Seit Tagen wird in Herne nach einer Gift-Kobra gesucht. 30 Menschen mussten aus Sicherheitsgründen ihre Wohnungen verlassen - und dürfen vorerst nicht zurück. Das Tier blieb auch am Mittwoch verschwunden. Notfalls soll das Haus eingepackt und begast werden.
Mit Abstand und Handy aufgenommen: die entwichende Monokelkobra im Treppenhaus. Foto: Collin Bleck
Mit Abstand und Handy aufgenommen: die entwichende Monokelkobra im Treppenhaus. Foto: Collin Bleck - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Drama um eine hochgiftige Kobra in einem Herner Mietshaus dauert an: Reptilien-Spezialisten der Feuerwehr Düsseldorf begannen am Mittwoch damit, die Kellerräume der insgesamt vier miteinander verbundenen Häuser genauestens abzusuchen.
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«Die Suche wird ein paar Tage dauern», sagte Marco Diesing von der Feuerwehr Herne. Mindestens so lange dürfen die 30 Bewohner aus Sicherheitsgründen weiterhin nicht in ihre Wohnungen zurück. Nur kurze Besuche, um persönliche Gegenstände zu holen, sind möglich. Bereits am Sonntag hatten sie ihre Wohnungen räumen müssen.

Bleibt die Suche im Keller erfolglos, sollen nach und nach auch alle anderen Räume im Haus durchsucht werden. Auch das Aufstellen von Wärme- oder Köderfallen wird erwogen. Bleibt die Schlange verschwunden, soll notfalls Gas eingesetzt werden. Eine Spezialfirma entwickele bereits Pläne dafür, sagte Diesing weiter.

Nach Angaben von Ordnungsdezernent Johannes Chudziak würde dabei das komplette Haus unter Folie verpackt und dann 24 Stunden lang begast. «Danach ist die Schlange auf jeden Fall verstorben.» Dies garantiere die Firma. Wegen der nötigen Vorbereitungen wäre solch eine Massnahme allerdings erst in etwa 14 Tagen möglich.

Die hochgiftige Monokelkobra war am Sonntag in einem Treppenhaus der miteinander verbundenen Häuser von einer Bewohnerin entdeckt worden. Die Stadt vermutet, dass die Kobra aus der Wohnung eines Mieters stammt, in der dieser 20 Giftschlangen hielt. Die Stadt geht zudem davon aus, dass sich das gefährliche Tier noch in einem der Häuser befindet.

In der NRW-Politik wird angesichts des Vorfalls die Forderung nach Auflagen für die Haltung von giftigen Tieren wie Schlangen oder Skorpionen immer lauter. «Ich persönlich bin gegen die Haltung sehr gefährlicher Tierarten in Wohnungen oder Häusern», hatte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) am Dienstag gesagt. Forderungen nach einem entsprechenden Gesetz kommen auch von SPD und Grünen.

Bisher gelten für die Haltung wildlebender Tiere in Privathaushalten in Nordrhein-Westfalen kaum Vorgaben, solange Artenschutz-Regeln erfüllt werden. SPD und Grüne hatten bereits 2014 - damals als Regierungsfraktionen - ein Gefahrtiergesetz angestrebt. Der Vorstoss war aber vor allem am Widerstand der Kommunen gescheitert. Sie hielten unter anderem die behördlichen Überwachungsaufgaben für nicht leistbar. Unterschiedliche rechtliche Einschränkungen für Gefahrtiere gibt es dagegen bereits in mehreren anderen Bundesländern - etwa in Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen.

Die 17-jährige Bewohnerin Lisa-Marie Schapeit hatte die Schlange am Sonntag auf dem Weg zum Briefkasten entdeckt und die Polizei gerufen. «Ich bin die erste Treppe runter und habe schon so komische Geräusche gehört», berichtete sie der dpa am Mittwoch. Dann habe sie die Schlange zwischen zwei Wohnungstüren kriechen sehen.

Das Tier habe die ganze Zeit gezischt. «Ich stand da in Panik und habe angefangen zu zittern.» Schnell sei sie zurück in ihre Wohnung und habe die Tür verriegelt. Ihr Freund habe dann noch ein Foto gemacht. Später war die Schlange nicht mehr zu sehen. Die 17-Jährige und ihr Freund sind vorübergehend in einer Notunterkunft in Herne untergekommen. Die meisten Bewohner der betroffenen Häuser fanden laut Stadt bei Bekannten und Verwandten Unterschlupf.

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