Greenpeace Experte warnt vor Giftstoffen in verlorenen Containern

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Türkei,

Einige der in der Nordsee verschollenen Container enthalten Gefahrenstoffe. Die Hoffnung schwindet, diese zu finden. Die Giftstoffe könnten der Umwelt schaden.

Die Container treiben in der Nordsee. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Nordsee hat ein Frachtschiff 270 Container verloren, einige davon mit Giftstoffen.
  • Der Greenpeace-Chemie-Experte erklärt die Gefahren dieser Situation.

270 Container irren in der Nordsee umher. Das grösste Containerschiff der Welt, die «MSC Zoe», hatte diese im Sturm verloren. 30 der Container sind inzwischen an Inseln. Zur Freude der Anwohner, denn diese dürfen gefundenes Treibgut behalten – jedenfalls in den Niederlanden.

Greenpeace macht sich Sorgen um die Umwelt

Weniger Freude hat Greenpeace. Chemie-Experte Manfred Santen sagt zu Nau: «Sorge bereitet die Havarie in jedem Fall. Die hohe Zahl von 270 über Bord gegangenen Container macht einen deutlichen Anteil der jährlich verloren gehenden Container aus.»

Das Problem: die Container sinken. Michael Friedrich koordiniert das Havarie-Kommando in Cuxhaven. Er erklärt gegenüber «SRF»: «Wir finden sie mit den Flugzeugen, fahren mit den Schiffen hin und dann sind sie zum Teil schon gesunken – es ist also ein Wettlauf gegen die Zeit.» Greenpeace-Experte Santen warnt: «Die Container stellen eine Gefahr dar für die Schifffahrt, egal ob sie an der Oberfläche treiben oder sinken. Denn die Nordsee ist um den Havariebereich nur 20 Meter tief.» Das Gebiet sei deshalb für Schiffe gesperrt, erklärt Friedrich.

Manfred Santen ist Diplom-Chemiker und bei Greenpeace Deutschland für Chemie und Green IT zuständig. - Greenpeace

Container mit Gefahrenstoffen noch nicht gefunden

Darüber hinaus droht eine weitere Gefahr: Drei der Container sollen Gefahrenstoffe enthalten. «Wir haben noch keinen gefunden, in dem Giftstoffe sind», sagt Havarie-Kommandant Friedrich dazu. «Die Container verfügen über Nummern, über welche wir zurückverfolgen können, was drin ist. Leider schwimmen die Container so in der Nordsee, dass wir die Nummern nicht sehen können. Wir können bloss die Farbe erkennen. Das hilft uns aber leider nicht viel weiter.»

Angeblich handelt es sich bei den Giftstoffen um Dibenzoylperoxid, einen Ausgangsstoff in der Kunststoffproduktion, wie Chemie-Experte Santen weiss. «Organische Peroxide sind reaktiv und entzündlich. Allerdings ist die Gefahr der Selbstentzündung bei den niedrigen Temperaturen relativ gering.» Wahrscheinlich seien die Container Aufgrund der Dichte der Chemikalie gesunken. «Umso wichtiger ist es, die Container zu finden, um zu verhindern, dass die Chemikalie freigesetzt wird und Fische und andere Meeresorganismen schädigen kann.»

Wenig Hoffnung, dass die Container geborgen werden

Michael Friedrich ist jedoch wenig zuversichtlich, dass die Container noch gefunden werden. Denn: «Wenn ein Container länger als 48 Stunden im Wasser treibt, dann sinkt er.» Greenpeace fordert deshalb Massnahmen. «Es wäre sinnvoll, Gefahrgut-Container mit Ortungssystemen auszustatten», sagt Santen. «Diese gewährleisten, dass die Behälter auch bei Wassereintritt gefunden werden können. Technisch wäre das umsetzbar, z.B. durch Notrettungssysteme mit automatisch auslösenden Bojen.»

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