Containerschiff blockiert Suezkanal – Lieferengpässe drohen
Der Suezkanal, die wichtigste Seeverbindung zwischen Asien und Europa, wurde von einem Containerschiff blockiert. Die Folgen sind verheerende Lieferengpässe.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Containerschiff MS Ever Given steckt seit Mittwoch im Suezkanal fest.
- Der Suezkanal gilt als wichtigste Seestrasse zwischen Asien und Europa.
- Lieferungen mit Lebensmittel, Treibstoff und auch Impfstoff verzögern sich.
Ein Frachter ist im Suezkanal in der Nacht zu Mittwoch auf Grund gelaufen. Seither blockiert die MS Ever Given die wichtige Schifffahrtsstrasse zwischen Asien und Europa.
Acht Schlepperboote seien im Einsatz, um das festsitzende Schiff zu befreien. Dies teilte die ägyptische Suezkanal-Behörde mit. Zurückzuführen sei der Vorfall auf schlechte Sicht nach einem Sandsturm.
Containerschiff steht quer
Auf Bildern in den sozialen Medien war zu sehen, dass sich der Frachter quergestellt hatte. Sowohl nördlich als auch südlich des Kanals bildeten sich nach Angaben der Schiffsradare vesselfinder.com und marinetraffic Staus von Containerschiffen.
Der Vorfall habe sich am Dienstag ereignet, teilte das Seefahrts- und Logistikunternehmen GAC auf seiner Internetseite mit. An Bord des Frachters sei es zu einem Stromausfall gekommen.
Nach Angaben der Schiffsradare handelt es sich um den Frachter «Ever Given». Laut vesselfinder.com ist er 400 Meter lang und 59 Meter breit. Das 2018 gebaute Schiff fahre unter der Flagge Panamas, es sei aus China gekommen und auf dem Weg nach Rotterdam.
Es war zunächst unklar, wann die Schifffahrtsstrasse wieder freigegeben werden könne. Der Suezkanal ist eine Wasserstrasse, die das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet. Sie ist daher eine wichtige Seeverbindung und Handelsroute zwischen Asien und Europa.
Nicht viele Wege um den Suezkanal
Der Frachter «Ever Given» mit 400 Meter Länge und 58,80 Meter Breite gehört zu den grössten Containerschiffen der Welt. Davon gebe es inzwischen jedoch mehrere. Gemessen an der maximalen Zahl der Container auf dem Schiff sei «Ever Given» nicht das grösste Schiff.
Auch für erfahrene Seeleute ist es kein Leichtes, einen Stahlriesen bei Strömung und Seitenwind durch die schmale Schifffahrtsrinne zu steuern. Der Wüstenwind kann hier mit stürmischen 40 oder 50 Knoten pro Stunde über den Kanal fegen.
Um den Suezkanal führen in der Schifffahrt nicht viele Wege herum. Jedenfalls nicht für einen aus Saudi-Arabien oder dem Irak kommenden Öltanker, der unter engem Zeitplan Europa oder die USA ansteuert. Den Seeweg von Europa nach Indien verkürzt der Kanal um etwa 7000 Kilometer.
Der Umweg über das Kap der Guten Hoffnung könnte ein Schiff rund drei weitere Wochen kosten. Das ist wichtig im eng getakteten Welthandel. Im Jahr 2018 durchfuhren 18'000 Schiffe den Suezkanal, im Schnitt etwa 50 am Tag.
«Katastrophale Verzögerungen»
Von einem «kritischen Engpass» sprach die US-Energiebehörde in der Vergangenheit auch für den Handel mit Öl, Gas und Erdölprodukten. Dies hatte zur Folge, dass der Ölmarkt sofort mit einem Preisanstieg auf den Stau reagierte, wie die Zeitung «Dailymail» berichtet.
Der Schifffahrtsexperte Salvatore Mercogliano von der Campbell University in North Carolina sorgt sich derweil um die Transportverzögerungen. Mit der verstopften Seestrasse würden wichtige Lebensmittel-, Treibstoff- und sogar Impfstoff-Lieferungen wegfallen.
Mercogliano betont die Wichtigkeit der Seestrasse für den Welthandel: «Mit Ausbruch des Coronavirus hat sich auch der Welthandel verlangsamt. Jetzt noch das. Wir sprechen hier von katastrophalen Verzögerungen.»
Lieferketten geraten ins Stocken
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hofft auf ein möglichst schnelles Ende der Blockade. «Je länger die Sperrung andauert, desto drastischer werden die Auswirkungen dieser Sperrung sein.» Dies sagte Verbandssprecher Christian Denso der Deutschen Presse-Agentur.
Das Hauptproblem sei, dass niemand wisse, ob sich der Umweg um Kap Horn lohne. Schiffen drohen teure und langwierige Umwege, warnte die Allianz. Lieferketten gerieten unter anderem wegen der unpünktlichen Schiffe ins Stocken, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Holger Lösch.
Die Lage im internationalen Container-Seeverkehr sei ohnehin angespannt, die Blockade verschärfe sie nun noch einmal.