Karin Keller-Sutter bei Ratstreffen der EU-Finanzminister
Der schwelende internationale Handelskonflikt bleibt auch am Freitag das Hauptthema an den Börsen und sorgt für Unruhe. Die neuesten Entwicklungen im Ticker.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Zollkonflikt sorgt weiter für Unsicherheit an den Börsen.
- Wegen der US-Zölle ist der Franken auf Höchstkursen zu Euro und Dollar.
- China hat die Zölle auf US-Importe auf 125 Prozent erhöht.
- Die EU erwägt Abgaben für US-Techfirmen.
- Hier halten wir dich über die neusten Entwicklungen auf dem Laufenden.
US-Präsident Donald Trump hat nach heftigen Turbulenzen an den Börsen und Finanzmärkten seinen Kurs geändert: Gerade erst in Kraft getretene Zusatzzölle hat er für die meisten Länder 90 Tage ausgesetzt.
Es soll aber weiter ein allgemeiner Importzoll von zehn Prozent gelten. Die Zölle für Waren aus China erhöhte Trump unterdessen weiter auf 145 Prozent.
Die neuesten Informationen zum Zollstreit gibt es hier im Nau.ch-Ticker:
15.21 Uhr: EZB bei Finanzinstabilität durch US-Zölle «bereit» einzuschreiten
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach Angaben ihrer Chefin zum Einschreiten bereit, sollte die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump die finanzielle Stabilität bedrohen.
Die EZB beobachte die Situation und sei «jederzeit bereit, die ihr zur Verfügung stehenden Instrumente einzusetzen», sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am Freitag in Warschau nach Gesprächen mit den Finanzministern der Eurozone. Weitere Angaben zu möglichen Schritten machte Lagarde nicht.

«Was wir jüngst beobachtet haben, ist natürlich eine gewisse Volatilität», sagte Lagarde.
«Aber in Europa, und insbesondere im Euroraum, haben wir beobachtet, dass Marktinfrastrukturen und die Funktionsweise der Märkte, einschliesslich der Anleihemärkte, in einer geordneten Weise funktionieren.» Die nächste EZB-Ratssitzung findet in weniger als einer Woche statt.
14.54 Uhr: Karin Keller-Sutter in Warschau eingetroffen
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter ist in Warschau am Ratstreffen der EU-Finanzministerinnen und -minister eingetroffen. Das berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort.
Sie beraten heute vor dem Hintergrund des Handelskonflikts mit den USA die Wettbewerbsfähigkeit Europas.

Keller-Sutter war von der polnischen Präsidentschaft des Rates der EU eingeladen worden. In der EU übernimmt jeweils ein Mitgliedsstaat für sechs Monate die Präsidentschaft des Rates. Polen hält seit dem 1. Januar und noch bis Ende Juni den Vorsitz.
In dieser Rolle organisiert die Präsidentschaft informelle Treffen. Sie ermöglichen den Ministerinnen und Minister sich über diverse Themen auszutauschen. An den informellen Treffen werden keine Beschlüsse gefasst.
13.05 Uhr: EU-Finanzminister diskutieren Auswirkungen der US-Zölle
Der Handelskonflikt mit den USA prägt die Agenda der EU-Finanzministerinnen und -minister. Sie beraten am Freitag vor diesem Hintergrund die Wettbewerbsfähigkeit Europas. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter wurde für den Nachmittag am Treffen in Warschau erwartet.
«Es ist ein wichtiger, entscheidender Moment für die europäische Wirtschaft», sagte der polnische Finanzminister, Andrzej Domanski, der zum Treffen einlud, bei seiner Ankunft. Die EU brauche einen Deal mit den USA, der gut für die Wirtschaft und die Bürgerinnen und Bürger sei.

Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit besprechen die Ministerinnen und Minister die Fragmentierung des europäischen Finanzmarktes. Diese entstehe aufgrund unterschiedlicher nationaler Vorschriften und Aufsichtspraktiken, die Hindernisse für grenzüberschreitende Investitionen schufen, hiess es in einem Dokument zur Vorbereitung der Sitzung.
Anlass für das Treffen gab der informelle Rat für Wirtschaft und Finanzen. Die Schweiz wurde von der polnischen EU-Ratspräsidentschaft, die den Anlass organisierte, eingeladen.
11.56 Uhr: Von der Leyen erwägt Abgaben für US-Techfirmen
Im Handelskonflikt zwischen der EU und den USA haben beide Seiten Massnahmen auf Eis gelegt. Doch aus Brüssel kommen bereits Signale, was passieren kann, sollten Verhandlungen scheitern.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zieht Abgaben für amerikanische Tech-Riesen wie Google und Meta in Betracht. Falls die Verhandlungen im Handelskonflikt mit der US-Regierung von Präsident Donald Trump nicht zufriedenstellend verliefen, gebe es viele mögliche Gegenmassnahmen, sagte sie der «Financial Times».

So könnte man zum Beispiel eine Abgabe auf die Werbeeinnahmen digitaler Dienste erheben, sagte sie.
Die EU hatte am Donnerstag angekündigt, geplante Gegenzölle auf US-Produkte vorerst für 90 Tage auszusetzen. Zuvor hatte auch die US-Seite eine Pause von gleicher Dauer angekündigt und von ihr verhängte Sonderabgaben auf Importe aus anderen Ländern teilweise auf Eis gelegt.
11.10 Uhr: Neue Zölle Chinas setzen Börsen und Dollar unter Druck
Der Gegenschlag aus Peking versetzte den Börsen in Europa einen Schlag in die Magengrube. Der Schweizer Leitindex SMI drehte in die Verlustzone und fiel unter die Marke von 11'200 Punkten. Gegen 10.40 Uhr notiert der SMI bei 11'100 Zählern um 1,3 Prozent unter dem Vortagesschluss. Auch der deutsche Leitindex Dax gab um 1,1 Prozent nach, während die französische Börse um 0,8 im Minus liegt.
Der Zollkrieg treibt auch den Dollar nach unten und den Franken in die Höhe, da die Schweizer Währung von den Anlegern als sicherer Hafen gesucht ist. Der Dollar fiel unter die Marke von 0,82 Franken und kostet nur noch 0,8112 Franken. Zeitweise knickte die US-Währung gar auf 0,81107 Franken ein. Das ist ein neues Rekordtief.

Der Franken hat aber auch zum Euro zugelegt. Die Gemeinschaftswährung kostet aktuell 0,9294 Franken. Das ist fast ein Rappen weniger als am Donnerstagmorgen. Derweil verteuerte sich der Euro gegenüber dem Dollar auf 1,1449 Dollar. Das ist der höchste Stand seit Herbst 2022.
Grund für die Stärke des Frankens ist die Verunsicherung der Anleger durch die Unberechenbarkeit des US-Präsidenten. Dies führe dazu, dass Anleger ihr Geld aus dem Dollar abziehen würden, sagt ein Händler.
Belege dafür seien neben der Schwäche des Dollar auch der deutliche Anstieg der Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen. Und dieser Trend könnte noch anhalten, denn der Handelskrieg dürfte noch andauern, heisst es am Markt. Das erratische und aggressive Vorgehen von Trump habe viel Vertrauen zerstört.
10.48 Uhr: China ruft EU zur Zusammenarbeit auf
China hat im laufenden Handelsstreit die EU zur Zusammenarbeit aufgerufen. Bei einem Treffen mit Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez in Peking sagte Präsident Xi Jinping, dass China und die EU gemeinsam das internationale Handelsumfeld schützen und sich gegen einseitige und schikanöse Praktiken wehren sollten, um die internationalen Regeln und Ordnung zu wahren.
In einem Zollkrieg gebe es keine Gewinner und man isoliere sich selbst, erklärte Xi laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Sánchez sagte nach dem Treffen vor Medienvertretern: «Wir haben uns immer für Verhandlungen und eine einvernehmliche Lösung für eine Krise wie die derzeitige Handelskrise eingesetzt.» Davon ausgehend sei eine Tür zum Dialog offen. Er sei sich sicher, dass die Welt sowohl China als auch die Vereinigten Staaten brauche, sagte Sánchez.
Der Spanier ist der erste Regierungschef eines EU-Landes, der China seit den Zoll-Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump und der Eskalation im Handelsstreits besucht.
10.15 Uhr: China erhöht Zölle auf US-Importe auf 125 Prozent
China spricht von Erpressung, US-Präsident Donald Trump von schlechten Manieren. Der Zollstreit der beiden grössten Volkswirtschaften schaukelt sich immer weiter auf.
China zeigt sich im Handelsstreit mit den USA unnachgiebig: Die Gegenzölle auf US-Waren sollen von 84 auf 125 Prozent steigen, wie die Zollkommission des Staatsrates mitteilte. Wenn die Regierung in Washington auch in Zukunft Zölle auf chinesische Waren erhebt, die in die USA exportiert werden, werde China dies ignorieren, teilte die Behörde weiter mit.

Die Zölle hätten ein Niveau erreicht, bei dem für US-Waren, die nach China exportiert würden, keine Marktakzeptanz mehr bestehe, hiess es weiter. Inkrafttreten soll die Massnahme laut Mitteilung am 12. April.
US-Präsident Donald Trump hatte zuvor verkündet, die Zölle auf Importe aus China noch weiter auf 125 Prozent zu erhöhen. Anschliessend hatte die US-Regierung mitgeteilt, bereits eingeführte Zölle in Höhe von 20 Prozent nicht einberechnet zu haben. Damit liegt der Sonderzollsatz gegen China nun bei 145 Prozent, während Trump parallel für andere Länder bestimmte Aufschläge vorübergehend ausgesetzt hatte.
8.46 Uhr: Franken auf Höchstkursen zu Euro und Dollar
Der Schweizer Franken macht seinem Namen als sicherer Hafen derzeit wieder alle Ehre. Grund dafür ist die erratische Zoll- und Wirtschaftspolitik von US-Präsidenten Donald Trump, die Anleger aus dem Dollar in den Franken drängt.
Am Freitagmorgen kostet der US-Dollar noch 0,8203 Franken, das sind mehr als drei Rappen weniger als 24 Stunden zuvor. In der Nacht auf Freitag war der Kurs gar bis auf 0,8141 gefallen – ein Rekordtief. Seitdem hat sich das Paar nur wenig erholt. Zum Euro hat der Schweizer Franken im gleichen Zeitraum um rund einen Rappen auf 0,9273 zugelegt.

Derweil wird das Währungspaar Euro/Dollar mit 1,1302 nach 1,1216 am Vorabend und 1,0991 am Donnerstagmorgen bewertet. In der Nacht auf Freitag stieg der Euro gar bis zu 1,1383 Dollar und damit auf das höchste Niveau seit etwas mehr als zwei Jahren.
Grund für die Stärke des Frankens ist die Verunsicherung der Anleger durch die Unberechenbarkeit des US-Präsidenten. Dies führe dazu, dass Anleger ihr Geld aus dem Dollar abziehen würden, sagte ein Händler.
Belege dafür seien neben der Schwäche des Dollars auch der deutliche Anstieg der Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen. Und dieser Trend könnte noch anhalten, denn der Handelskrieg dürfte noch andauern, hiess es am Markt. Das erratische und aggressive Vorgehen von Trump habe viel Vertrauen zerstört.
7.45 Uhr: Unsicherheit an den Börsen
Der Zollkonflikt sorgt weiter für Unsicherheit an den Börsen: Während die Kurse in Japan deutlich nachgeben und damit den negativen Vorgaben der Wall Street gefolgt sind, haben sich die chinesischen Märkte stabilisiert.
Dagegen signalisiert der Broker IG für den Schweizer SMI vorbörslich ein Plus von knapp einem halben Prozent.

Am Vortag hatten zahlreiche Märkte mit Erleichterung auf die Zollpause von 90 Tagen des US-Präsidenten Donald Trump reagiert und kräftig zugelegt. Die US-Aktienmärkte legten dagegen am Donnerstag wieder den Rückwärtsgang ein.
Der Dow Jones Industrial schloss 2,5 Prozent tiefer und der marktbreite S&P 500 verlor 3,5 Prozent. Tags zuvor hatten die US-Börsen wegen der Zollpause für viele Länder – ausser China – kräftig zugelegt.
Der Schweizer SMI legte am Donnerstag in der Spitze um über 8 Prozent zu, verlor dann aber den Grossteil der Gewinne wieder und zum Schluss blieb noch ein Plus von 3,3 Prozent. Grund dafür waren neue Zölle für China.
Die US-Zollpolitik dürfte aber unberechenbar bleiben und die Märkte weiterhin durcheinanderwirbeln und enorme Unsicherheit bringen, meinte ein Händler. In den vergangenen Wochen sei sehr viel Porzellan zerschlagen worden.