Frankreichs Innenminister lässt nach Attentat Moschee schliessen
Nach dem Anschlag auf einen Geschichtslehrer nahe Paris wird eine Moschee geschlossen. Sie soll sich negativ gegenüber dem Opfer geäussert haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag wurde in der Nähe von Paris ein Lehrer von einem 18-Jährigen enthauptet.
- Nun wird eine Verbindung mit der Moschee in Pantin vermutet.
- Diese wird ab Mittwochabend für sechs Monate geschlossen.
Am Freitag wurde ein islamistischer Anschlag auf einen Geschichtslehrer verübt. Nun hat Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin die Schliessung einer Moschee in einem Vorort von Paris angeordnet.
Die Moschee habe beim Online-Dienst Facebook ein Video geteilt, in dem der Unterricht des getöteten Lehrers angeprangert wurde. So teilte das Innenministerium mit. Im Zusammenhang mit dem Fall gab es 34 Einsätze der französischen Polizei. Bis Dienstagmittag wurden 15 Menschen in Gewahrsam genommen.
Dem Imam der Moschee im Vorort Pantin wird vorgeworfen, das Opfer bedroht und die Adresse seiner Schule veröffentlicht zu haben. Die Moschee soll nach Angaben des Innenministeriums ab Mittwochabend sechs Monate lang geschlossen bleiben.
15 Menschen festgenommen
Die Polizei ging nach der Ermordung des Lehrers am vergangenen Freitag in dutzenden Einsätzen gegen Menschen und Vereinigungen vor. Sie stehen mutmasslich dem islamistischen Spektrum nahe. Die Islamisten stünden «nicht unbedingt in Verbindung» mit dem Mord an dem Lehrer, sagte Darmanin. Die Einsätze zielten vielmehr darauf ab, «eine Botschaft zu vermitteln: nicht eine Minute Aufschub für die Feinde der Republik».
Unter den 15 Menschen in Polizeigewahrsam befinden sich nach Angaben der Behörden vier Schüler aus Conflans-Sainte-Honorine. Dort hatte das Opfer als Lehrer gearbeitet. Ermittlerkreisen zufolge stehen einer oder mehrere Schüler im Verdacht. Sie sollen dem 18-jährigen Täter Hinweise auf das Opfer gegeben haben, möglicherweise gegen Geld.
Verwandte des Täters in Gewahrsam
Auch die Eltern, der Grossvater und der jüngere Bruder des mutmasslichen Täters befinden sich in Polizeigewahrsam. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde auch der Vater einer Schülerin festgenommen. Er soll sich mit dem Lehrer über dessen Unterricht gestritten haben.
Der Vater hatte sich im Internet darüber beschwert, dass der Lehrer seinen Schülern Nackt-Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt habe. Die Halbschwester des Festgenommenen soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft für die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nach Syrien gegangen sein.
Gedenkfeier und Orden für Opfer
Derweil wurden mehrere Gedenkfeiern zu Ehren des Opfers angekündigt. Am Dienstagabend soll in Conflans-Sainte-Honorine ein Gedenkmarsch stattfinden. Am Mittwoch findet eine nationale Gedenkfeier in Anwesenheit von Präsident Emmanuel Macron in Paris statt. Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer kündigte eine posthume Auszeichnung des Lehrers mit dem Orden der Ehrenlegion an.
Der 47-jährige Geschichtslehrer war am Freitag in der Nähe seiner Schule in Conflans-Sainte-Honorine von dem 18-jährigen Täter enthauptet worden. Er hatte mit seinen Schülern das Thema Meinungsfreiheit im Unterricht behandelt und dabei Mohammed-Karikaturen verwendet. Der Angreifer wurde nach der Tat von der Polizei erschossen.