Coronavirus: Wie nahe ist die Schweiz an der Situation bei Briten?
Die Situation mit dem Coronavirus spitzt sich in Grossbritannien immer mehr zu. Innert weniger Wochen haben sich die täglichen Neuinfektionen vervierfacht.
Das Wichtigste in Kürze
- Grossbritannien registriert derzeit täglich dreimal so viele Corona-Fälle wie im Frühjahr.
- Die Corona-Hospitalisationen haben in den letzten zwei Wochen um 40 Prozent zugenommen.
- Epidemiologe Egger warnt auf Twitter, dass die Schweiz auf einem ähnlichen Weg sei.
Grossbritannien befindet sich auf bestem Weg in die nächste Corona-Krise: Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist von rund 3500 Mitte September auf aktuell etwa 15'000 angestiegen.
Der britische Premier Boris Johnson spricht von einer «Vervierfachung» der Corona-Fälle in den letzten drei Wochen. Am gestrigen Montag vermeldete das Land 13'972 Neuinfektionen, das sind 11 Prozent mehr als noch genau eine Woche zuvor.
Besorgniserregend ist vor allem die starke Zunahme der Hospitalisationen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. In den letzten zwei Wochen sind diese gleich um 40 Prozent angestiegen. Aktuell befinden sich 3665 Corona-Infizierte in britischen Spitälern, das sind mehr als zu Beginn des Lockdowns am 23. März.
Britische Ärzte wappnen sich
Immer mehr Ärzte zeigen sich besorgt über die aktuelle Entwicklung in Grossbritannien: So zum Beispiel Jason Cupitt vom Victoria Hospital in Blackpool. Sein Spital sei «erschöpft und besorgt», sagt er in einem Interview dem TV-Sender «ITV». Die Ärzte würden sich «für einen unbestimmten Zeitraum» auf eine Situation wie damals im Lockdown einstellen.
Cupitt betreut derzeit acht mit dem Coronavirus infizierte Patienten auf der Intensivstation. «Wir sind sehr besorgt, wo dies noch hinführt und darüber, dass es wohl lange so bleiben wird.»
Immer mehr Hospitalisationen im Zusammenhang mit dem Coronavirus
Anfang Oktober wurden in Grossbritannien wöchentlich pro 100'000 Einwohner fünf Menschen mit dem Coronavirus hospitalisiert, Tendenz steigend. Spanien, das ebenfalls seit Wochen mit hohen Infektionszahlen kämpft, registrierte im September knapp sieben wöchentliche Hospitalisationen pro 100'000 Einwohner. Seither ist diese Zahl in Spanien stetig am Sinken.
Zudem steigen in Grossbritannien die Zahlen der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus seit Ende September wieder leicht an. Letzten Freitag vermeldete das Land 87 Todesfälle, das sind so viele wie seit dem 1. Juli nicht mehr.
Der britische Arzt Anthony Costello warnt nun: Es sei zu spät, das Virus mit Testen und Nachverfolgen im Zaum zu halten.
Und auch in der Schweiz wird die Situation wieder dramatischer. Matthias Egger sieht die Schweiz gar auf einem ähnlichen Weg wie Grossbritannien. Das schreibt der Ex-Präsident der Schweizer Covid-19 Task Force auf Twitter.
Wie steht die Schweiz im Vergleich mit Grossbritannien da?
Auch hierzulande sind die täglichen Neuinfektionen zuletzt stark angestiegen. Waren es Ende September rund 500 Fälle, gab es in den letzten Tagen oft zwischen 1000 und 1500 Neuinfizierte. Also kann man von einer Verdoppelung bis Verdreifachung der Neuinfektionen in den letzten zwei Wochen sprechen.
Weniger besorgniserregend ist bisher in der Schweiz die Zahl der Hospitalisationen: Gemäss BAG-Zahlen gab es in der Woche vom 28. September bis zum 4. Oktober (Kalenderwoche 40) 0,9 Hospitalisationen auf 100'000 Einwohner heruntergerechnet. Das ist 0,1 mehr als in der Woche davor.
Rechnet man hingegen die offiziellen BAG-Zahlen für letzte Woche auf 100'000 Einwohner herunter, ergeben sich 1,4 Hospitalisationen. Das ist zwar ein leichter Anstieg, aber grundsätzlich ein Wert, auf dem sich Grossbritannien Anfang September befand.
Zudem ist in der Schweiz die Auslastung der Intensivpflegebetten durch Corona-Patienten seit Monaten auf einem relativ tiefen Niveau. In der Kalenderwoche 40 waren es im Durchschnitt 32, wovon durchschnittlich 24 beatmet wurden. In Grossbritannien ist da hingegen seit Mitte September ein Aufwärtstrend erkennbar.
Die Entwicklungen bei den Hospitalisationen und der Auslastung der Intensivpflegebetten gilt es in den nächsten Wochen dennoch zu beobachten.