Gewalt in deutschen Badis: «Frauen, Schwule und Juden Freiwild»
Die Situation in deutschen Badis wird immer prekärer: Übergriffe nehmen zu. Die Täter sehen besonders Frauen, queere Menschen und Juden «als Freiwild».
Das Wichtigste in Kürze
- Es kommt immer häufiger zu Gewaltszenen in deutschen Badis.
- Das Personal ist überfordert, die Polizei nimmt Räumungen vor.
- Einem Bademeister zufolge würden vor allem Frauen, LGBT-Menschen und Juden angegriffen.
Immer öfters kommt es in deutschen Badis zu Gewalt: Massenschlägereien. Morddrohungen und sexuelle Übergriffe. Dabei werden nicht nur die Gäste angegriffen, sondern auch die, die eigentlich für Ordnung sorgen sollten.
In Berlin ist die Situation besonders schlimm. In einem Freibad der deutschen Hauptstadt eskalierte die Situation so stark, dass sich das Personal krankmeldete. Die Badi musste deshalb auf unbestimmte Zeit schliessen.
Nun kommt ans Licht: Die Täter haben es oft auf Minderheiten abgesehen. Ein Berliner Bademeister, der anonym bleiben will, sagt zu «Bild»: «Frauen, Schwule, queere Menschen und Juden, die hier einfach nur entspannen wollen, werden von den Tätern gezielt beleidigt, bespuckt und tätlich angegriffen.»
Der Grund für die Attacken: «Diese Menschen passen nicht in ihr Weltbild und sind Freiwild», berichtet er.
Jugendliche kommen in 20er-Gruppen und pöbeln herum
Der Bademeister ärgert sich: «Seit diesem Jahr ist alles nur noch irre.» Am Morgen sei es noch angenehm. Die Rentnerinnen und Rentner und die Familien, die kommen würden, seien respektvoll. Sie würden auf ihn hören, wenn er etwas sage.
Ab Mittag dann kämen Jugendliche in Gruppen, von zum Teil über 20 Leuten, ins Freibad. Wenn er ihnen etwas sagen würde, kämen Drohungen zurück.
Teils gebe es sogar Morddrohungen wie «Ich steche dich ab, du H****sohn.» Beleidigungen, Faustschläge und Tritte seien quasi an der Tagesordnung.
Polizei patrouilliert durch Badis
«Wir wollen alle gesund wieder nach Hause kommen», erzählt der Bademeister. «Wir hören so oft, dass die Täter draussen auf uns warten oder wissen, wo wir wohnen. Wir bangen um unsere körperliche Unversehrtheit und hoffen nur, dass der Tag bald vorbei ist. Ich wohne zum Glück weit weg vom Bad.»
Von den Vorgesetzten fehle die Unterstützung, sagt der Bademeister. Er fühle sich mit dem Problem alleine gelassen. Er habe weder ein Antigewalt- oder Selbstverteidigungskurs noch psychologische Hilfe nach einem Angriff erhalten oder angeboten bekommen.
Vor vielen Freibädern werden mittlerweile Taschenkontrollen durchgeführt, mobile Wachen engagiert. Die Polizei patrouilliert vielerorts in zivil durch die Bäder. Wenn es eskaliert, müssen sie trotzdem geräumt werden.
Am Freitag kündeten die Berliner Bäder-Betriebe zudem ein weitere Massnahme an: Ab Samstag soll der Eintritt in Freibäder nur noch mit einem Ausweis möglich sein. Neben dem Personalausweis könnten Besucherinnen und Besucher auch ihren Führerschein oder einen Schülerausweis vorzeigen.