England führt System zur Rückverfolgung von Corona-Infektionen ein
Das Wichtigste in Kürze
- England hat ein System entwickelt, um Corona-Ansteckungen zurückzuverfolgen.
- 25'000 Mitarbeiter identifizieren künftig die Kontaktpersonen infizierter Menschen.
- Wer mit einer kranken Person Kontakt hatte, soll sich selbst isolieren.
Die britische Regierung hat in England ein System zur Rückverfolgung von Coronavirus-Infektionen eingeführt.
Gesundheitsminister Matt Hancock appellierte am Donnerstag an die Menschen, die damit verbundenen Regeln einzuhalten. Dies sei eine «Bürgerpflicht», sagte er dem Radiosender BBC.
Tracking-App noch in der Testphase
Bei dem «Test and Trace»-System ermitteln 25'000 Mitarbeiter die Kontaktpersonen infizierter Menschen. Unterstützt werden sie von weiteren rund 27'000 Mitarbeitern in Kliniken und Testeinrichtungen. Jeder, der sich möglicherweise angesteckt hat, wird aufgefordert, sich zu isolieren, selbst wenn er keine Symptome aufweist. Geldbussen für Verstösse drohen nicht; Hancock betonte aber, es sei «im Interesse aller», sich daran zu halten.
Die Mitarbeiter sollen nach Regierungsangaben in der Lage sein, pro Tag die Kontaktpersonen von 10'000 Infizierten zu überprüfen. Das System sollte ursprünglich zusammen mit einer von der britischen Gesundheitsbehörde NHS entwickelten Tracking-App an den Start gehen. Diese befindet sich jedoch noch in der Testphase. Die Regierungen in Schottland, Wales und Nordirland verfolgen bei der Eindämmung des Virus eigene Ansätze.
Meiste Todesfälle in Europa
Grossbritannien ist innerhalb Europas das Land mit den meisten Corona-Todesfällen. Bis Mitte Mai starben dort nach Angaben des nationalen Statistikamts 46'000 Menschen an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus. Die offizielle Regierungszahl beläuft sich auf 37'460 Tote.
Wie die «Financial Times» berichtete, hat Grossbritannien unter den von der Pandemie schwer betroffenen Ländern sogar die höchste Corona-Sterblichkeitsrate. Dies, wenn man die sogenannte Übersterblichkeit in Betracht zieht.
Nach dem Statistikamt gab es in Grossbritannien seit der dritten März-Woche 60'000 mehr Tote als in den Jahren davor. Dies bedeute, dass 891 pro eine Million Einwohner in Grossbritannien direkt oder indirekt an den Folgen des Corona-Virus gestorben seien. Das folgerte die «Financial Times», die für ihre Studie ähnliche Angaben aus 19 Ländern verglich.
Demnach übertrifft die britische Rate die der anderen schwer betroffenen Länder, darunter die USA, Italien, Spanien und Belgien.
Viele Experten sehen in der Übersterblichkeit die beste Möglichkeit für internationale Vergleiche. Dies, da die Länder ihre offiziellen Daten zu den Corona-Todesfällen nach unterschiedlichen Kriterien erheben.