Deutsche verübten ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts

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Deutschland,

Zu Kolonialzeiten verübte Deutschland einen Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia. Der Genozid ist bis heute nicht vergessen.

Uruanaani Scara Matundu, ein Vertreter der Herero-Gemeinde, sitzt in einem Park in Windhuk.
Uruanaani Scara Matundu, ein Vertreter der Herero-Gemeinde, sitzt in einem Park in Windhuk. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Zehntausende Herero und Nama haben die Deutschen während der Kolonialzeit getötet.
  • Das Massaker geht als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts in die Geschichte.

Die Massaker an den Herero und Nama im heutigen Namibia durch deutsche Kolonialtruppen gelten als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts. Am Mittwoch bat die Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, für das «schreckliche Unrecht» der deutschen Kolonialzeit «aus tiefstem Herzen um Verzeihung». Anlass war die zeremonielle Rückgabe in Berlin von während der deutschen Kolonialherrschaft gestohlenen und nach Deutschland gebrachten Gebeinen an Namibia.

Deutschland zählte das heutige Namibia von 1884 bis zum Ersten Weltkrieg unter dem Namen Deutsch-Südwestafrika zu seinen Kolonien. die Herero probten im Januar 1904 den Aufstand, nachdem deutsche Siedler ihre Frauen, ihr Land und ihr Vieh geraubt hatten. In wenigen Tagen töteten die Aufständischen 123 deutsche Zivilisten.

Brutale Reaktion der Deutschen

Die deutschen Besatzer reagierten brutal. Nach der Niederlage der Herero in der Schlacht am Waterberg drängten die deutschen Soldaten die überlebenden Männer, Frauen und Kinder in die Omaheke-Wüste und versperrten ihnen dort zugleich den Zugang zu den Wasserstellen. Der damalige deutsche Gouverneur der Kolonie Deutsch-Südwestafrika, Lothar von Trotha, hatte die planmässige Vernichtung der Volksgruppe der Herero angeordnet.

«Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen», erklärte von Trotha. Mindestens 60'000 Herero wurden daraufhin getötet. Überlebende wurden in Konzentrationslager gebracht. Anfang des 20. Jahrhunderts betrug der Bevölkerungsanteil der Herero im Gebiet des heutigen Namibia etwa 40 Prozent. Heute sind es nur noch sieben Prozent.

70 Prozent der Namas getötet

1904 erhob sich auch die Volksgruppe der Nama gegen die deutschen Kolonialherren. Bei deren brutaler Verfolgung starben etwa 10'000 Menschen. Opferverbände sprechen von 70 Prozent der Gesamtbevölkerung der Nama.

Die Bundesregierung verhandelt bereits seit 2015 mit der namibischen Regierung über eine Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit. Trotz der Bitte um Verzeihung durch Staatsministern Müntefering wartet Namibia nach wie vor auf eine formelle Entschuldigung Deutschlands.

Für die von Herero und Nama geforderten Entschädigungen sieht die Bundesregierung keine völkerrechtliche Grundlage und verweist auf hunderte Millionen Franken Entwicklungshilfe, die seit Namibias Unabhängigkeit 1990 geflossen sind.

Vor einem US-Bundesgericht ist seit März 2017 eine Sammelklage der Herero und Nama gegen Deutschland anhängig. Ob es zum Prozess kommen wird, ist nach wie vor nicht entschieden.

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