Erdogan unter Druck: Jugend treibt Proteste in der Türkei voran
Landesweite Demonstrationen gegen die Regierung von Erdogan weiten sich aus. Für Samstag ist eine Grosskundgebung in Istanbul geplant.

Die Proteste in der Türkei gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan halten unvermindert an. Trotz Demonstrationsverboten gehen seit einer Woche täglich Tausende Menschen auf die Strassen, berichtet «Deutschlandfunk».
Auslöser war die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu am 19. März. Nun ist für Samstag eine Grossdemonstration in Istanbul geplant.
«In jede Stadt, in die wir kommen, werden wir die grössten Kundgebungen in ihrer Geschichte abhalten.» Das kündigte der Chef der oppositionellen CHP-Partei, Özgür Özel, an, wie «Tagesspiegel» berichtet.
Jugend fordert Veränderung
Besonders junge Menschen treiben die Proteste voran. Sie fordern politische und wirtschaftliche Reformen.

Die Opposition will die Demonstrationen fortsetzen, bis vorgezogene Präsidentschaftswahlen angesetzt oder Imamoglu freigelassen wird, berichtet «Spiegel».
Der populäre Politiker gilt als aussichtsreicher Herausforderer Erdogans bei der für 2028 geplanten Wahl.
Erdogan unter Druck
Erdogans Regierung steht zunehmend unter Druck. Die jahrelange Inflation und wirtschaftliche Probleme haben den Rückhalt in der Bevölkerung schwinden lassen.
Bei den Kommunalwahlen 2024 verlor Erdogans AKP landesweit die Mehrheit an die CHP.
«Ekrem Imamoglu ist auf jeden Fall ein guter Manager. Er ist ein fähiger Verwalter», erklärte der Politikwissenschaftler Erol Katircioglu gegenüber der «Tagesschau».
Seine Herkunft und sein muslimischer Hintergrund machten ihn für viele Wählergruppen attraktiv.
Boykottliste gegen Erdogan-nahe Firmen
Die Opposition verstärkt nun den Druck mit einer Boykottliste regierungsnaher Unternehmen. «Lasst uns von unserem Recht Gebrauch machen, dass uns der Konsum verleiht. Ignorieren wir diejenigen, die uns ignorieren», teilte die CHP auf X mit, wie die «Frankfurter Rundschau» berichtet.

Trotz der Repressionen zeigt sich die Opposition kämpferisch. «Wir werden diesen Kampf in einen vorgezogenen Wahlkampf verwandeln. Es gibt keine andere Wahl», betonte CHP-Chef Özel laut «Cumhuriyet».
Friedensprozess als Joker?
Überraschend hat die Regierung einen Friedensprozess mit der kurdischen PKK angestossen. Ende Februar verkündete PKK-Gründer Abdullah Öcalan die Absicht, den bewaffneten Kampf aufzugeben.
Ein Friedensschluss wäre für Erdogan ein historischer Erfolg, berichtet die «Tagesschau». Die kommenden Tage werden zeigen, ob die angekündigte Grossdemonstration am Samstag in Istanbul stattfinden kann.
Die Opposition hofft auf eine Rekordbeteiligung, um den Druck auf Erdogans Regierung weiter zu erhöhen.