Christine Lagarde will auf Verschlimmerung der Inflation reagieren
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, ist entschlossen, den Prozess der Normalisierung angesichts der Inflation fortzusetzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Europäische Zentralbank (EZB) muss auf die anhaltend hohe Teuerung reagieren.
- Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde spricht über ein mögliches schnelleres Vorgehen.
- Unter anderem wird der Leitzins wohl erneut um 0,25 Prozentpunkte angehoben.
Im Euroraum stehen nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik die Weichen auf Zinserhöhung. Doch die anhaltend hohe Teuerung könnte die Europäische Zentralbank zwingen, schneller zu handeln. Das wäre nicht ohne Risiko. Europas Währungshüter könnten angesichts der hartnäckig hohen Inflation das Tempo bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik in den nächsten Monaten erhöhen.
«Wenn sich die Inflationsaussichten nicht verbessern, werden wir über ausreichende Informationen verfügen, um schneller zu handeln.» Dies sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, am Dienstag bei einer Konferenz der Notenbank im portugiesischen Sintra. «Angesichts der allgemeinen Aussichten wird der Prozess der Normalisierung unserer Geldpolitik entschlossen und nachhaltig fortgesetzt werden.»
Der EZB-Rat hatte bei seiner jüngsten regulären Sitzung am 9. Juni angesichts der rekordhohen Teuerung nach langem Zögern den Ausstieg aus der seit Jahren ultralockeren Geldpolitik beschlossen: Die milliardenschweren Anleihenzukäufe werden zum 1. Juli beendet.
Bei der nächsten regulären Sitzung des EZB-Rates am 21. Juli will die Notenbank die Leitzinsen erstmals seit elf Jahren wieder erhöhen, zunächst um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Für die September-Sitzung hat die Notenbank einen weiteren – dann womöglich grösseren – Zinsschritt in Aussicht gestellt.
Christine Lagarde will einheitliche Geldpolitik für 19 Staaten
Die Anhebung der Zinsen könnte vor allem für hoch verschuldete Staaten in Südeuropa zur Belastung werden. Die EZB hat daher bereits angekündigt, sie arbeite an einem neuen Anti-Kriseninstrument. «Das neue Instrument muss wirksam sein, gleichzeitig aber auch verhältnismässig und mit ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen versehen. Nur dann können die Mitgliedstaaten weiterhin eine solide Finanzpolitik verfolgen», sagte Christine Lagarde.
Die EZB-Präsidentin betonte, die Notenbank werde «eine ungerechtfertigte Fragmentierung» im Euroraum nicht hinnehmen. Die Normalisierung der Geldpolitik werde natürlich zu einem Anstieg der Renditen von Staatsanleihen führen, erklärte Christine Lagarde.
«Um die ordnungsgemässe Übertragung unseres geldpolitischen Kurses im gesamten Euroraum zu gewährleisten, müssen wir etwas sicherstellen. Diese Preisanpassung darf nicht durch eine destabilisierende Marktdynamik verschärft und verzerrt werden.» Wichtig sei, eine einheitliche Geldpolitik für den Währungsraum der 19 Staaten sicherzustellen. Dann sei es möglich, «die Zinssätze so weit wie nötig anzuheben».