Klimaaktivist angefahren: LKW-Fahrer zeigt Reue
Im Juli schlug ein Vorfall zwischen einem LKW-Fahrer und Klimaaktivisten hohe Wellen. Der Fahrer hat seinen Job verloren und äussert sich nun öffentlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Juli 2023 fuhr ein deutscher LKW-Fahrer einen Aktivisten der «Letzten Generation» an.
- Der Fahrer wurde daraufhin zu einer Geldstrafe verurteilt und verlor seinen Job.
- Nun äussert sich Tobias Hebert und er erklärt, warum er das Urteil anficht.
Diesen Sommer kam es zu einer hitzigen Auseinandersetzung zwischen einem LKW-Fahrer und zwei Klimaaktivisten. Das Video davon, aufgenommen in Stralsund (D), ging um die Welt und sorgte dafür, dass der Fahrer seinen Job verlor. Dieser hat sich nun in einem «Bild»-Interview öffentlich geäussert.
Der 41-jährige Tobias Hebert schildert darin seine Sicht der Geschehnisse. Und sagt: «Der 12. Juli war der bisher schlimmste Tag in meinem Leben!»
Damals fuhr er, wie auf dem Video oben zu sehen, mit seinem LKW einen Aktivisten der «Letzten Generation» an. Verletzt wurde glücklicherweise niemand, doch für Hebert hatte dieser Vorfall dennoch ernsthafte Konsequenzen.
Erstes Gerichts-Urteil angefochten
Das Gericht verurteilte den Berufskraftfahrer am 13. Oktober zu einem Jahr Führerscheinentzug und einer Geldstrafe von 5400 Euro (5200 Franken). Diese begründete es mit gefährlicher Körperverletzung, gefährlichen Eingriffs in den Strassenverkehr und Nötigung.
Das Urteil liessen Hebert und sein Anwalt aber nicht auf sich sitzen: «Wir legten gegen die Entscheidung Einspruch ein», erklärt sein Anwalt Dirk Lüder. So wird der Fall vor dem Amtsgericht Stralsund neu verhandelt.
Hebert habe unter «enormem Zeitdruck gestanden»
Gegenüber der deutschen Zeitung gibt Hebert an, unter enormem Zeitdruck gestanden zu haben: «Ich transportierte Gase für medizinische Operationen. Normalerweise gibt es pro Tag maximal bis zu zwölf Touren.» An diesem Tag seien es aber 14 gewesen.
Von Medizinern soll er bereits Dinge gefragt worden sein wie, «wann sind Sie endlich da?» oder «kommen Sie noch heute?».
Experte widerspricht Heberts Behauptung
Hebert erklärt, dass er die Klimaaktivisten bereits aus der Ferne gesehen hatte und versuchte, ihnen über die Busspur auszuweichen. Als dies misslang, musste er eine Vollbremsung einlegen.
Er sei ausgestiegen, um die Aktivisten zu konfrontieren und von der Strasse abzubringen. Daraufhin sei Hebert weitergefahren, der Aktivist hatte sich demnach aber wieder auf die Strasse gesetzt.
Dabei behauptet Hebert, den Aktivisten nicht gesehen zu haben. Ein Unfall-Experte widersprach dieser Darstellung gegenüber der Zeitung, da die LKWs über spezielle Spiegel verfügen: «Wenn der Fahrer diese Spiegel nutzt, hätte er den Demonstranten definitiv sehen müssen.»
Jobangebote aus Deutschland und Frankreich erhalten
Unabhängig davon hofft sein Anwalt auf ein positives Ergebnis nach den erneuten Verhandlungen. Lüder: «Wir hoffen, dass mein Mandant seine Erlaubnis zum Fahren wieder erhält.» So könnte Hebert dann auch wieder seinem Beruf nachgehen.
Interessenten habe er genug, nach eigenen Angaben bekam er Jobangebote von Speditionen aus ganz Deutschland und sogar aus Frankreich. An Unterstützung und Spenden von verschiedenen Seiten mangle es Hebert ohnehin nicht. «Bis heute kam eine sehr gute fünfstellige Summe an», erklärt sein Anwalt.
«Ich danke allen Unterstützern, sie machen mir Mut», sagt Hebert. Aber der LKW-Fahrer erklärt auch: «So wie mich das Video zeigt, bin ich nicht, dass der Vorfall am 12. Juli eskalierte, tut mir leid.»