoppen.
Fico nach Putin-Besuch in Kritik
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stufte diese Drohung als Auftrag aus dem Kreml ein. Vergangene Woche war Fico bereits für ein Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Moskau kritisiert worden.
Die EU-Kommission bereitet sich nach eigener Angabe bereits seit über einem Jahr auf das Szenario eines Gastransit-Stopps vor, berichtet «Ariva». Für die betroffenen Mitgliedsstaaten habe man Alternativen ausgearbeitet.
Verstärkt wurden unter anderem die Importkapazitäten von Flüssiggas (LNG). Hinzu kamen Energieeffizienzmassnahmen und der Ausbau erneuerbarer Energien.
Preise sollen kaum steigen
Als Hauptabnehmer des russischen Gases galten zuletzt Österreich, Moldau, die Slowakei und Ungarn. Insgesamt entsprach die Menge des Transitgases rund fünf Prozent des europäischen Gesamtbedarfs.
Georg Zachmann, Experte für Energiepolitik bei der Brüsseler Denkfabrik Bruegel, resümiert: «Für die EU als Ganzes wird der Wegfall dieser fünf Prozente der Importe kaum spürbar sein.»
Die Mengen liessen sich auf dem LNG-Markt ersetzen. Der Experte Georg Zachmann erläutert, dass aus diesem Grund auch die Gaspreise insgesamt kaum steigen würden.