Condor fliegt weiter - Staat soll Turbulenzen vermeiden
Thomas Cook ist pleite - aber Condor fliegt weiter. Damit das so bleibt, könnte Staatshilfe notwendig sein. Doch das ist womöglich nicht der einzige Ausweg für die Airline.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook verunsichert auch Passagiere der deutschen Airline-Tochter Condor.
«Viele Passagiere an den grösseren Flughafenstandorten Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Hamburg, Leipzig, München und Stuttgart sind betroffen», teilte der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen mit.
Fest steht aber: Condor fliegt vorerst weiter. Die Bundesregierung prüft, ob sie der bisher profitablen Fluggesellschaft einen Überbrückungskredit gewährt. Das könnte möglicherweise verhindern, dass sie im Sog der Thomas-Cook-Insolvenz ebenfalls in Schräglage gerät.
«Wir konzentrieren uns auch weiterhin auf das, was wir am besten können: Unsere Gäste pünktlich und sicher in den Urlaub zu fliegen», sagte Condor-Chef Ralf Teckentrup. Mit dem deutschen Reiseveranstalter von Thomas Cook sind nach Unternehmensangaben derzeit 140.000 Gäste unterwegs. Am Montag und Dienstag sollten 21.000 Menschen abreisen. Thomas-Cook-Urlauber, die planmässig nach Hause fliegen wollen, sind nicht betroffen. Sie werden von Condor befördert.
Condor hat rund 200 Millionen Euro als Überbrückungskredit beantragt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfuhr. Er soll Liquiditätsengpässe verhindern. Im Schnitt sind weniger als ein Fünftel der Condor-Passagiere Gäste der Thomas Cook-Veranstaltermarken.
Die hessische Landesregierung stellte ergänzende Hilfe für die Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt in Aussicht. «Grundsätzlich sind wir offen, Condor bei der Überbrückung der aktuellen Krise zusammen mit dem Bund behilflich zu sein, etwa durch eine ergänzende Landesbürgschaft», teilte die Landesregierung mit.
Die Pleite des Thomas-Cook-Konzerns beflügelt erneut die Spekulationen über einen Verkauf von Condor. Ein Lufthansa-Sprecher wollte sich zu einem möglichen Interesse von Europas grösster Airline an dem deutschen Ferienflieger am Montag nicht äussern.
Flughäfen und Gewerkschaften unterstützten die Bitte des Unternehmen um Staatshilfe. Die Fluggesellschaft hat 4900 Beschäftigte und unterhält 58 Flugzeuge. «Ein gesundes und für sich genommen wirtschaftlich stabiles Unternehmen verdient eine faire Chance, zu überleben», betonte auch die Flugbegleitergewerkschaft Ufo, ähnlich wie Verdi und die Vereinigung Cockpit.
Condor hatte im letzten vollständigen Geschäftsjahr bis Ende September 2018 rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet und vor Abzug von Zinsen und Steuern rund 43 Millionen Euro als Gewinn verbucht (Ebit). Für das aktuelle Geschäftsjahr wurde ein noch besseres Ergebnis im laufenden Geschäft erwartet.
Die Bundesregierung hatte im August 2017 nach der Insolvenz von Air Berlin einen Kredit über 150 Millionen gewährt, um die Fluggesellschaft vorerst in der Luft zu halten und die Rettungschancen zu verbessern. Viele Beschäftigte kamen bei den Käufern der Airline unter, der Kredit ist inzwischen zurückgezahlt.
Thomas Cook hatte im Februar all seine Airlines zum Verkauf gestellt. Lufthansa gab im Mai zwar ein vorläufiges Kaufgebot für Condor ab; besonders deren Langstreckengeschäft schien für die Lufthansa attraktiv. Doch schon nach wenigen Wochen rechnete Lufthansa-Finanzchef Ulrik Svensson nicht mehr damit, bei Condor zum Zuge zu kommen. Auch verschärften sich die Probleme der Lufthansa-Billigmarke Eurowings. «Eurowings wird sich selbst sanieren, und danach können wir über Zukäufe sprechen», hatte Svensson Ende Juni gesagt.