Foodwatch erklärt den Montag zum «Kinder-Überzuckerungstag»

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Deutschland,

Im Kampf für eine gesündere Ernährung haben Experten auch zu viel Zucker aus Süssspeisen und Getränken ins Visier genommen. Verbraucherschützer warnen: Kinder haben die empfohlene Jahresmenge bereits heute verzehrt.

Von heute an überschreiten 3- bis 18-Jährige die empfohlene Jahresmenge an Zucker. Denn sie sollten höchstens zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr durch freie Zucker aufnehmen. Nach Daten von 2016 waren es aber 16,3 Prozent. Foto: Jens Kalaene
Von heute an überschreiten 3- bis 18-Jährige die empfohlene Jahresmenge an Zucker. Denn sie sollten höchstens zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr durch freie Zucker aufnehmen. Nach Daten von 2016 waren es aber 16,3 Prozent. Foto: Jens Kalaene - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Kinder und Jugendliche in Deutschland erreichen nach einer Berechnung der Verbraucherorganisation Foodwatch an diesem Montag (12.

August) den «Überzuckerungstag» - sie haben dann laut Studiendaten schon so viel Zucker konsumiert wie für ein ganzes Jahr empfohlen.

Foodwatch kritisierte, die Branche vermarkte überzuckerte Lebensmittel aggressiv an Kinder. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) müsse sich für Werbebeschränkungen einsetzen, so dass nur noch ausgewogene Produkte gezielt an Kinder vermarktet werden.

Welche Zuckermenge wird empfohlen?

Basis der Berechnung sind der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und von Fachorganisationen wie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Demnach sollten höchstens zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr durch freie Zucker aufgenommen werden - laut einer Studie waren es bei 3- bis 18-Jährigen nach jüngsten Daten von 2016 aber 16,3 Prozent, wie Foodwatch erläuterte. Auf Grundlage dieses höheren Mittelwerts ergebe sich, dass Kinder und Jugendliche rechnerisch schon am 224. statt am 365. Tag ihr empfohlenes «Zuckerlimit» für ein ganzes Jahr erreichen - also am 12. August. Bei Männern wäre es demnach am 20. September, bei Frauen am 8. Oktober.

Welche Zuckerarten gemeint sind

Freie Zucker umfassen Zuckerarten, die Hersteller oder Verbraucher Lebensmitteln zusetzen, sowie den natürlich in Honig, Sirupen, Fruchtsaftkonzentraten und Fruchtsäften vorkommenden Zucker, heisst es in einem Fachpapier. DGE, Deutsche Adipositas Gesellschaft und Deutsche Diabetes Gesellschaft erläutern darin, eine hohe und häufige Zuckerzufuhr stehe in Zusammenhang mit Übergewicht und erhöhten Risiken etwa für Diabetes, Herz- und Gefässerkrankungen sowie Karies.

Ergebnis der «Donald»-Studie

Laut der (Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed) zum Ernährungsverhalten sei die Zufuhr freier Zucker bei 3- bis 18-Jährigen zurückgegangen, heisst es in dem Papier der drei Gesellschaften. Sie liege aber weiter deutlich über zehn Prozent. Auf diese Studie stützt sich auch Foodwatch.

Kritik an Lebensmittelhersteller

Foodwatch-Experte Oliver Huizinga kritisierte, die allermeisten Produkte, die etwa mit Comics und Spielzeugbeigaben gezielt an Kinder vermarktet würden, seien «masslos überzuckert». Der Ansatz von Ministerin Klöckner, die Lebensmittelindustrie freiwillig zu einer Zuckerreduktion zu bewegen, sei völlig unzureichend.

Im Kampf gegen Übergewicht nicht nur bei Kindern hatte das Kabinett eine Strategie verabschiedet, die dafür umstrittene Vereinbarungen mit den Herstellern vorsieht. Damit sollen viele Fertigprodukte bis 2025 allmählich neue Rezepturen bekommen. Laut ersten Zusagen sollen zum Beispiel Kinder-Joghurts mit mindestens zehn Prozent weniger Zucker auskommen. Klöckner will zudem den Zusatz von Zucker und Süssungsmitteln in Baby- und Kleinkindertees verbieten.

Versteckten Zucker in Kinderlebensmitteln aufspüren

Mit bunten Verpackungen und wohlklingenden Werbeversprechen buhlen Kinderlebensmittel im Supermarkt um die Gunst von Eltern und Nachwuchs.

Viele der vermeintlich gesunden Produkte enthalten aber viel versteckten Zucker, wie die Verbraucherzentrale Brandenburg erklärt. Daher gehören sie mehrheitlich in die Kategorie der Süssigkeiten und nicht in eine Brotbox, so die Experten.

So können hinter Aussagen wie «ohne Zuckerzusatz» oder «zuckerfrei» durchaus Zucker oder Süssstoffe stecken. Steht das erstere auf der Verpackung, darf das Produkt keine Ein- und Zweifachzucker wie Trauben- oder Haushaltszucker oder andere Lebensmittel mit süssender Wirkung wie Fruchtsirup enthalten. Zuckeraustauschstoffe und Süssstoffe sind dafür aber erlaubt. Auch in «zuckerfreien» Lebensmitteln dürfen noch maximal 0,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm oder Milliliter stecken.

Daher raten die Experten, sich nicht von der Werbung verführen zu lassen. Stattdessen lieber einen genauen Blick auf die Nährwerttabelle werfen. Dort ist auch der Zuckergehalt aufgeführt. Weitere Tipps und Informationen samt Rezeptideen finden Eltern auf der Webseite der Verbraucherzentrale.

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