Friedensnobelpreis geht an äthiopischen Regierungschef Abiy Ahmed
Das Wichtigste in Kürze
- Der Friedensnobelpreis 2019 geht an Abiy Ahmed.
- Damit geht die Favoritin Greta Thunberg leer aus.
Am Freitag wurde in Oslo die renommierteste politische Auszeichnung vergeben: Der Friedensnobelpreis.
Die Klima-Aktivistin Greta Thunberg galt im Vorhinein als Favoritin. Doch sie wird nicht ausgezeichnet. Stattdessen gewinnt Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed die Auszeichnung.
Er wird für seinen Einsatz für Frieden und internationale Zusammenarbeit ausgezeichnet. Vor allem zählte auch seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem äthiopischen Nachbarland Eritrea. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt.
Sein Heimatland Äthiopien hat der Regierungschef nach Jahren der repressiven Regierungsführung mit Reformen aufgerüttelt. Er startete einen Friedensprozess mit Eritrea, dessen Auswirkungen in der ganzen Region zu spüren sind. Und dem Sudan hat er zu einem politischen Wandel verholfen, der wohl in die Geschichtsbücher eingehen wird.
Auszeichnung als Signal: Weiter so
Zwar muss sich die Wirkung vieler Taten noch zeigen – noch ist nachhaltiger Frieden und Stabilität in der Region Zukunftsmusik. Doch die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis ist womöglich auch ein Signal: Weiter so.
Als Abiy im April 2018 in Äthiopien an die Macht kam, rechneten die wenigsten mit einem Umbruch. Der Vielvölkerstaat wurde jahrelang mit harter Hand geführt, die Macht wurde von einer einzigen ethnischen Minderheit dominiert. Oppositionsarbeit und Pressefreiheit waren eingeschränkt. Demonstrationen von Gruppen, die sich marginalisiert fühlten, wurden mit der ganzen Gewalt des Staates unterdrückt.
Der junge Politiker sollte die Gemüter im Land beruhigen. Doch Abiy hatte andere Pläne. In Windeseile setzte er eine Reform nach der anderen durch und brach dabei etliche Tabus: Er liess politische Gefangene frei, beendete einen Ausnahmezustand, strich Oppositionsgruppen von der Terrorliste und liberalisierte die Wirtschaft. Vor allem junge Äthiopier feierten den Reformer.
Als Abiy zu den 100 weltweit einflussreichsten Menschen gekürt wurde, schrieb Marathonläufer Feyisa Lilesa in «Time»-Magazin: «In der Geschichte Äthiopiens gab es noch nie einen Anführer wie ihn.»
Friedensnobelpreis in Oslo vergeben
Der Friedensnobelpreis wird im Gegensatz zu den anderen Nobelpreisen nicht in Stockholm, sondern in Oslo vergeben. Dort wird er am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel, auch überreicht. Für die Auswahl ist eine Jury zuständig, die vom norwegischen Parlament ernannt wird
Die Jury hatte in diesem Jahr die Wahl zwischen 301 Nominierten, unter ihnen 223 Persönlichkeiten und 78 Organisationen. Da die Namen der Kandidaten 50 Jahre lang unter Verschluss gehalten werden, ließ sich über den Preisträger vorab nur spekulieren.