Grosser Streik in Grossbritannien könnte Weihnachten vermiesen
In Grossbritannien haben Eisenbahn- und Post-Angestellte sowie das Pflegepersonal und Busfahrer mit Streik gedroht. Chaos ist an Weihnachten vorprogrammiert.
Das Wichtigste in Kürze
- In Grossbritannien streiken Tausende Menschen in mehreren Sektoren.
- Das könnte vor und über Weihnachten für Chaos und Unmut sorgen.
- Die Regierung zeigt sich nur begrenzt verhandlungsbereit.
Grossbritannien verzeichnet seit Monaten eine politische Krise nach der anderen. Die letzte sind grossflächige Streiks: Sie könnten den Briten die Festtage vermiesen.
Wie mehrere Medien schreiben, haben Angestellte der Post und der Eisenbahn sowie auch Busfahrer Streiks angekündigt. Heute Donnerstag sind zudem Zehntausende Pflegepersonen auf die Strasse gegangen, so der «Guardian».
Sie alle klagen über nicht ausreichenden Lohn aufgrund der steigenden Lebenskosten: Im Vereinigten Königreich betrug die Inflation im November 9,3 Prozent. Zudem fordern sie bessere Arbeitsbedingungen.
Sunak hofft, dass der Streik den Gewerkschaften schadet
Viele erinnert diese Situation an die späten 70er-Jahre: Nach dem von gewerkschaftlichen Streiks angerichteten Chaos übernahm die «eiserne Lady» Margaret Thatcher als Premierministerin das Ruder. Für Rishi Sunak, den heutigen Premier, könnte es ebenfalls eine politische Chance sein.
Sunak, seine Regierung und konservative Medien hoffen, dass die Streiks den Gewerkschaften schaden. Wenn Weihnachtsgeschenke nicht rechtzeitig ankommen, weil im Sortier-Zentrum der Post alle streiken, könnte das für Unmut sorgen.
Oder auch, wenn Hoteliers und Restaurateure keine Touristen mehr bedienen können, weil sie nicht mehr reisen können. Die Sendung «Good Morning Britain» von «ITV» versuchte, ebendieses Narrativ zu bedienen.
“Richard, why don’t you just interview yourself?”💀 pic.twitter.com/5DlcKlB8ob
— Sofia Akel (@sofiaakel) December 13, 2022
Ein Streik über Weihnachten sei «ein Akt des Sadismus und der Lieblosigkeit», beteuerte der Moderator. «Was ist aus der weihnachtlichen Güte geworden?»
Mick Lynch, der Generalsekretär der Eisenbahngewerkschaft, antwortete: «Der Streik über Weihnachten wird während des ‹Christmas Closedown› stattfinden. Es werden nach dem Abend des 24. Dezember keine Personenverkehrsdienste laufen.» Der Streik habe also keine Auswirkungen auf Weihnachten.
Bevölkerung ist auf der Seite der Gewerkschaften
Gemäss einer Umfrage von «Yougov» bleibt die Unterstützung für die Streiks in der Bevölkerung gross. Dies, obwohl gemäss dem «Guardian» nur 20 Prozent des Zugverkehrs in Betrieb ist: 59 Prozent der Befragten finden trotzdem, dass Eisenbahnangestellte streiken dürften. Beim Pflegepersonal sind es nur 52 Prozent, obwohl es ihr allererster Streik überhaupt ist.
Wie geht es jetzt weiter? Die Regierung und die Chefetage der Eisenbahnunternehmen verhandeln mit der Gewerkschaft über ihre Forderungen. So wie es aussieht, könnten diese Verhandlungen aber lange dauern. Die Streiks werden also wohl bis Ende Jahr stattfinden, und das nicht nur im Schienenverkehr.
2023 will Rishi Sunak zudem die «Anti-Streik»-Gesetzgebung verabschieden, wie er der «Daily Mail» gegenüber sagte. Demnach könnte Angestellten im Gesundheitssektor etwa die Möglichkeit des Streikens verwehrt werden. Die Regierung überlege sich aber auch, «Mindestservicelevels» in wichtigen Sektoren einzuführen.