Corona und Online-Konkurrenz setzen Ikea unter Druck
Ikea bleibt trotz Corona Marktführer in der deutschen Möbelbranche. Aber den Schweden mit den grossen blauen Märkten sind bewegliche Angreifer auf den Fersen. Die Elch-Jagd wird online entschieden.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschlands grösster Möbelhändler Ikea steht nach fast zwei Jahren Corona-Krise unter dem Druck neuer Online-Konkurrenten.
Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben im vergangenen Geschäftsjahr 2021 (bis 30. August) auf seinem weltweit wichtigsten Einzelmarkt Umsatz verloren und erstmals seit langem auch Marktanteile abgegeben.
Ikea für 2G
Deutschland-Chef Denis Balslev warnte vor erneuten Geschäftsschliessungen in der Pandemie und warb für Zugangsmöglichkeiten für Geimpfte und Genesene. «2G ist viel besser als erneut zu schliessen», sagte er. Ikea sei darauf vorbereitet, die Regeln durchzusetzen.
Im Berichtsjahr waren die 54 blauen Möbelhäuser der Marke aus Schweden fünf Monate lang geschlossen, was trotz höherer Einzel-Bons zu einem Rückgang der stationären Erlöse um rund ein Viertel führte. Der Gesamtumsatz verfehlte mit 5,305 Milliarden Euro die Marke aus dem Rekordjahr 2020 um 3,2 Prozent. Dabei konnten die mehr als verdoppelten Online-Umsätze (plus 102,9 Prozent) die Einnahmelücken aus dem stationären Geschäft nicht vollständig auffangen. Der Marktanteil sank auf 8,09 Prozent, wie Balslev berichtete.
Kampf um Marktanteile
Als Herausforderer sieht Ikea aufstrebende Matratzenversender ebenso wie Otto und Amazon, die ihre Einrichtungsangebote ausgebaut haben. Ikea sei allerdings nicht gewillt, dauerhaft Marktanteile abzugeben, erklärte der Deutschland-Chef. Man habe die Transformation in einen Händler mit allen Kanälen sehr viel schneller bewältigt als gedacht. Seinen Online-Anteil konnte der Platzhirsch innerhalb eines Jahres von 16,2 Prozent auf nun 34,3 Prozent steigern. Dazu hätten auch die neuen Planungsstudios in Berlin beigetragen. Weitere Investitionen insbesondere in die Auslieferung stünden an.
Balslev kündigte auch Preiserhöhungen an. Probleme bereiteten die weltweit gestörten Lieferketten, höhere Transportkosten und die hohen Rohstoffpreise beispielsweise für Holz, Metall und Schaumstoffe. Derzeit beobachte man noch den Wettbewerb und werde auch an dem Ikea-Ziel der Erschwinglichkeit festhalten, meinte der Manager. Im Küchensegment sei Ikea bei den Möbeln zwar lieferfähig, habe aber wie die Wettbewerber grosse Schwierigkeiten mit den Elektro-Einbaugeräten, der sogenannten weissen Ware. Erneut wies Ikea darauf hin, für seine knapp 20.000 Mitarbeiter keine staatlichen Hilfen in Anspruch genommen zu haben. Man habe sie die ganze Zeit voll selbst bezahlt.