Griechenland: Mindestens 50 Tote bei Waldbränden
Die schweren Waldbrände in Griechenland haben bereits 50 Opfer gefordert, währenddessen rückt das Feuer langsam auf Athen zu.
Das Wichtigste in Kürze
- Griechenland wird derzeit von schweren Waldbränden heimgesucht.
- Nun trauert das Land um die ersten Todesopfer.
- In der Region um die griechische Hauptstadt Athen wurde der Notstand ausgerufen.
Die ausser Kontrolle geratenen Waldbrände nahe Athen haben mindestens 50 Menschen das Leben gekostet und für viele Griechen existenzbedrohende Ausmasse angenommen. Nahe dem Ort Rafina hätten Einsatzkräfte weitere 26 Leichen entdeckt, berichteten Rot-Kreuz-Helfer und der Vizebürgermeister der Region Girgos Kokkolis am Dienstag. Wie der griechische Regierungssprecher Dimitris Tzanakopoulos am Dienstagmorgen im Fernsehen sagte, wurden zudem rund 150 Menschen durch die westlich und östlich der Hauptstadt lodernden Flammen verletzt, einige von ihnen schwer.
Fernsehreporter vor Ort berichteten, dass die Zahl der Opfer noch deutlich steigen dürfte, da in verschiedenen Orten im Osten Athens immer neue verkohlte Leichen entdeckt würden. Im Grossraum Athen wurde der Notstand ausgerufen.
Reporter des Nachrichtensenders Skai berichteten, in einem Haus seien die Leichen von zwei Frauen mit ihren Kindern entdeckt worden. «Die Frauen hatten ihre Kinder in ihrer Verzweiflung umarmt, um sie vor den Flammen zu schützen», sagte ein Reporter des Senders. Auch die Leiche eines weiteren Kleinkindes sei entdeckt worden. Die Feuerwehr wollte am Vormittag eine Bilanz ziehen. Informationen über Touristen unter den Opfern lagen zunächst nicht vor.
In der Hafenstadt Rafina drangen die Flammen bis in den Stadtkern hinein. Tausende Menschen flohen aus der Region. Hunderte retteten sich vor den Flammen ins Meer. Stundenlang zogen Fischer und vorbeifahrende Schiffe die Menschen aus den Fluten. Im Hafen von Rafina zeigten Dutzende Menschen Fotos ihrer Verwandten und fragten Passanten, ob sie sie gesehen hätten.
Die Feuer waren so gross, dass Rauchwolken über Athen hingen und die Sonne verdunkelten. In der Region westlich und östlich der Hauptstadt haben Tausende Athener ihre Ferienwohnungen. Mehrere Bürgermeister schilderten Reportern, dass allein im Osten Athens mehr als 200 Häuser und Hunderte Autos zerstört oder beschädigt worden seien.
«Es ist das sogenannte schlimmste Szenario eingetreten», sagte der Chef des griechischen Zivilschutzes, Giannis Kapakis, im Fernsehen. Die Flammen wüteten in einem dicht mit Pinien bewaldeten Gebiet, wo es überall Ferienhäuser gibt. Viele Einwohner flüchteten in Panik, mehrere Kinder-Zeltlager mussten evakuiert werden. Strom, Telefon und Internet fielen in einigen Regionen aus. Wegen der starken Rauchbildung wurden die Autobahn und die Bahnstrecke zwischen Athen und Korinth gesperrt.
Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras brach einen Besuch in Bosnien-Herzegovina vorzeitig ab und eilte nach Athen zurück. «Meine Gedanken sind bei den Menschen und den Einsatzkräften», sagte er dem griechischen Fernsehsender ERT.
Er äusserte den Verdacht, dass Brandstifter hinter den Feuern stecken könnten. Tsipras ordnete an, dass Feuerwehren anderer Regionen sowie das Militär nach Athen zur Hilfe kommen, wie das Staatsradio berichtete. Zudem habe Griechenland andere Länder der EU um Hilfe gebeten, sagte eine Feuerwehrsprecherin am Montagabend.
Zurzeit herrschen in Griechenland Temperaturen um die 40 Grad. Zudem wehen in der betroffenen Region Windböen der Stärke sieben. Für die Feuerwehr, freiwilligen Helfer und das Militär kommt erschwerend hinzu, dass sie nach Einbruch der Dunkelheit ohne Hilfe der Löschflugzeuge und Hubschrauber gegen die Flammen kämpfen müssen. «Es wird eine lange Nacht werden», sagte ein Feuerwehrmann im Fernsehen.