Cartoonist Uli Stein ist tot
Putzige Mäuse, lustige Pinguine. Der Zeichner Uli Stein wurde mit seinen drolligen Tieren berühmt. Unter den Menschen vermutete er viele Idioten, Tiere mochte er daher lieber. Jetzt ist der Cartoonist mit 73 Jahren gestorben.
Das Wichtigste in Kürze
- «Konsum-Gedöns» lehnte er ab, provokative Thesen liebte er: der Cartoonist Uli Stein.
«Ich mag Tiere lieber als Menschen», sagte er einmal, oder: «Es gibt so viele Idioten unter den Menschen.»
Auch hasste er die Stadt, wollte aber auf Hannover nichts kommen lassen. So lebte er zurückgezogen im Umland von Hannover. Schon vor einer Woche ist der international bekannte Künstler gestorben - im Alter von 73 Jahren, wie am Freitag bekannt wurde.
Uli Stein sei in der Nacht zum vergangenen Samstag in seinem Haus bei Hannover gestorben, sagte Katja Seifert, Vorstand der Uli-Stein-Stiftung für Tiere in Not. Beerdigt wurde er auf eigenen Wunsch im engsten Freundeskreis in Hannover. Stein hinterlässt keine Familie. Wie die Stiftung mitteilte, litt der Cartoonist an der Parkinson-Krankheit, trotzdem sei sein Tod überraschend gekommen.
1982 hatte er erste Postkarten veröffentlicht, 1984 erste Bücher. Längst hat er die 13-Millionen-Marke geknackt: So viele Bücher des Cartoonisten gingen über die Ladentheken - humoristische Bildbände über Männer, Frauen und immer wieder Tiere. Seine drolligen Mäuse, Pinguine, Hunde und Katzen machten ihn bekannt.
«Beim Zeichnen macht es Spass, Tiere in menschliche Situationen zu versetzen. Wenn ein Huhn in eine Videothek kommt, was passiert dann?», erklärte Stein vor einigen Jahren im Wohnzimmer seines Hauses in der Wedemark. Hier produzierte er Cartoons, schrieb Tagebuch und fotografierte Hunde im Studio sowie Eichhörnchen vor dem Fenster.
Als Eigenbrötler sah er sich aber nicht: «Ich lebe ein bisschen zurückgezogen. Ehrlich gesagt hasse ich die Stadt. Nichts gegen Hannover, das ist eine schöne, unterschätzte Stadt, aber mir sind da zu viele Leute», sagte er einmal. Als junger Mann war er weniger menschenscheu. Weil ihm ein Berufsberater in Hannover den Traum vom Journalismus ausredete, schrieb er sich für ein Lehramtsstudium in Berlin ein. Parallel dazu ging er seiner Leidenschaft fürs Zeichnen, Schreiben und Fotografieren nach. «In Berlin habe ich bei den Studentenunruhen viele Fotos gemacht, die sind leider alle bei einem Brand zerstört worden.»
Kurz vor dem Examen schmiss Stein das Studium - auch weil er als Fotograf und Autor von Glossen bereits mehr verdiente. Anders als viele Kollegen versuchte er sich nie an politischen Karikaturen. «In meiner Arbeit ist Politik nicht so mein Ding. Ich zeichne lieber Cartoons über die kleinen Fallstricke des Alltags, Zwischenmenschliches und natürlich meine Tiere», sagte er.
Ende der 1980er Jahre veröffentlichte er aber auch ein Buch mit eher bösen Cartoons. «Das war in der Zeit ein bisschen kritisch», erinnerte er sich im Gespräch vor vier Jahren. «Man machte über das Sterben und Behinderte und Farbige und Selbstmörder keine Witze.» Es habe aber auch positive Resonanz gegeben. Eine Blinden-Organisation habe es toll gefunden, dass Blinde in den Cartoons vorkamen: «Sie nicht zu zeichnen, ist auch eine Art von Diskriminierung.»
2009 sagte Stein in einem Interview: «Ich möchte den Leuten Spass machen, sie unterhalten und ihnen schöne Momente geben in trüben Zeiten oder auch in guten Zeiten.» Das war für ihn harte Arbeit: «Es ist bei mir nie so, dass ich am Tag etwas erlebe, es in Gedanken mitnehme, um es später in einen Cartoon umzusetzen. Es ist immer so, dass ich mich abends vor ein leeres Blatt oder meinen Tablet-PC setze und mir etwas ausdenke. Mich küsst die Muse nicht bei Aldi an der Kasse.»
Ende 2018 gründete der Tierfreund eine Stiftung für Tiere in Not. «Es gibt so viele Initiativen, die sich zum Beispiel um streunende Hunde oder Katzen kümmern, und Geld brauchen», sagte er damals. Die Stiftung sollte kleine Initiativen unterstützen, vom unterfinanzierten Tierheim bis zum Gnadenhof. Ein wichtiges Anliegen für Stein. Denn: Er, der das Licht der Öffentlichkeit scheute, sei in den letzten Monaten seines Lebens wieder häufiger öffentlich aufgetreten, sagte Seifert. Wie es dazu kam? Ein Satz habe genügt, meinte seine Managerin: «Uli, mach es für die Tiere.»