Deutscher wird wegen angeblicher Beleidigung Erdogans verhaftet

Sui Xin Yao
Sui Xin Yao

Türkei,

Ein deutsche Staatsbürger mit türkischen Wurzeln wurde während seines Türkei-Urlaubs verhaftet. Hüseyin M. hätte angeblich Präsident Erdogan beleidigt.

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Polizisten am Eingang des Polizeihauptquartiers in Ankara. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Türke mit deutscher Staatsbürgerschaft wurde in der Türkei verhaftet.
  • Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Präsidentenbeleidigung auf Facebook vor.
  • Die besagten Posts sind nicht zu sehen. Das Opfer sei eine «politische Geisel».

Hüseyin M., ein Türke mit deutscher Staatsbürgerschaft, verbrachte mit seiner Familie Urlaub in der Türkei. Die schwer bewaffnete Antiterroreinheit suchte ihn in der Nacht zum 25. August 2018 auf, um ihn in Untersuchungshaft zu bringen. Sie erklärte M., er hätte den türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan auf Facebook beleidigt, ihn als «Diktator» und «Kindermörder» bezeichnet – der Urlauber bestritt das. Eine unbekannte Person meldete Hüseyin M. der türkischen Polizei per E-Mail.

Die Staatsanwaltschaft liess M. noch am selben Tag wieder frei. Aber kurze Zeit später nahm die Polizei ihn erneut fest, wie der «Spiegel» schreibt: Es habe einen «Widerspruch durch den Staatsanwalt» gegeben. Bei der zweiten Anhörung vor einer Richterin erhielt M. eine Ausgangssperre. Tage später tauchte die Polizei zum dritten und letzten Mal auf – mit einem Haftbefehl.

Weder seine Ehefrau noch deutsche Diplomaten konnten mit dem Inhaftierten Kontakt aufnehmen. Gleichzeitig forderte die türkische Staatsanwaltschaft die Höchststrafe: vier Jahre Gefängnis wegen «Präsidentenbeleidigung». Am 11. Oktober wird der Prozess von Hüseyin M. in Akara eröffnet.

Die Beweismittel sind die zwei besagten Facebook-Posts mit den Beleidigungen Erdogans. Auf M.s Facebook-Seite sind die Posts, von denen Erdogan sich beleidigt fühlt, nicht zu finden. Der Bruder des Gefangenen vermutet einen Hackerangriff: «Mein Bruder wird als politische Geisel genommen».

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