Coronavirus: Russland & China steigern Einfluss mit Impfgeschenken
Der Westen schaut bei Impfungen gegen Corona für sich. Anders Russland, China und Indien. Sie verschenken Impfungen an Staaten – wohl nicht ohne Hintergedanken.
Das Wichtigste in Kürze
- Westliche Staaten unterstützen ärmere Länder mit der Covax-Initiative nur finanziell.
- Anders Russland, China und Indien: Sie verschenken Impfungen an Drittstaaten.
- Hoffnung für arme Länder birgt ein Vorstoss innerhalb der Welthandelsorganisation.
Täglich werden hierzulande Tausende Impfdosen verimpft – ebenso bei unseren Nachbarn. Anders sieht es dafür in den ärmeren Ländern dieser Welt aus.
Zwar finanziert der Westen die globale Impfkampagne Covax der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Initiative setzt sich für eine gerechte Verteilung von Impfstoffen auf der Welt ein. Doch hapert es da nicht am Geld, sondern an der Menge der Impfstoffe.
Die Mehrheit der weltweit verfügbaren Impfdosen haben sich die westlichen Länder unter den Nagel gerissen. Während also die europäischen Länder, Nordamerika, und Co. fleissig impfen, geht es in vielen anderen Ländern schleppend voran.
Coronavirus: Russland, China und Indien springen ein
Hier springen Russland, China und Indien ein. Während der Westen sich momentan selbst versorgt, verschenken diese Länder Impfstoffe an Partnerländer. Wohl nicht ohne Hintergedanken.
Laut Daten von «Think Global Health» wurden 109 Länder mit Impfstoffen beschenkt, davon 42 afrikanische. Auf der Geber-Seite sind es nur deren 20 Länder – allen voran China und Indien, gefolgt von Russland. Dabei unterstützt China deren 65 Länder, Indien 48 und Russland 14.
Während Covax auf die Verteilung nach Bevölkerungsgrösse der Staaten setzt, scheint die Vergabe der Impfungen der Spenderländer jedoch willkürlich. So erhielt etwa die Dominikanische Republik Impfdosen für 125 Prozent der Bevölkerung. In Pakistan, Nigeria oder Äthiopien reichen die Impfstoff-Geschenke nicht mal für ein Prozent der Bevölkerung aus.
Somit ist klar, dass die geschenkten Impfdosen nicht unbedingt da landen, wo sie am dringendsten benötigt werden.
China setzt auf vertiefte Beziehungen
Bei den Impfstoffspenden aus China handelt es sich um Impfstoffe aus eigener Feder. Die Zulassung der WHO haben die Produkte von Sinopharm, Sinovac und Cansion noch nicht. Dennoch verimpfen die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain bereits seit Dezember einen chinesischen Impfstoff.
Daneben gehen Chinas Impfstoffe an Länder, welche beim neuen Seidenstrasse-Projekt der chinesischen Regierung mitmachen – insbesondere afrikanische und weitere Nahost-Staaten.
Ein Haken hat die chinesische Impfdiplomatie jedoch: Bis im Juni will China selbst 40 Prozent der rund 560 Millionen zählenden Bevölkerung durchimpfen. Laut Schätzungen sind bisher gerade mal rund vier Prozent der Chinesen geimpft.
Und nun kämpft auch das Reich der Mitte mit Lieferverzögerungen. Geht es China also bald so wie Indien und stoppt die Impfspenden?
Der Subkontinent ist weltweit einer der grössten Hersteller von Impfstoffen. Das Land verschenkte Impfungen vor allem an Nachbarländer wie Bangladesch, Burma, Nepal und Bhutan. Daneben waren es insbesondere andere Commonwealth-Staaten, bei denen Indien um Unterstützung buhlt, um global wieder mehr Einfluss zu gewinnen.
Doch aufgrund der tödlichen zweiten Welle des Coronavirus hat das Land zwischenzeitlich Impfstoffexporte eingestellt. Nun ist das Land selbst auf Unterstützung und medizinische Hilfe aus dem Ausland angewiesen.
Russlands fehlende Produktionskapazitäten
Ebenso setzt Russland bei seinen Impfspenden auf traditionelle Partnerländer. Darunter etwa Armenien, Weissrussland, Serbien, Nicaragua oder Vietnam.
Doch Russland hat ein Problem: Die Produktionskapazitäten für den eigenen Impfstoff Sputnik V sind derzeit noch beschränkt. Das Land setzt darum insbesondere auf Verkäufe von Lizenzen zur Herstellung. So wird der russische Impfstoff auch in Ländern wie Weissrussland, Serbien oder Argentinien hergestellt.
Paradoxerweise ist gerade die russische Bevölkerung skeptisch gegenüber Sputnik V. Gerade mal 30 Prozent der Bevölkerung zeigte sich zuletzt bereit, sich impfen zu lassen.
Steigt USA bald in Impfdiplomatie ein?
Beim geopolitischen Rivalen USA hingegen läuft die Impfmaschinerie auf Hochtouren. Bereits 40 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ist vollständig geimpft. Sollte bald durchgeimpft sein, dürfte möglicherweise auch Washington auf Impfdiplomatie setzen.
Grösster Hoffnungsschimmer für Dritte-Welt-Länder birgt jedoch ein WTO-Vorstoss. Über hundert Mitgliedsländer wollen Patente auf Corona-Impfstoffe aussetzten lassen. Auch die US-Regierung hat sich zuletzt dafür ausgesprochen.