Deutsche Bank und Commerzbank brechen Fusionsgespräche ab

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Deutschland,

Aus der grossen Banken-Hochzeit wird nichts - aller Werbung aus der Politik zum Trotz. Deutsche Bank und Commerzbank sehen keinen Sinn in einem Zusammenschluss.

Die Zwillingstürme der Deutschen Bank stehen vor der Zentrale der Commerzbank (hinten rechts) in Frankfurt am Main. Aus einer Fusion der Institute wird nichts. Foto: Arne Dedert
Die Zwillingstürme der Deutschen Bank stehen vor der Zentrale der Commerzbank (hinten rechts) in Frankfurt am Main. Aus einer Fusion der Institute wird nichts. Foto: Arne Dedert - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutsche Bank und Commerzbank werden nicht fusionieren.

«Es war sinnvoll, diese Option einer innerdeutschen Konsolidierung zu prüfen», erklärten die beiden Konzerne in gleichlautenden Mitteilungen.

Nach «gründlicher Analyse» in den knapp sechswöchigen Gesprächen seien die Vorstände jedoch zu dem Schluss gekommen, .

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Commerzbank-Chef Martin Zielke begründeten die Entscheidung mit «Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch grossen Integration» einhergegangen wären.

Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner stellte sich hinter die Entscheidung, die am 17. März öffentlich gemachten Sondierungen zu beenden: «Die intensiven Gespräche und Analysen der vergangenen Wochen haben uns gezeigt, dass das Verhältnis von möglichen Risiken und Ertrag für unsere Investoren nicht attraktiv ist.»

Reichlich Kritik gab es an der Rolle des Bundesfinanzministeriums. Seit Sommer 2018 warben Ressortchef Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär, der ehemalige Goldman-Sachs-Deutschlandchef Jörg Kukies, ungewöhnlich lautstark für starke deutsche Banken. Der Bund ist seit einer Rettungsaktion mit Steuermilliarden in der Finanzkrise mit gut 15 Prozent grösster Anteilseigner der Commerzbank.

«Die global agierende deutsche Industrie braucht konkurrenzfähige Kreditinstitute, die sie in aller Welt begleiten können», bekräftigte Scholz am Donnerstag. Engere Kooperationen machten aber nur Sinn, «wenn sie sich betriebswirtschaftlich rechnen und auf ein belastbares Geschäftsmodell zusteuern», sagte der Minister.

Scholz habe die Fusion herbeireden wollen und «mit seinem amateurhaften Agieren kolossalen Schaden angerichtet», kommentierte der FDP-Finanzpolitiker, Florian Toncar, das Handeln des Ministers. Linken-Fraktionsvize Fabio De Masi bezeichnete den Abbruch der Gespräche als «Segen». Der Spitzenkandidat der Grünen für die Europawahl, Sven Giegold, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: «Es war von Anfang an unverständlich, dass Scholz als Sozialdemokrat diese Megafusion gegen den Willen der Belegschaft durchziehen wollte.»

Kritiker einer Fusion hatten von Anfang an vor allem einen gewaltigen Stellenabbau und mögliche Filialschliessungen als Argumente gegen die Banken-Hochzeit ins Feld geführt. 30 000 Jobs hätte ein solcher Zusammenschluss gekostet - so die Befürchtung der Gewerkschaft Verdi.

Die Nachteile hätten überwogen, bekräftigte Verdi-Chef Frank Bsirske, der auch Aufsichtsrat der Deutschen Bank ist, am Donnerstag: «Ein solcher Schritt hätte Zehntausende von Arbeitsplätzen gefährdet. Die Ergebnisse der Gespräche bestätigen zugleich unsere Einschätzung, dass ein solcher Schritt keinen ausreichenden Mehrwert bringen würde.»

Erleichtert reagierten auch die Betriebsräte der teilverstaatlichten Commerzbank. «Die Arbeitnehmervertreter in der Commerzbank begrüssen den Abbruch der Gespräche», heisst es in einer Stellungnahme des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Uwe Tschäge, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef des MDax-Konzerns ist. Nun gelte es, «gemeinsam die Zukunft der Commerzbank zu gestalten».

Beide Institute haben zehn Jahre nach der Finanzkrise noch grosse Baustellen, etwa in der IT oder bei juristischen Altlasten. Die Deutsche Bank müht sich seit Jahren, an frühere Milliardengewinne anzuknüpfen und schaffte 2018 nach drei Verlustjahren in Folge gerade so die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Skandale und Prozesse verschlangen über Jahre Milliarden, der Aktienkurs ist im Keller.

Immerhin: Das erste Quartal 2019 verlief für die Deutsche Bank nicht so schlecht wie von Marktbeobachtern befürchtet. Der Gewinn nach Steuern belaufe sich voraussichtlich auf rund 200 Millionen Euro, erklärte der Dax-Konzern am Donnerstag. Dabei federte die Bank einen Einbruch ihrer Einnahmen durch Einsparungen ab. Ein Jahr zuvor hatte die Bank 120 Millionen Euro verdient. Analysten hatten im Schnitt für das erste Quartal 2019 einen Rückgang auf 55 Millionen Euro erwartet.

Sewing zog eine zuversichtliche Zwischenbilanz: Schon jetzt ergebe sich «ein Gesamtbild, das viele nach dem schwachen Jahresstart nicht für möglich gehalten hätten.» Die Marktbedingungen hätten sich «gegen Ende des Quartals spürbar verbessert». Den detaillierten Bericht zu den ersten drei Monaten 2019 veröffentlicht die Deutsche Bank an diesem Freitag (7.00 Uhr).

Die Commerzbank stieg im vergangenen Herbst in die zweite Börsenliga ab und ist ebenfalls seit Jahren im Umbruch. Bei der Bilanzvorlage musste der Vorstand einräumen, dass das teilverstaatlichte Institut beim Thema Kostensenkung noch nicht am Ziel ist. Zudem zeichnet sich ab, dass die Bank auch 2020 noch wesentlich mehr Geld für einen Euro Gewinn aufwenden muss als mancher Konkurrent - etwa die ING.

Aufseher mahnten Deutsche Bank und Commerzbank nach dem Aus der Fusionsgespräche zu einer Fortsetzung ihres Umbaukurses. «Wir gehen davon aus, dass beide Banken ihre bereits eingeschlagenen Restrukturierungsanstrengungen, die erste positive Ergebnisse zeigen, konsequent weiterverfolgen», liess der für Banken- und Finanzaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling mitteilen. Derzeit erfüllten beide Institute «die aufsichtlichen Anforderungen an eine solide und stabile Bank. Das galt vor und während der Gespräche und ist auch jetzt uneingeschränkt der Fall», betonte Wuermeling.

Der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Hans-Walter Peters, nannte die Entscheidung zur Beendigung der Fusionsgespräche nachvollziehbar: «Die deutsche Wirtschaft ist stark genug, um mehreren Grossbanken Platz zu bieten. Eine Fusion wäre in der momentanen Situation ökonomisch nicht sinnvoll.»

An der Börse rutschten Papiere der Deutschen Bank nach anfänglichen Gewinnen ins Minus. Am Ende stand ein Verlust von 1,5 Prozent. Analyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan warf die Frage auf, welche Alternativen die Deutsche Bank denn nun habe. Aktien der Commerzbank fielen um 2,3 Prozent. Hier sprachen Händler von Gewinnmitnahmen, nachdem die Papiere seit Jahresbeginn um gut 40 Prozent geklettert waren.

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