Félicien Kabuga: Drahtzieher beim Völkermord in Ruanda?
In Den Haag hat der Prozess gegen Félicien Kabuga begonnen: Der Geschäftsmann soll den Völkermord in Ruanda unterstützt und finanziert haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Prozess gegen Félicien Kabuga hat am Donnerstag begonnen.
- Kabuga wird beschuldigt, den Völkermord in Ruanda unterstützt und finanziert zu haben.
- In Ruanda wurden 1994 innerhalb von wenigen Monaten mindestens 800'000 Menschen ermordet.
In Den Haag hat am Donnerstag der Prozess gegen einen mutmasslichen Drahtzieher und Finanizer des Genozids in Ruanda begonnen: Félicien Kabuga habe den Völkermord in Ruanda 1994 aktiv unterstützt und ermöglicht. So die Anklageschrift vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal.
Dem heute etwa 87-jährigen Félicien Kabuga werden Völkermord und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Es handelt sich dabei um einen der letzten Prozesse zum Völkermord in Ruanda.
1994 hatten in rund 100 Tagen Milizen der Hutu-Mehrheit Angehörige der Tutsi-Minderheit ermordet. Mindestens 800'000 Menschen verloren auf diese Weise ihr Leben. Überdies wurden hunderttausende Menschen Opfer von sexueller Gewalt.
Prozess in Abwesenheit von Félicien Kabuga
Der Prozess begann in Abwesenheit des Angeklagten. Kabuga habe die Teilnahme verweigert, sagte der Vorsitzende Richter Iain Bonomy. Kabuga ist einer der letzten Beschuldigten des Völkermordes. Fast 30 Jahre lang war er auf der Flucht.
2020 wurde er in Paris festgenommen und dem Gericht in Den Haag übergeben. Seine Anwälte hatten vergeblich mit Hinweis auf seine schwache Gesundheit die Einstellung des Verfahrens gefordert. Die Richter hatten aber verfügt, dass der Prozess in Den Haag stattfinden sollte, wo der Angeklagte medizinisch betreut werde. Normalerweise finden Verfahren zum Ruanda-Völkermord in Arusha in Tansania statt.
Kabuga war der Anklage zufolge 1994 «der reichste Mann Ruandas». Er verfügte über grossen politischen Einfluss und war eng mit der politischen Macht verbunden. Er hatte der Anklage zufolge die Hutu-Miliz Interahamwe finanziert. Er hatte sie mit Waffen wie etwa Macheten ausgerüstet und sie auch aktiv zur Gewalt angestachelt.
Ausserdem habe er den Radio- und TV-Senders RTLM gegründet, der zu den Massakern an der Tutsi-Minderheit aufgerufen hatte. Bei einer ersten Vorführung vor Gericht hatte Kabuga die Anklagen zum Völkermord in Ruanda als «Lügen» zurückgewiesen.